Fast jeder zehnte Betrieb in Deutschland ist in den vergangenen fünf Jahren Ziel eines Spionageangriffs geworden. Das geht aus einer am Dienstag in Nürnberg veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Befragt wurden 15.000 Betriebe. Damit lägen erstmals repräsentative Daten für Deutschland vor, heißt es aus dem Institut. So seien neun Prozent der Betriebe tatsächlich von Spionage betroffen gewesen, rund zwölf Prozent hätten von mindestens einem Verdachtsfall oder Angriff berichtet.
Bei jedem fünften Angriff auf Unternehmen werden Daten geklaut
Meistens würden Hacker-Angriffe auf IT-Systeme durchgeführt, heißt es. Sie beträfen rund 5,5 Prozent aller Betriebe in Deutschland. In einem Fünftel der Fälle seien auch tatsächlich Daten gestohlen worden. In beinahe jedem hundertsten Betrieb sei zudem die analoge oder digitale Kommunikation abgehört oder ausgespäht worden. Grundsätzlich sei festzustellen: Industrie- und Wirtschaftsspionage finde heute vor allem digital statt, teilt das IAB mit.
Einige Sparten von Spionage besonders betroffen
Manche Branchen würden der Studie zufolge besonders von Angriffen dieser Art heimgesucht: Knapp ein Drittel der Fälle entfalle auf die Bereiche Kommunikation und Information sowie Verkehr und Logistik. Aber auch im Großhandel, in der öffentlichen Verwaltung und in Finanz- und Versicherungsdienstleistungen würden Betriebe überdurchschnittlich oft ausspioniert. Im verarbeitenden Gewerbe seien neun Prozent der Betriebe von Angriffen betroffen.
Kein Bereich bleibt von Wirtschaftsspionage verschont
Industrie- und Wirtschaftsspionage sei zielgerichtet und betreffe insbesondere Betriebe, die technologisch weit entwickelt seien und im internationalen Wettbewerb stünden, heißt es in einer Mitteilung des IAB weiter. Aber: "Grundsätzlich gibt es keine Bereiche, die von der Industrie- und Wirtschaftsspionage völlig verschont bleiben", sagt Susanne Kohaut, Forscherin und Mitautorin der Studie.
"Anreize für Spionage steigen"
Die Studie zeichnet zudem einen düsteren Ausblick auf die nächsten Jahre. Konkret heißt es: "Angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen in der Welt und des rasanten technologischen Fortschritts – etwa in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Bioengineering, Robotik und Nanotechnologie – dürften die Anreize für Industrie- und Wirtschaftsspionage steigen." Der Wirtschaftsstandort Deutschland müsse die Entwicklungen deshalb genau verfolgen und effektive Gegenmaßnahmen ergreifen.
Die Studie beruht auf Daten aus dem IAB-Betriebspanel von 2023, einer jährlichen Befragung der Betriebe in Deutschland. Die komplette Studie gibt es hier (externer Link).
Mit Informationen der Nachrichtenagenturen KNA und dpa.
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