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Shell-Studie: Jugend blickt mehrheitlich positiv in die Zukunft

Shell-Studie: Jugend blickt mehrheitlich positiv in die Zukunft

Die heute veröffentlichte Shell-Jugendstudie liefert überraschende Ergebnisse zu den Einstellungen von Jugendlichen: Die meisten blicken positiv auf die Möglichkeiten, die ihnen Staat und Gesellschaft bieten – trotz vieler Krisen und Zukunftssorgen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Nah dran am .

Für die heute veröffentlichte Shell-Jugendstudie werden den Jugendlichen Fragen zum Weltbild, zu Werten und Zielen gestellt. Die Studie gibt Auskunft zu politischen und sozialen Vorstellungen, Interessen und Wünschen, zu Fragen der Bildung, der Berufschancen, der Lebenswelt und der Einschätzung der Zukunft.

Konkret wurden unter anderem Ängste vor Krieg oder Klimawandel, der Zufriedenheit mit der Demokratie, dem Vertrauen in die staatlichen Institutionen und in die Medien abgefragt. Eine zentrale Erkenntnis der Shell-Jugendstudie ist, dass die junge Generation, oft auch als Gen-Z bezeichnet, vielschichtiger und anders ist, als häufig geäußerte Vorurteile suggerieren.

Jugendliche sehen mehrheitlich ihre Möglichkeiten positiv

Laut der Studie blicken die Jugendlichen zu 55 Prozent und damit mehrheitlich positiv auf die Möglichkeiten, die ihnen Staat und Gesellschaft bieten, trotz vieler Krisen und Zukunftssorgen. 75 Prozent sind mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden. Die Jugendlichen informieren sich auch aktiv über Politik – mehr noch als vor fünf Jahren. Werte, wie "Fleiß" und "Ehrgeiz" spielen für sie eine große Rolle. Das widerspricht dem immer wieder geäußerten Vorurteil einer "faulen" Gen-Z.

81 Prozent nennen Angst vor Krieg als größte Sorge

Allerdings haben die Jugendlichen laut Studie auch etliche Zukunftsängste. So hat eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen offenbar Angst vor einem Krieg in Europa. Für rund 81 Prozent ist dies die größte Sorge, im Jahr 2019 wurde dies nur von 46 Prozent angegeben.

Für Politikberater Nico Lange ist dies angesichts der Kriege wenig überraschend. Der Krieg in der Ukraine sei ein "Smartphone"-Krieg, die Bilder landeten direkt auf den Handys der Jugendlichen. Es sei wichtig, dass das Bewusstsein entstehe, wie man sich vor Krieg schützen könne, sagte er in BR24live.

Auf Platz zwei rangiert mit 67 Prozent die Angst vor Armut (2019: 52 Prozent). Platz drei teilen sich mit jeweils 64 Prozent die Sorge vor Umweltverschmutzung (2019: 71 Prozent) sowie die Angst vor einer wachsenden Feindseligkeit zwischen den Menschen (2019: 56 Prozent). Nur ein Drittel fürchtet Arbeitslosigkeit - ein historischer Tiefststand.

Mehrheit verurteilt Angriff auf die Ukraine

Die Befragten sprechen sich mit einer Mehrheit von jeweils etwa zwei Dritteln für die Nato aus (69 Prozent) und verurteilen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine (60 Prozent). Der Meinung, dass Deutschland die Ukraine weiter militärisch unterstützen sollte, ist rund die Hälfte, ein Viertel spricht sich dagegen aus.

Deutliche Unterschiede gibt es bei der Haltung zum Israel-Gaza-Konflikt: Knapp ein Drittel der Jugendlichen findet es gut, dass sich Deutschland eindeutig an die Seite Israels gestellt hat, genauso viele lehnen dies aber ab. Ob Deutschland eine besondere Verpflichtung gegenüber Israel hat, beantwortet nur ein Drittel mit "Ja". Jugendliche, deren Familie aus dem arabischen Raum oder der Türkei zugewandert sind, sehen nur zu 26 Prozent eine besondere Verantwortung Deutschlands.

Trotz Optimismus "beachtlicher Anteil an verdrossenen Jugendlichen"

Dass die Jugendlichen trotz ihrer Sorgen eine positive Grundhaltung haben, findet Studienleiter Mathias Albert bemerkenswert: "Junge Menschen sind sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch zukunftsgewandt", erklärte er. Allerdings gebe es auch "einen beachtlichen Anteil an verdrossenen Jugendlichen - insgesamt rund zwölf Prozent der jungen Leute", so Albert.

"Daneben gibt es einen erheblichen Anteil kritischer und unzufriedener Jugendlicher", sagt er. Diese seien leicht durch Populismus erreichbar und sähen sich als Modernisierungsverlierer. "Jugendliche mit eher niedriger Bildung, aber auch aus den neuen Bundesländern und auffallend viele junge Männer gehören zu dieser Gruppe", hieß es. Dennoch prägten diese unzufriedenen Jugendlichen "keinesfalls die ganze Generation".

Forscher sehen keinen pauschalen Rechtsruck

Einen pauschalen Rechtsruck unter jungen Leuten sehen Albert und sein Team dementsprechend nicht. Die Gesamtauswertung habe ergeben, dass sich Jugendliche im Mittel sogar "leicht links" verorten würden, auch wenn bei der Befragung Anfang 2024 ein Viertel aller männlichen Jugendlichen in Deutschland angab, politisch "rechts" oder "eher rechts" zu stehen. Im Jahr 2019 lag der Anteil noch bei 16 Prozent.

Bei jungen Frauen sei die Entwicklung mit einer leichten Steigerung von zehn auf elf Prozent im Vergleich zu 2019 ohnehin eher stabil geblieben, so die Studie. Auch insgesamt sei das Vertrauen in Staat und Demokratie aber "stabil", stellten die Forscher fest.

Bayerns Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf (CSU), betonte in Bezug auf die Arbeitwelt, dass junge Menschen "einen sinnstiftenden Beruf, der sicher ist und mit dem sich Familie und Freizeit vereinbaren lassen" wollten. Deshalb sei es wichtig, flexible Arbeitszeitmodelle zu verwirklichen. "Ich habe den Bund bereits mehrfach aufgefordert, die unflexible tägliche Höchstarbeitszeit von max. 10 Stunden aufzuheben und durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu ersetzen." Man brauche ein modernes, flexibles, unbürokratisches und krisenfestes Arbeitszeitgesetz.

Shell-Jugendstudie: Befragte zwischen 12 und 25 Jahren

Die Shell-Jugendstudie wird alle vier bis fünf Jahre durchgeführt. Bei der aktuellen wurden 2.059 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 25 Jahren befragt, 1.845 aus den westlichen und 664 aus den östlichen Bundesländern. Die Studie genießt hohes Renommee und wird in Fachkreisen als eine Referenzstudie gewertet.

Mit Informationen von DPA, KNA und Reuters

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