Extremwetterereignisse sind mehr als Wetter, sie sind Folgen des Klimawandels. Das konnten Forschende anhand einer neuen Attributionsstudie (externer Link) zeigen. Dafür haben sie die zehn tödlichsten wetterbedingten Naturkatastrophen seit 2004 analysiert.
Die Studienleiterin kommt zu dem Schluss: "Der Klimawandel ist keine ferne Bedrohung. Er hat extreme Wetterereignisse verschlimmert." Und er habe erheblich dazu beigetragen, dass über 570.000 Menschen getötet wurden. Ohne den Klimawandel hätte es weniger Opfer gegeben.
Extremwetterereignisse: Wetterkapriolen oder Klimakrise?
Bei einer Attributionsstudie nutzen Forschende Wetterdaten und vergleichen sie mit Werten aus Klimasimulationen. Das heißt, sie vergleichen das aktuelle Wettergeschehen mit einem simulierten Wetter ohne die globale Erwärmung. Mit den so gefundenen Unterschieden können sie zeigen, wie weit der vom Menschen gemachte Klimawandel für Extremwetterereignisse verantwortlich ist. In der jetzt veröffentlichten Arbeit haben die Forschenden zehn Extremwettereignisse analysiert: drei Wirbelstürme im Indopazifik, vier Hitzewellen in Europa, zwei Starkregenereignisse und eine Dürre am Horn von Afrika.
Auswirkungen des Klimawandels auch in Bayern
Auffallend ist, dass allein vier der zehn Ereignisse mit den meisten Todesopfern in Europa waren, so Friederike Otto, Mitbegründerin und Leiterin der World Weather Attribution (WWA), die die Studie veröffentlicht hat: "Der Klimawandel ist nicht weit weg, er trifft jedes Land, jede Stadt." Auch Bayern sei betroffen – insbesondere die Landwirtschaft. Es komme zu mehr Niederschlägen und in der Folge in den Bergen zu erhöhter Lawinengefahr, so Otto. Dazu kommen Instabilitäten in den Alpen durch das Auftauen des Permafrosts. Muren und Steinschlag sind die Folge.
Gefahr von Hitzewellen wird unterschätzt
Ihr Fazit der Untersuchung: Der Klimawandel, verursacht durch die Verbrennung fossiler Stoffe wie Gas, Kohle und Öl und die Abholzung der Wälder, hat die zehn tödlichsten Extremwetterereignisse seit 2004, die die Wissenschaftler analysiert haben, verschärft. Die Forschenden betonen zudem, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer weit höher liegen dürfte, weil die Studie nur diejenigen Toten erfasse, die bei den Extremwetterereignissen gemeldet würden.
Vor allem die Gefahr von Hitzewellen, wie sie auch in Europa immer häufiger auftreten, werde unterschätzt. In Europa sind 2022 über 53.000 Menschen und 2023 über 37.000 Menschen infolge der Hitze gestorben, so Otto: "Gerade hat eine Studie der ETH Zürich festgestellt, dass ohne den Klimawandel die Hälfte dieser Menschen überlebt hätte."
Ihre Prognose: Extremwettereignisse werden sich in Zukunft häufen und sie werden intensiver. Die Arbeit unterstreiche, wie gefährlich Extremwetterereignisse bereits bei einer derzeitigen Erderwärmung von 1,3 Grad seien, resümieren die Wissenschaftler. Bei einer Erderwärmung von drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts, wie von den Studienautoren prognostiziert, werde das Ausmaß der Extremwettereignisse wesentlich schlimmer ausfallen.
Forderung nach mehr Klimaschutz
Die Forschenden mahnen: Nirgendwo sei man vor dem Klimawandel sicher – weder in armen noch in reichen Ländern. Der Klimawandel ist keine entfernte Bedrohung, sagt Friederike Otto. Aber: "Die armen, am stärksten gefährdeten Menschen leiden am meisten unter den Extremwetterereignissen, die sich durch den Klimawandel verschlimmern." Sie appelliert an die Politik: "Wir verfügen über die Technologien, um fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen und eine sicherere, gesündere Welt aufzubauen. Aber wir brauchen eine politische Führung, die sich dafür engagiert und dies möglich macht."
Neben dem Ersatz der fossilen Brennstoffe und dem drastischen Rückgang der weltweiten Emissionen fordern die Wissenschaftler vor allem mehr Hochwasserschutz, bessere Frühwarnsysteme, Schutzdämme, Begrünung in den Städten und Renaturierung von Flüssen – und mehr Attributionsforschung, damit die Menschen den Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf Extremwetterereignisse besser verstehen.
Im Audio: Wie viel Klimawandel steckt im Extremwetter?
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