Getrocknete Mehlwürmer werden mit einem Stössel pulverisiert
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(Symbolbild) Mehlwurmpulver in Lebensmitteln – seit heute in der Europäischen Union zugelassen

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Mehlwurmpulver in Lebensmitteln: Das sollten Sie wissen

Mehlwurmpulver in Lebensmitteln: Das sollten Sie wissen

Seit heute ist in der Europäischen Union UV-behandeltes Mehlwurmpulver für die Verarbeitung in Lebensmitteln zugelassen. Aber keine Angst: In der Zutatenliste wird deutlich, ob und welche Insekten enthalten sind. Was Sie noch wissen sollten.

UV-behandeltes Mehlwurmpulver in Lebensmitteln? Eine Meldung, die wieder viele Fragen aufwirft. Dabei sind Insekten in Lebensmitteln auch in Europa nicht neu. Denn der Verkauf von essbaren Insekten ist in der Europäischen Union schon seit dem 1. Januar 2018 geregelt. In der EU müssen Hersteller für jedes Insekt, das sie auf den Markt bringen wollen, eine Zulassung beantragen, und zwar im Rahmen der Regeln zu "neuartigen Lebensmitteln". Das sind Lebensmittel, die in der EU vor Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang konsumiert wurden, beschreibt die Novel-Food-Verordnung (externer Link).

Welche Insekten sind in der EU bereits zugelassen?

Für alle zugelassenen Insektenarten sind Maßnahmen zur Allergenkennzeichnung und Keimreduktion vorgeschrieben. Zugelassen sind bisher:

  • Mehlkäfer (Tenebrio molitor), im Larvenstadium getrocknet
  • Wanderheuschrecke (Locusta migratoria), gefroren/getrocknet/pulverförmig
  • Mehlwurm (Larven von Tenebrio molitor) gefroren/getrocknet/pulverförmig
  • Hausgrille (Acheta domesticus), gefroren/getrocknet/pulverförmig
  • Hausgrille (Acheta domesticus), teilweise entfettetes Pulver
  • Getreideschimmelkäfer oder Buffalowurm (Alphitobius diaperinus), gefroren/pastenartig/getrocknet/pulverisiert

Neue Zulassung von UV-behandeltem Mehlwurmpulver

Die neueste Zulassung bezieht sich auf UV-behandeltes Mehlwurmpulver, das aus den Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) gewonnen wird. Es darf in der EU in verschiedenen Lebensmitteln wie Brot, Kuchen, Teigwaren, verarbeiteten Kartoffel- und Käseprodukten sowie Kompotts verarbeitet werden. Das Mehlwurmpulver wird zuvor mit UV-Licht behandelt und dadurch mit Vitamin D3 angereichert, wodurch es als natürliche Vitamin-D-Quelle dienen soll.

Die Verordnung trat am 10. Februar 2025 in Kraft – allerdings mit Einschränkungen: Die Erlaubnis, UV-behandeltes Mehlwurmpulver in der EU zu vertreiben, hat nur das französische Unternehmen Nutriearth und sie ist auf fünf Jahre beschränkt. Nutriearth hatte die Zulassung beantragt.

Wie sieht die Kennzeichnung von Insekten in Lebensmitteln aus?

Alle Lebensmittel, die verarbeitete Insekten enthalten, müssen entsprechend gekennzeichnet sein. In der Zutatenliste muss der Artname aufgeführt werden. Im Falle des UV-behandelten Mehlwurmpulvers muss es als "UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor (Mehlwurm)" deklariert werden. Falls der Vitamin-D-Gehalt durch die UV-Behandlung erhöht wurde, ist der Hinweis "enthält durch UV-Behandlung erzeugtes Vitamin D" erforderlich. Zudem muss ein Allergiewarnhinweis für Personen mit Allergien gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben angebracht werden.

Welche Vorteile hat der Verzehr von Insekten?

Grundsätzlich: Der Verzehr des neu zugelassenen Mehlwurmpulvers ist unbedenklich. Das hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einem Gutachten vor der Zulassung festgestellt.

Insekten als Nahrungsmittel haben viele Vorteile: Sie sind gesund, denn sie sind reich an Mineralien, Vitaminen und Eiweißen. Dazu kommen Ballaststoffe in Form von Chitin aus dem Panzer: "Essbare Insekten sind eine exzellente Quelle von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen. In allen Insekten kommen einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren vor", schreibt die Verbraucherzentrale (externer Link). Außerdem haben Insekten ähnlich viel Protein wie das Fleisch von Rind, Schwein oder Pute, gefriergetrocknet aber einen deutlich höheren Gehalt. Der genaue Proteinanteil variiert je nach Art des Insekts.

Insekten als Lebensmittel sind nachhaltig und umweltfreundlich

Zudem hat die Insektenzucht gegenüber der Fleischproduktion klare Vorteile: Die Tiere brauchen kaum Platz, sind anspruchslos in der Haltung, vermehren sich explosionsartig, brauchen wenig Wasser und erzeugen keine Treibhausgas-Emissionen wie zum Beispiel Rinder. Auf 100 Gramm eines verzehrfertigen Produkts, das auf Insekten basiert, fallen 0,15 Kilogramm CO2-Äquivalente an. Bei Geflügelfleisch ist es dreimal, bei Rindfleisch sogar 20-mal mehr, so das Umweltbundesamt (externer Link).

Allerdings ist der Verzehr von Insekten in Deutschland noch ungewöhnlich und wenig akzeptiert: Weltweit aber ist er gang und gäbe. Insekten stehen in vielen Kulturkreisen seit jeher auf dem Speisezettel. Weltweit gibt es rund 2.000 Arten, die als essbar gelten.

Achtung vor Kreuzallergien bei Insekten in Lebensmitteln

Allergiker sollten bei neuartigen Lebensmitteln aber wie immer wachsam sein: Das Risiko für Insektenallergien ist gering. Trotzdem sind Kreuzallergien möglich, wenn man allergisch auf Hausstaubmilben oder Schalen- und Krustentiere reagiert. Das sollte man sicherheitshalber im Hinterkopf behalten.

Im Video: Insekten - Wie werden wir in Zukunft satt und gesund?

Getrocknete Mehlwürmer und Grashüpfer auf einem Teller
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Wie werden wir in Zukunft satt und gesund?

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