Seit den 30er-Jahren belieferte Gründer und Webasto-Namensgeber Wilhelm Baier in Stockdorf die Automobilindustrie mit Verdecken und Schiebedächern, später auch mit Heizungen. Mit Übernahmen wurde Webasto weltweit zum Marktführer für Cabrio-Verdecke. Nach Investitionen in China werden dort auch Autoteile für die Elektromobilität verkauft, wie Akku- und Ladesysteme. Der weltweite Umsatz an 50 Standorten mit 30 Produktionsstätten ist zwar auch im vergangenen Jahr noch gestiegen: von 4,4 auf 4,6 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite fiel aber von 2,5 Prozent auf 0,4 Prozent.
Vorstand: Gewinneinbruch 2023 zwingt uns zum Handeln
Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern lag mit 20 Millionen Euro nur noch knapp im positiven Bereich. Vorstandschef Holger Engelmann sagte dazu am Donnerstag in Stockdorf bei München: "Das Jahresergebnis 2023 ist enttäuschend und zwingt uns zu handeln." Und bevor die Webasto Group in die roten Zahlen rutscht, will sie mit Personalabbau nun gegensteuern. "Wir haben daher ein breit angelegtes Programm zur nachhaltigen Verbesserung unseres Unternehmensergebnisses und Sicherung der Zukunft von Webasto gestartet", so Engelmann weiter: "Ein Stellenabbau im zweistelligen Prozentbereich ist voraussichtlich unvermeidbar."
Schwierige Lage am Weltmarkt
Das Familienunternehmen hatte die Kapazitäten bereits angepasst, im Herbst einen weltweiten Einstellungsstopp beschlossen und sich Anfang dieses Jahres mehrheitlich von seinem Geschäft mit Ladelösungen getrennt. Webasto sei mit seinem angestammten Geschäft mit Panorama- und Schiebedächern bei Elektromobilität gut aufgestellt, betonte der Vorstandschef. Aber die Rahmenbedingungen für Autozulieferer hätten sich weiter verschlechtert: Erhebliche Nachfrageschwankungen, gesteigerter Kostendruck, inflationäre Effekte, Störungen in der Lieferkette und eine schwache Entwicklung in vielen Märkten spiegeln sich in unseren Zahlen wieder", sagte Engelmann. Webasto müsse sich "finanziell resilienter aufstellen", sagte Engelmann. Das Unternehmen stelle sich darauf ein, dass viele externe Faktoren seine Geschäftsentwicklung weiter hemmen.
- Zum Artikel: "Wallboxen für E-Autos: Niedrige Nachfrage belastet Anbieter"
Mindestens 1.600 Stellen weltweit in Gefahr
Es heißt, dass mindestens 1.600 von 16.600 Stellen gefährdet sind. Auch die Zentrale in Stockdorf könnte betroffen sein. In einer Stellungnahme gegenüber dem Bayerischen Rundfunk heißt es, alle Standorte würden auf ungenützte Effizienzpotenziale überprüft. Erst nach dieser Überprüfung würden die konkreten Sparmaßnahmen festgelegt und mit den Beschäftigten besprochen.
Mit Informationen von dpa und Reuters.
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