Die Schwarz-Gruppe ist nicht irgendein Unternehmen. Dahinter steht - auch wenn er die Verantwortung offiziell abgegeben hat - der Lidl-Gründer und Namensgeber Dieter Schwarz. Der reichste Mann Deutschlands ist 85 Jahre alt und hat ein geschätztes Vermögen von knapp 45 Milliarden Euro. Sein Imperium mit Lidl, Kaufland und einigen anderen Firmen hat inzwischen rund 575.000 Beschäftigte weltweit. Der Konzern betreibt knapp 14.000 Lebensmittel-Filialen und macht insgesamt einen Umsatz von knapp 170 Milliarden Euro pro Jahr. Mehr als die meisten DAX-Konzerne. Für Hacker ist so ein Konzern ein Leckerbissen.
Vier Cyber-Angriffe in der Sekunde
Wie viele andere deutsche Konzerne auch hat die Schwarz-Gruppe ein Problem mit der Cybersicherheit. Vor allem seit dem Ukraine-Krieg wird das Unternehmen mit Hackerangriffen regelrecht überzogen. Rund 350.000 solcher Attacken muss das Discounter-Imperium abwehren – täglich. Das sind im Schnitt vier Angriffe pro Sekunde. So etwas lässt sich nicht mal so nebenbei managen. Externe Sicherheits-Dienstleister sind aber sehr teuer. Deshalb beschloss man bei der Schwarz-Gruppe, das Problem selbst in die Hand zu nehmen.
Ex-Mossad-Firma wird schwäbisch
Ende 2021 kaufte die Schwarz-Gruppe eine Firma aus Israel. XM Cyber ist ein Spezialunternehmen für Cybersicherheit, gegründet vom Ex-Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad. XM Cyber spürt rund um die Uhr mögliche Schwachstellen in Unternehmensnetzwerken auf. Die Hälfte des IT-Teams simuliert dabei alle möglichen Angriffe. Wenn eine Lücke gefunden wird, dann setzt sich der andere Teil des Teams direkt dran und stopft diese Lücke.
FC Bayern ist schon Kunde
Da das Thema Datensicherheit so gut wie alle deutschen Unternehmen trifft, verkauft Schwarz Digits inzwischen Cyber-Sicherheitspakete auch an andere Firmen. Die Liste der Kunden ist in kürzester Zeit immer länger geworden. So buchen zum Beispiel die Commerzbank, der Techriese SAP und der Fußballclub Bayern München ihre Sicherheitslösungen bei Schwarz Digits.
Vom Joghurt zur Datenwolke
Zur Datensicherheit gehört auch ein sicherer Ort zum Speichern. In Europa müssen Unternehmen dabei besondere Datenschutz-Bestimmungen einhalten. So dürfen die Server beispielsweise nicht in den USA stehen. Da der Bedarf an sicherem Speicherplatz immens ist, baut Schwarz auch hier das IT-Geschäft aus. Ging es anfangs nur darum, die Daten von Lidl und Kaufland auf eigenen Servern in Deutschland und Österreich sicher zu lagern, so bietet Schwarz diesen Service seit zwei Jahren auch anderen Firmen an. Damit wird Schwarz Digits zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für Amazon.
Schwäbische KI und ein Hauch von Silicon Valley
Man will bei Schwarz noch mehr als IT-Sicherheit und Cloud: Schwarz Digits hat zusammen mit der Deutschen Bahn und Aleph Alpha eine deutsche KI-Plattform gestartet. Aleph Alpha gilt als das wichtigste deutsche Unternehmen im Bereich künstlicher Intelligenz und bietet beispielsweise einen Chatbot für Verwaltung und Unternehmen an.
In Bad Friedrichshall lässt die Schwarz-Gruppe jetzt einen riesigen IT-Campus bauen, rund 5.000 Menschen sollen dort arbeiten. Bis 2026 sind fünf große Gebäude geplant, mit Kindertagesstätte, Sportbereich, E-Ladesäulen und Fahrradstellplätzen. Klingt bereits ein wenig nach Silicon Valley.
Wird Schwarz das nächste Amazon?
Die Parallelen zu Amazon sind unverkennbar. Der US-Konzern startete einst mit Büchern, Schwarz mit Joghurt und Bananen. Nun sind beide in der Cloud gelandet. Auch wenn Schwarz Digits noch weit hinter Amazon liegt, ist die Entwicklung beeindruckend, mit einem Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro in kürzester Zeit.
Podcast-Tipp
Plusminus-Podcast: Die beiden Hosts Anna Planken und David Ahlf erkunden: Die Lidl-Mutter Schwarz expandiert von Brot & Joghurt zu IT & Cybersecurity. Entsteht da ein Amazon 2.0? Hier geht´s zur Folge.
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