Das Hochwasser Ende Mai in Bayern hat enorme Schäden verursacht. Der Gesamtverband der Versicherer beziffert die Schadenssumme auf zwei Milliarden Euro – für die versicherten Schäden. Der Gesamtschaden dürfte weit höher liegen.
In einer Attributionsstudie (externer Link) hat der Deutsche Wetterdienst DWD mit Klimamodellen und statistischen Methoden errechnet, wie die Wahrscheinlichkeit für so ein Ereignis durch den Klimawandel zunimmt. Er kommt zum Ergebnis, dass so ein Hochwasser künftig alle 30 Jahre statt wie bisher alle 40 Jahre passieren kann. Und dass auch die Intensität zunehmen könnte. Allerdings ist die Studie mit großen Unsicherheiten behaftet.
Bayerns Klima: Wetter wie am Mittelmeer?
Der DWD-Meteorologe Lothar Bock, der nicht an der Studie mitgewirkt hat, erklärt diese Unsicherheit damit, dass die Datenbasis für Starkregen-Ereignisse nicht gut ist. Er geht davon aus, dass bis 2050 in Bayern Wetterereignisse auftreten, wie man sie auch in den letzten zwanzig Jahren gesehen hat, darunter eben auch Hochwasser wie das Ende Mai. Extremere Auswirkungen des Klimawandels sieht er erst ab 2050: "Bayern wird ein Klima bekommen wie Länder, wo derzeit viele Leute Urlaub machen. Ich sage mal: Südfrankreich, Norditalien, Kroatien. Da kann man leben, da kann man Landwirtschaft betreiben."
"Bayern wird vom Klimawandel betroffen sein"
Nicht alle, die zu den Auswirkungen des Klimas forschen, sehen das so entspannt wie Lothar Bock. Die Attributionsforscherin Friederike Otto von der World Weather Attribution (externer Link) hat vor wenigen Tagen betont, dass Bayern künftig häufiger von katastrophal auftretenden Wetter-Ereignissen betroffen sein wird. Der Klimawandel werde in Bayern eine "ganz große Rolle spielen", beispielsweise dadurch, dass es weniger Frost und viel weniger Schnee geben wird und die Erderwärmung auch eine "unglaubliche Auswirkung auf die Vegetation hat und darauf, wie Landwirtschaft betrieben werden kann".
Unterschätzte Folgen der Hitzewellen
Otto hält vor allem die Folgen der immer häufiger auftretenden Hitzewellen für unterschätzt. Zugleich seien diese besonders durch den Klimawandel verstärkt und zudem tödlich. Die Hitzewelle 2023 hat in Europa gemäß Berechnungen 37.000 Menschen getötet, 8.000 davon in Deutschland. Zum Vergleich: Das Mai-Hochwasser hat in Bayern und Baden-Württemberg sechs Menschen das Leben gekostet.
Der Versicherungskonzern Munich Re warnt von den ökonomischen Folgen des Klimawandels, auch in Nordeuropa und Deutschland. Hitzewellen begünstigten demnach Waldbrände. Niedrige Flusspegelstände behinderten die Schifffahrt. Der Konzern verweist auch auf die Hitzewelle 2022 in Südengland, als dort erstmals mehr als 40 Grad gemessen wurden. Eine Studie (externer Link) zeigt auf, dass der Klimawandel maßgeblichen Anteil daran hatte und dass solche Ereignisse künftig zehnmal wahrscheinlicher werden - in einer Region, die in ähnlichen Breiten liegt wie Nordbayern.
Wirtschaftliche Folgen des Klimawandels
Der "Lancet Countdown" (externer Link) ist eine internationale Kollaboration von Forschenden unter dem Dach der renommierten medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" und untersucht die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Letzte Woche veröffentlichte sie Daten (externer Link) auch für Deutschland. In ihrem Bericht kommt sie zu dem Schluss, dass die Hitze die Arbeitsproduktivität im Jahr 2023 so stark einschränkte, dass 37 Millionen Arbeitsstunden verloren gingen, was einem Geldverlust von umgerechnet über 900 Millionen Euro entspricht.
Die Medizinpädagogin Julia Schoirer vom Institut für Arbeits-, Sozial und Umweltmedizin der Uni München hat dafür ein konkretes Beispiel: "Wenn ich eine Schreinerei habe und durchgehend 30 Grad, dann kann ich natürlich überhaupt nicht die Menge der Aufträge abarbeiten in der Leistung, die ich normalerweise erbringe. Das hat ganz konkret negative wirtschaftliche Folgen für mich."
"Wir werden vulnerabler"
Auch der DWD-Meteorologe Lothar Bock sieht selbst bei nur einem relativ gering steigenden Risiko von Extremwetter-Ereignissen in Bayern ein Problem aufgrund der Art und Weise, wie hierzulande gebaut wird. Etwa durch die zusätzliche Aufheizung von Gebäuden durch die Errichtung von Glasfassaden. Oder dass immer noch dort gebaut würde, wo Überschwemmungen drohen: "Wir werden vulnerabler. Wir bauen oft in Gebiete rein, wo früher nie gebaut wurde."
Im Video: Klimawandel trifft auch Bayern
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