Selbstständige zur Altersvorsorge verpflichten? Die Deutsche Rentenversicherung spricht sich dafür aus.
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Selbstständige zur Altersvorsorge verpflichten? Die Deutsche Rentenversicherung spricht sich dafür aus.

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Selbstständige im Alter - kommt eine Versicherungspflicht?

Selbstständige im Alter - kommt eine Versicherungspflicht?

Selbstständige sind im Ruhestand oft schlecht abgesichert. Die inzwischen zerbrochene Ampel-Koalition wollte deshalb eine verpflichtende Altersvorsorge angehen. Und in der nächsten Wahlperiode? Verbände sind sich uneinig.

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Selbstständige haben im Alter ein größeres Risiko, in die Grundsicherung abzurutschen, als Beschäftigte. Nach Zahlen der Deutschen Rentenversicherung beziehen lediglich 2,1 % der früher abhängig Beschäftigten im Rentenalter Grundsicherung, unter den ehemals Selbständigen sind es dagegen 4,4 %. Eine doppelt so hohe Quote, daher sieht die Rentenversicherungsdirektorin Gundula Roßbach Handlungsbedarf: "Da sind wir relativ einmalig in Europa, dass wir keine Absicherung obligatorischerweise für Selbständige haben."

Selbstständige öfter armutsgefährdet

Das Statistische Bundesamt zählt in Deutschland derzeit rund 3,6 Millionen hauptberuflich Selbständige. In der gesetzlichen Rentenversicherung sind davon etwa 330.000 versichert. Ende 2021 waren laut Berechnungen des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit etwa 640.000 Selbstständige in anderen Regelsystemen versichert. Demnach wären mehr als 2,6 Millionen hauptberuflich Selbstständige in keinem obligatorischen Alterssicherungssystem abgesichert.

Schon im Erwerbsleben ist die Armutsgefährdung unter Selbstständigen höher (11 %) als bei abhängig Beschäftigten (8 %), das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die aktuelle Konjunkturlage verschärft sogar die prekäre Lage: Nach einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts befürchten 18 % der Selbstständigen, ihr Geschäft aufgeben zu müssen. Im Oktober vor einem Jahr waren es noch 16,5 %.

Verbände bemängeln: Beitragsbemessung anpassen

Interessenverbände von Selbstständigen wehren sich gegen eine pauschale Pflichtversicherung. Andreas Lutz vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland befürchtet, dass eine Altersvorsorgepflicht ohne Anpassung der Beitragsbemessung "in die finanzielle Überforderung und damit zu einem Massenexodus aus der Selbstständigkeit" führe. Selbstständige würden schon jetzt deutlich höhere Beiträge in die Kranken- und in die Rentenversicherung bezahlen als abhängig Beschäftigte.

Lutz fordert im Zuge dessen, dass das Feststellungsverfahren reformiert werden solle: "Immer mehr Selbstständige werden von der Rentenversicherung zu Scheinselbstständigen erklärt, um sie auf diesem Weg rentenversicherungspflichtig zu machen."

Rentenversicherungsdirektorin Gundula Roßbach beschwichtigt: Es gehe nicht darum, Finanzlücken der Rentenkassen zu schließen – denn im Gegenzug für Beiträge, die Selbständige zahlen, fließen auch entsprechende Leistungen.

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