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"Ernüchterndes" Fazit: Finanztest checkt Online-Rechtsberatungen

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"Ernüchterndes" Fazit: Finanztest checkt Online-Rechtsberatungen

Wer sich online eine erste Einschätzung zu einem Rechtsfall geben lässt, der kann ganz schön in die Bredouille geraten. Das zeigt ein Test der Stiftung Warentest. Denn die Bandbreite der Ergebnisse reicht von "mustergültig" bis "spektakulär daneben".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Muss ich die vom Vermieter geforderten Nebenkosten nachzahlen? Oder: Mein Telefonanbieter will mehr Geld fürs Festnetz. Oder: Mein Arbeitgeber droht in der Elternzeit mit Jobverlust. Oder auch: Muss ich für die Schulden meines verstorbenen Vaters aufkommen?

Das alles sind Fragen, die man so oder so ähnlich gerne mal im Internet googelt oder sich dort eine schnelle Einschätzung einer fachkundigen Person dazu einholen möchte. Das aber kann gründlich daneben gehen, wie die Stiftung Warentest festgestellt hat.

Online-Rechtsberatung: kein Zusammenhang zwischen Preis und Qualität

Die Ergebnisse des Tests, den Christoph Herrmann und sein Team durchgeführt haben waren eindeutig. Der Warentest-Redakteur hat sich zwei Anwaltskanzleien, die ihre Dienste im Netz anbieten, und fünf Rechtsberatungsportale angeschaut und sie mit verschiedenen Fällen zum Miet-, Banken- oder Verkehrsrecht konfrontiert.

Erste Auffälligkeit: Die Preise der Internet-Rechtsberater fielen höchst unterschiedlich aus. Zwischen fünf und 290 Euro bewegte sich die Spanne. Und interessant dabei, so Herrmann: "Zwischen Preis und Qualität haben wir nicht wirklich einen Zusammenhang herstellen können."

Jeder Anbieter bei der Rechtsberatung mit mindestens einem "Totalausfall"

Ohnehin gab es bei der Qualität große Schwankungen. Keiner der sieben Anbieter war wirklich in allen Fällen juristisch sattelfest. "Es gab bei allen Anbietern mindestens einen Totalausfall, bei dem wir der Meinung waren, das geht so gar nicht. Und das hätte im Zweifel dazu geführt, dass Verbraucher ihre Rechte verlieren."

Zum Teil habe es "haarsträubende Ratschläge" gegeben, betont auch "Finanztest"-Expertin Eugénie Zobel. Für den Musterfall, in dem es um einen Verdacht auf Unfallflucht mit dem Mietwagen geht, empfahl ein Anbieter beispielsweise, bei der Polizei auszusagen. Dazu sind Betroffene aber nicht verpflichtet und Strafverteidiger raten davon stets dringend ab, bevor sie die Akte und die Rechtslage geprüft haben.

Das Testfazit von Finanztest lautet deshalb: "Die Ergebnisse der Beratungen waren ernüchternd. Die Qualität reichte von mustergültig bis spektakulär daneben. Kein Anbieter hat uns in allen fünf Fällen überzeugt, manch einer gab überhaupt keine brauchbaren Antworten."

Besser zum Fachanwalt oder den Verbraucherzentralen

Tester Christoph Herrmann vermutet aber, dass die erheblichen Qualitätsschwankungen nicht nur bei Online-Anwälten auftreten, sondern generell. Er rät deshalb zum Beispiel nur Fachanwältinnen oder Fachanwälte auszuwählen, die im entsprechenden Gebiet bereits Prüfungen abgelegt haben.

Und wer sich erst mal nur selbst schlaumachen will, sollte - so die Empfehlung von Finanztest - kostenlose Alternativen im Internet nutzen und beispielsweise nach den aktuell geltenden Regeln oder auch Gerichtsurteilen suchen. Und wenn das keine eindeutigen Ergebnisse liefere, könnten dann auch beispielsweise Mietervereine, Verbraucherzentralen oder auch Schlichtungsstellen helfen.

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