In einer Arztpraxis sitzt ein Arzt und eine Patientin.
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Die elektronische Patientenakte soll Arztpraxen entlasten, doch es gibt Schwierigkeiten bei der Umsetzung.

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E-Patientenakte: Kassenärzte fordern weiter Verschiebung

E-Patientenakte: Kassenärzte fordern weiter Verschiebung

Seit Januar erproben Arztpraxen unter anderem in Franken die elektronische Patientenakte. Die für die Testregionen zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen sehen weiter ungelöste Probleme und bleiben bei der Forderung, den Start zu verschieben.

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Für mehr als 70 Millionen Versicherte haben die gesetzlichen Krankenkassen in den vergangenen Monaten elektronische Patientenakten eingerichtet. Nur vergleichsweise wenige Patienten hätten von ihrem Recht Gebrauch gemacht, der "ePA für alle" zu widersprechen, berichtet der GKV-Spitzenverband. Seit Mitte Januar testen ausgewählte Praxen in Franken, Hamburg und Teilen von Nordrhein-Westfalen die technischen Abläufe beim Einsatz der "ePA für alle".

Die vier für die Testregionen zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen hatten allerdings Ende Februar eine Verschiebung des bundesweiten Rollout gefordert, der derzeit für April geplant ist. Auch einen Monat nach ihren Warnrufen geben die Vereinigungen keine Entwarnung.

Gemischte Zwischenbilanz

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Christian Pfeiffer, hört von ganz unterschiedlichen Erfahrungen: In etlichen Praxen liefen die Anwendungen ohne Probleme, bei anderen Praxen hingegen gebe es erhebliche technische Schwierigkeiten, die sich bislang nicht beheben ließen.

So sei es mitunter nicht möglich, die Praxisverwaltungs-Systeme (PVS) mit einem bestimmten Software-Modul der ePA zu verbinden, erklärt Pfeiffer. Auch komme es vor, dass Daten, die etwa in einen Medikationsplan eingegeben werden sollen, sich nicht vollständig hochladen lassen.

Pfeiffer befürchtet beträchtlichen Schaden für das Digitalprojekt, wenn die Tests nicht verlängert werden. Eine funktionierende ePA könne viele Vorteile für Patienten und Praxen bringen, glaubt der Hausarzt aus dem unterfränkischen Giebelstadt. Wenn der Rollout aber zu früh erfolge, sieht der KV-Chef die Gefahr, "dass die Akzeptanz in der Ärzteschaft, aber auch bei den Versicherten darunter leidet".

Warnungen auch aus anderen KVen

Auch die Kassenärztlichen Vereinigungen, die für anderen Testregionen in Hamburg und Nordrhein-Westfalen zuständig sind, teilen die Sorgen des KVB-Chefs. Und ebenso wie Pfeiffer betonen sie: Neben technischen Problemen seien Sorgen vor Sicherheitsproblemen noch nicht ausgeräumt. Unter anderem der Chaos Computer Club hatte auf Sicherheitslücken bei der ePA hingewiesen.

Die für die Umsetzung der ePA zuständige halbstaatliche Gesellschaft Gematik hat zwar angekündigt, die Lücken würden geschlossen. Doch von den Kassenärztlichen Vereinigungen gibt es Zweifel an dieser Ankündigung. Mögliche Sicherheitslücken zuverlässig zu beseitigen, sei aber "die wichtigste Forderung", erklärt etwa die KV Hamburg.

Warnung auch von Hausärzten

Einen Vertrauensverlust bei Patienten und Arztpraxen gegenüber einem grundsätzlich sinnvollen Digitalprojekt befürchtet auch der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, Wolfgang Ritter. Seiner Ansicht nach sind möglicherweise positive Tests unter anderem in Franken auch kein Beleg dafür, dass die "ePA für alle" wirklich gründlich erprobt ist.

Denn es gehe bislang nur "reine Funktionstests", erklärt Ritter. Doch die würden nur wenige Informationen darüber liefern, wie gut die Patientenakte in verschiedenen Konstellationen in einer breiten Anwendung nutzbar sei. "Das Thema Usability spielt hier überhaupt keine Rolle", kritisiert Ritter.

Ministerium sieht Tests im Plan

Im Bundesgesundheitsministerium sieht man derzeit allerdings keinen Anlass, um den Starttermin für den bundesweiten Rollout noch einmal zu verschieben. Ursprünglich hieß es, ein solcher Rollout könne Mitte bis Ende Februar möglich sein, mittlerweile ist vom Anfang des zweiten Quartals die Rede, also im April.

Das Ministerium erklärt, es sei "weiterhin zuversichtlich, den angekündigten Zeitplan halten und zu Beginn des zweiten Quartals den Rollout starten zu können". Derzeit werde die Testphase ausgewertet, in Kürze werde das Ministerium den genauen Rollout-Plan vorstellen.

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