Josia Topf ist ein viel bejubelter Star. Sein Motto ist: "Geht nicht? Gibt's nicht". Das hat er in Paris bewiesen, wo der 21-Jährige neben Gold über 150 Meter im Lagenschwimmen Silber im Rückenschwimmen und Bronze über 50 Meter Freistil gewann. Wieder zurück in seiner Heimat Erlangen empfing Topf ein Team des Bayerischen Rundfunks bei sich zu Hause.
Bestleistungen trotz Behinderung
Josias Mutter, Wiebke Topf, sagt, wer nicht an Wunder glaube, müsse ihren Sohn mal in der Schwimmhalle besuchen. Josia bringt Bestleistungen trotz seines Tar-Syndroms, durch das er keine Arme hat. Seinen Erfolg hat er auch dem Schwimmverein in Erlangen zu verdanken. Dort ist er von Anfang an mit Offenheit aufgenommen worden. Das hat er nicht immer so erlebt, wie er berichtet: "Sobald etwas fremd ist, begegnet man ihm mit Vorsicht, weil man es nicht kennt. Leider ist es oftmals so, dass diese Vorsicht dann so umschlägt, dass sich die Leute gar nicht trauen, mit mir zu arbeiten."
55 Prozent der Menschen mit Behinderung treiben keinen Sport. Josias Mutter würde sich wünschen, dass mehr Eltern von Kindern mit Behinderung auf die Idee kommen, ihren Kindern Bewegung zu ermöglichen: "Da fehlt ein Arzt, der sagt: 'Bewegung täte gut, probieren Sie es mal", erläutert Wiebke Topf.
Sportbegeisterung trotz Blindheit
Auch Christian Bauer will trotz seiner Blindheit gerne Sport machen. Im Alter von 19 Jahren verlor er sein Augenlicht durch Grünen Star. Inzwischen arbeitet er seit 32 Jahren im Landesamt für Steuern in der Telefonvermittlung. Abseits von der Arbeit findet er Sinn in seinem neuen Hobby: Tennis. "Ich würd' sonst untergehen. Ohne wäre es kein Leben für mich", erklärt Bauer.
Für das Tennis nimmt er lange Wegstrecken in Kauf. Von seinem Zuhause im Münchner Norden bis zum Verein in Höhenkirchen-Siegertsbrunn sind es 30 Kilometer. Zum Tennisclub um die Ecke kann er nicht gehen. "Weil die das nicht anbieten", erläutert Bauer.
In Siegertsbrunn entstand das Angebot nach einem Inklusionstag, auf Initiative des Bayerischen Tennis-Verbands. Für das Training braucht man spezielle Softbälle mit Glocken, Leitlinien, die das Feld markieren und vor allem ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Vereinsvorsitzender: "Für einen Verein durchaus schaffbar"
Hinter dem Angebot steht der Verein, trägt Kosten, holt Fördergelder ein und Spenden, wie Robin Huber, der Vorsitzende des TC Höhenkirchen sagt: "Ich persönlich war skeptisch, mittlerweile bin ich voll konvertiert, weil ich sehe auch, dass der Mehraufwand nicht so groß ist. Wir haben zum Glück viele Mitglieder, die mit Begeisterung mitmachen. Das ist für einen Verein durchaus schaffbar." Trotzdem hat gerade mal ein Prozent der Tennisvereine in Bayern offiziell ein inklusives Angebot.
Projekt "Wasserhelden" in Ansbach
In Ansbach trainieren insgesamt 55 Kinder pro Woche, die nicht laufen können, gehörlos sind, spastische Lähmungen oder geistige Beeinträchtigungen haben, im inklusiven Schwimmprogramm. Auch hier helfen viele Ehrenamtliche. "Wir freuen uns, mit Kindern, die ganz unterschiedliche Beeinträchtigung haben, dieses Angebot zu machen", sagt Helmut Korb, Gründer und Leiter der 'Wasserhelden' im TSV 1860 Ansbach. Wer hier zwei Jahre für das Seepferdchen braucht, bekommt die Zeit. Manche Eltern nehmen eine Stunde Fahrtzeit in Kauf, um ihr Kind hierher zu bringen.
Über die Sommerferien haben sich weitere sieben Interessenten gemeldet. Das bedeutet, dass Helmut Korb eine neue Gruppe aufmachen muss. Aber die Förderung durch die Aktion Mensch läuft nur noch zwei Jahre. Deshalb ist der Verein auf der Suche nach Möglichkeiten, um das Projekt weiter zu erhalten.
Sport ist für viele Menschen wie ein Lebenselixier. Doch nur sieben bis 35 Prozent – hier gibt es unterschiedliche Angaben – der Sportvereine bieten auch ein Angebot für Menschen mit Behinderung. Und das, obwohl in der UN-Behindertenrechtskonvention die Teilhabe festgeschrieben ist.
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