Es ist Hochsaison bei der Lebkuchenproduktion in Nürnberg. Bis zu tausend Mitarbeiter kümmern sich derzeit bei Lebkuchen-Schmidt um das feine Gebäck, erklärt Geschäftsführer Jürgen Brandstetter. Viele davon sind Saisonarbeitskräfte und unterstützen die 350 Stamm-Mitarbeiter, wenn es von Mai bis etwa Januar ans Eingemachte geht. Denn in dieser Zeit müssen die fünf Lebkuchen-Öfen besonders viele Teile backen.
Bis zum 23.12. wird gebacken
Der nach eigenen Angaben größte Lebkuchenversender der Welt, Lebkuchen-Schmidt, produziert derzeit bis zu drei Millionen Lebkuchen pro Tag in Nürnberg, erklärt der Betriebsleiter Dirk Kuen. Die Nachfrage steige bis zum Nikolaustag exponentiell an. Im Drei-Schicht-Betrieb wird bis zum 23. Dezember gearbeitet, um Last-Minute-Bestellungen noch rechtzeitig vom Hof zu bekommen, so der Betriebsleiter weiter.
Der warme Lebkuchenduft wabere zwar durch die Produktionshallen, schildern einige Mitarbeiter im BR-Gespräch, aber erst, wenn alle Pakete bei der Post sind, also am Heiligen Abend, kämen sie selbst in Weihnachtsstimmung.
Keine Supermarkt-Ware
Die Lebkuchen aus dem Südosten Nürnbergs werden in alle Welt versandt und in sogenannten Pop-up-Stores verkauft. 150 Läden bundesweit beschickt das Unternehmen. Neben einigen eigenen Filialen, wie etwa in München und Nürnberg, werden meist Eisdielen in Winterruhe zu saisonalen Verkaufsstellen umfunktioniert. Lebkuchen aus dem Hause Schmidt seien nicht im Supermarkt zu finden, so der Geschäftsführer.
Gut 25 Prozent der geschützten Weihnachtsleckerei werden in den Pop-up-Stores verkauft, die restlichen 75 Prozent der Original Nürnberger Lebkuchen werden in alle Welt verschickt, so der gelernte Bäcker Brandstetter: "Selbst auf den Fidschi-Inseln oder auf Hawaii landen unsere Lebkuchen." Auf der Pazifik-Insel etwa wolle ein Deutscher Hotelier seinen Urlaubsgästen zu Weihnachten die Lebkuchen servieren, schildert der Geschäftsführer.
Online-Bestellung – Bezahlung mit Briefmarken
Der Familienbetrieb Lebkuchen-Schmidt hat viele Jahre recht analog gearbeitet, blickt Brandstätter auf die knapp 100-jährige Geschichte zurück: "Heute läuft der Großteil der Bestellannahme online, aber wir haben eine sehr treue Stammkundschaft, die selbst schon seit Generationen in ihren Familien weitergibt, Lebkuchen bei uns zu bestellen, und die machen das telefonisch."
Im Großraumbüro des Lebkuchenproduzenten klingeln ab dem Morgen die Telefone. In Spitzenzeiten verlassen 25.000 Pakte den Standort in Nürnberg-Langwasser und zu vielen gibt es eine Geschichte. Familien seien heute rund um den Globus verteilt, so Brandstetter, aber die Vorfreude auf Weihnachten bringt sie über ihren Lieblingslebkuchen ganz nah zusammen.
Wenn also neben den modernen Bezahlsystemen wie Paypal auch etwas antiquiert anmutende Briefmarken ankämen, runzle vielleicht die Finanzchefin des Hauses die Stirn, so Brandstetter, aber das Unternehmen akzeptiere das. "Die Kunden bezahlen auch das Porto für das Paket auf diese Weise", erklärt der Geschäftsführer, "wir legen deren persönliche Briefe in die Sortimentsboxen, kleben die Etiketten auf und liefern das Paket aus."
Paket-Tetris im Lastwagen
Schokolierte, vegane und Natur-Lebkuchen in Schmuckdosen und Pappverpackung sind die Renner im Sortiment. Dazu kommen auch zugekaufte Artikel vom Honig über Tee bis zum Schäufele aus der Dose – entsprechend unterschiedlich ist die Größe der Pakete, die auf die Lastwagen an den Rampen verladen werden. 15 bis 20 Postlaster plus Anhänger werden nach dem System des berühmten Computerspiels Tetris – beladen. Auf die betriebseigene Kommissionierung, also die Zusammenstellung der Lebkuchen-, Plätzchen- und Stollenkisten sowie die eigene Logistik- und Versandabteilung sind sie bei Lebkuchen-Schmidt sehr stolz.
"Wir wissen, dass unsere Mitarbeiter von der Bäckerei bis zum Versand genau und verlässlich arbeiten", schwärmt Geschäftsführer Jürgen Brandstetter. "Für uns ist entscheidend, dass die Lebkuchen gut verpackt pünktlich ankommen, wenn sie von Nürnberg aus auf ihre manchmal lange Reise in der Vorweihnachtszeit gehen!"
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