Das Wort "DAX" steht im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse an einer Tafel.
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Der deutsche Aktienindex DAX zeigte in den vergangenen Wochen nach oben. Experten erwarten zwar eine Korrektur, bleiben aber optimistisch.

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DAX zuletzt auf Rekordjagd: Wie sind die Aussichten?

DAX zuletzt auf Rekordjagd: Wie sind die Aussichten?

S&P 500, Nasdaq und DAX eilten Herbst 2023 bis zur Faschingszeit von Rekord zu Rekord. Doch pünktlich zum Aschermittwoch macht sich Ernüchterung breit. Schuld sind die neuen US-Inflationszahlen. Wie geht es im laufenden Jahr weiter?

Über dieses Thema berichtet: Das Verbrauchermagazin am .

Mit den Inflationsdaten aus Amerika ist die Hoffnung auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Mai passé. Die Teuerung dort ist weniger stark zurückgegangen als erwartet. Die deutlichen Verluste an der Wall Street zum Ende des Faschingsdienstags könnten durchaus das "Vorbeben" gewesen sein für eine Korrektur an den Aktienmärkten. Dies meint der Vermögensverwalter Jens Ehrhardt aus Pullach bei München gegenüber BR24. Unter einer Korrektur verstehen die Finanzprofis einen Rückgang um zehn Prozent, der einige Monate andauert.

Rücksetzer an den Börsen im ersten Halbjahr 2024?

Das neue Zinsszenario in den USA ändert zunächst zwar nichts an den hiesigen Zinserwartungen, denn die EZB entscheidet eigenständig, mit Blick auf die Datenlage im Euroland. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass der DAX seine Rally fortsetzen könnte, sollten die US-Leitbarometer immer weiter ins Minus abdriften.

Ein Rücksetzer an den Börsen im ersten Halbjahr wäre auch deshalb kein Wunder, weil die zurückliegende monatelange Rekord-Rallye nur von einer Handvoll Aktien getragen wurde, nicht aber vom breiten Markt. Dies sei in der Vergangenheit meist ein Vorbote dafür gewesen, dass der Gesamtmarkt nicht aufholte, sondern abrutschte, betont Jens Ehrhardt.

Index-Rallye nur wenigen Aktien zu verdanken

So verdankt der Aktienindex S&P 500 in Amerika seinen Anstieg vor allem den "Glorreichen 7" ("Magnificent 7"). Damit gemeint sind Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla; sogenannte "Megacaps". Diese prominenten US-Tech-Aktien dominieren aber nicht nur den S&P 500, sondern auch den Index MSCI World.

In ihrem "Blickpunkt Finanzmärkte" sehen die Analysten der BayernLB darin ein großes Risiko, vor allem für Anleger, die sich für einen ETF auf den MSCI World entschieden haben:

"Gerade auch kleinere Anleger, für die ETFs auf den MSCI World häufig als Instrument für die Investition in den globalen Aktienmarkt dienen, sollten die vorhandenen Konzentrationsrisiken kennen und diese adressieren. Zwar war die hohe Gewichtung der US-Megacaps durch deren Outperformance nicht nur 2023, sondern schon in den Vorjahren von Vorteil. Auch angesichts der aktuell erhöhten Bewertung sollte dies jedoch nicht ohne weiteres in die Zukunft fortgeschrieben werden." BayernLB Aktienanalyse

Das heißt konkret: Die Gefahr eines Rücksetzers wird größer, ausgehend vom amerikanischen Aktienmarkt. Aber auch hierzulande war die Rally nur wenigen ausgewählten Aktien zu verdanken. Im DAX waren das vor allem die Schwergewichte SAP und Münchener Rück. Der marktbreitere MDAX mit 50 Titeln aus der zweiten Reihe liegt dagegen immer noch unter seinem Rekordhoch vom September 2021.

Zinssenkungen treiben Aktienkurse nach oben

Nach einer typischen Korrektur im Sommer 2023 ging der deutsche Aktienmarkt ab Ende Oktober auf Rekord-Kurs. Zentral dabei waren die Zinssenkungs-Spekulationen in den USA und im Euroland, nach dem Motto: Sinkende Zinsen waren schon immer der beste Treibstoff für steigende Aktienkurse. Doch in den vergangenen Monaten haben die Notenbanker diesseits und jenseits des Atlantiks immer wieder versucht, die Hoffnung auf schnell sinkende Leitzinsen zu dämpfen.

Der wichtigste Grund für den zurückliegenden Rekord des DAX liegt im deutlichen Rückgang der langfristigen Zinsen am Kapitalmarkt; dort, wo die Staatsanleihen gehandelt werden. Vereinfacht gesagt spielte dafür die Erwartung eine Rolle, dass die Leitzinsen im Jahr 2024 weltweit den Rückgang einlegen werden. Wer mit einem Immobilienkauf liebäugelte, der stellte erfreut fest, dass Baugeld genau deshalb ab Herbst wieder günstiger wurde. Doch diese Entwicklung torpedierte das Ziel der Notenbanken, die Nachfrage nach langfristigen Krediten zunächst noch eine Weile zu dämpfen, um die Inflation weiter zu drücken.

Trendwende im zweiten Halbjahr 2024?

Ist die Zinssenkungs-Phantasie also nur eine Fata Morgana? Das fragt Robert Halver in seinem aktuellen Ausblick. Nach dem Karneval kommt die Fastenzeit: Auch am Aktienmarkt? Es gebe trotz vieler Risiken keinen Grund, die Chancen zu ignorieren. "Sobald die Fed grünes Licht für Zinssenkungen gibt, ist der Bann gebrochen und wird die EZB gerne mitmachen." Konkreter wird die BayernLB: Dort wird mit einem Zinsschritt der FED im Juni gerechnet, die EZB werde im September nachziehen.

Robert Halver leitet seit langem die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Unterschleißheim bei München. Als gebürtiger Rheinländer wisse er natürlich, dass am Aschermittwoch alles vorbei sei. Dennoch bleibt er Optimist, wie viele andere. Denn die weltweiten Konjunkturaussichten dürften sich im zweiten Halbjahr aufhellen. Davon würden die exportabhängigen Industrieaktien aus Deutschland profitieren, "die längst Kosmopoliten sind und so den Standorthandicaps zu Hause entfliehen".

"Wachstum unter Vorbehalt"

Weniger zuversichtlich zeigt sich dagegen Jürgen Michels, der Chefvolkswirt der BayernLB. Sein Ausblick für 2024 trägt den Titel: "Wachstum unter Vorbehalt". Die globale Konjunktur sei schwach ins neue Jahr gestartet und habe sich dann nur zögerlich erholt. Nicht zu unterschätzen seien die geopolitischen Risiken. Rund um den Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, die näher rückenden Europawahlen und die wahrscheinliche Nominierung von Donald Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner würden die Risiken zunehmen. Nicht zu vergessen die Nahost-Krise und die Konflikte zwischen USA und China.

Im schlimmsten Fall bleiben die Wachstumsraten mau, fürchtet Michels. "Wenn so eine Krise kommt, wird sie wahrscheinlich schlimmer und länger dauern als es vorher der Fall war."

Kurse treten auf der Stelle

Jens Ehrhardt bleibt mit Blick auf das erste Halbjahr eher pessimistisch, auch wegen der schwierigen Markttechnik. Damit gemeint sind verschiedene Indikatoren und Chart-Kurven, die eher für eine "Seitwärtsbewegung" sprechen - das heißt, die Kurse treten auf der Stelle - oder die sogar ein Abrutschen der Indizes nahelegen. Für das zweite Halbjahr allerdings schlägt sich Vermögensverwalter Erhardt auf die Seite der Optimisten, wenn die Konjunktur mitspielt. "Dann wären, bei etwas Glück, für den DAX zum Jahresende auch 18.000 Punkte drin."

Auch Jürgen Michels von der BayernLB teilt diesen Optimismus:

"Im zweiten Halbjahr 2024, wenn die Fed mit Zinssenkungen beginnt und die Konjunktur wieder Tritt fasst, rechnen wir mit einem nachhaltig positiveren Trend an den Aktienmärkten." Jürgen Michels, BayernLB

Robert Halver von der Baader Bank schließlich hält vorübergehende "Börseneintrübungen" sogar für gesund. Solche Phasen könne man durchaus für Zukäufe nutzen.

"Bereinigungen laufen aufgrund der Professionalität der großen Kapitalanleger und auch wegen der Algorithmen heutzutage wie reinigende Gewitter zügig ab, die anschließend wieder von freundlichen Aufhellungen abgelöst werden. 'Et hätt noch immer jot jejange' sagt der Rheinländer." Robert Halver, Baader Bank

Wer kein Börsenprofi ist, der sollte sich gerade in turbulenten Börsenzeiten daran erinnern: Ein Profi muss handeln, auch sehr kurzfristig; dafür wird er schließlich bezahlt. Wer sich privat am Aktienmarkt engagiert, sei es langfristig über Fonds, ETFs oder einzelne Aktien, der sollte solche Zeiten aussitzen können.

Dieser Artikel ist erstmals am 15.02.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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