Hubert Aiwanger und Ludwig Hartmann äußerten beide ihre Sorgen um die Automobilindustrie – kamen aber zu unterschiedlichen Schlüssen.
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Ludwig Hartmann (Grüne) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) stellten sich bei "jetzt red i" den Fragen der Bürgerinnen und Bürger.

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Aiwanger: Verbrenner-Aus ist "tödlich" für Automobilindustrie

Aiwanger: Verbrenner-Aus ist "tödlich" für Automobilindustrie

Wie gelingt die Elektrowende in Bayern – dazu haben bei "jetzt red i" Bürger mit Politikern diskutiert. Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger und der Grüne Landtags-Fraktionschef Hartmann sorgen sich um die Autoindustrie, ziehen aber zweierlei Fazit.

Über dieses Thema berichtet: jetzt red i am .

Die EU-Staaten haben ein weitgehendes Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor beschlossen: Von 2035 an sollen in der EU nur noch Neufahrzeuge verkauft werden dürfen, die keine Treibhausgase ausstoßen. Ziel ist es, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen massiv zu reduzieren. Wie kann die Wende in Deutschland gelingen? In der BR-Sendung "jetzt red i" haben darüber am Abend Bürgerinnen und Bürger mit Politikern diskutiert.

E-Autobesitzer versus Diesel-Fan

Alois Aigner fährt seit vielen Jahren zwei Elektroautos – und ist sehr zufrieden. Zu Beginn der Sendung "jetzt red i" berichtete er: "Ich bin auch heute mit dem Elektroauto da – und bin mir auch sicher, dass ich wieder heimkomme." Damit spielte er auf die verbreitete Angst vor der geringeren Reichweite von Elektroautos an, im Vergleich zu klassischen Verbrennern. Ihm war aber auch wichtig zu betonen, dass er sich nicht als "besserer Mensch" fühle, nur weil er emissionsfreie Autos fahre. Er sehe darin einfach die Möglichkeit, "mit regional produzierter Energie kostengünstig, komfortabel und gut mobil zu sein".

Johann Dengler ist hingegen selbst-erklärter "Diesel-Fan". Der Besitzer einer Autowerkstatt war ebenfalls in der Sendung zu Gast, die diesmal aus dem niederbayerischen Wörth an der Isar im Kreis Landshut kam. Der KfZ-Mechaniker hat sich vor allem auf die Reparatur von Oldtimern spezialisiert. Mit Elektroautos hat er so gut wie keine Berührungspunkte. Er ist sich sicher: Sein Betrieb wird mit den Verbrennern in Zukunft auch genug zu tun haben – trotz des beschlossenen Verbrenner-Aus.

Das Verbrenner-Aus als Gefahr für die Automobilindustrie?

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kritisierte das geplante Aus für Verbrennungsmotoren erneut scharf. Ihm zufolge hat diese EU-Entscheidung fatale Folgen für den Wirtschaftsstandort: "Das Verbrenner-Aus ist tödlich für die deutsche Autoindustrie." Aiwanger warnte davor, ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen: "Wenn wir das Verbrenner-Aus durchsetzen, dann machen wir eine Branche kaputt, weil wir uns dann nur noch auf ein Stuhlbein setzen." Er sei überzeugt: "Der Stuhl steht besser, wenn er auf mehreren Beinen steht." Deswegen setze er auf "Elektro plus Verbrenner plus Wasserstoff-Auto."

Aiwanger verwies auf die anhaltende Nachfrage nach Autos mit Verbrennungsmotoren – "auch international". Deutschland habe nur geringen Einfluss auf den Weltmarkt: "Wenn wir den Verbrenner aus dem Spiel nehmen, dann wird eben die Welt um uns rum ohne uns weiterspielen mit dem Verbrenner." Dieser würde dann beispielsweise in China produziert. Vor allem Menschen, die wegen ihres Berufs jeden Tag weite Strecken mit dem Auto zurücklegen müssten, würden mit einem Elektroauto "nicht glücklich".

Hartmann fordert von Staatsregierung "Technologie-Klarheit"

Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen), Vizepräsident des bayerischen Landtags, wies darauf hin, dass Deutschland die Klimaziele im Verkehrssektor "in keinster Weise" erreiche: "Seit über einem Vierteljahrhundert stagniert der Ausstoß auf hohem Niveau und geht nicht runter." Er mache sich Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie im Hinblick auf den Weltmarkt: "Das E-Auto steigt auf, nimmt zu, China holt Marktanteile."

Hartmanns Befürchtung: "Wir verlieren gerade den Anschluss." Auch er sei ein "Freund" von Technologieoffenheit, auch er sei sich sicher, dass man die anderen Technologien auch brauchen werde. Von der Staatsregierung forderte er jedoch ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität und verwies darauf, dass in der deutschen Automobilbranche "fast 800.000 Menschen" arbeiten. Er forderte "Technologie-Klarheit, um eine Technik in den Markt zu bringen". Zudem betonte Hartmann, dass das Verbrenner-Aus nur neu zugelassene Autos betreffe – das bedeute, dass auch nach 2035 Verbrenner gefahren werden dürften.

Der Grünen-Politiker war ebenfalls der Auffassung, dass das Auto "die erste Form der Mobilität im ländlichen Raum" sein werde. Doch er kam zu anderen Schlüssen als der bayerische Wirtschaftsminister: Deswegen müsse es "ein sauberes und erschwingliches Auto" sein. Die Produktion solcher Autos wolle er nicht China überlassen.

Mangelndes Angebot an kleinen, preiswerten E-Autos

In der Sendung wurde deutlich, warum viele zögern, sich ein E-Auto zu kaufen. So berichtete Gisela Floegel, dass sie zwar eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, aber noch kein EU-Auto habe. Denn: "Das E-Auto, das ich haben möchte, ist nämlich klein und bescheiden und kein großer SUV." In Deutschland werde ein solches noch nicht produziert. Sie wünsche sich, dass auch hier ein "kleines, praktikables E-Auto" hergestellt wird, das sich "viele Leute leisten können".

Die Kritik, Elektroautos seien immer noch zu teuer, wurde an diesem Abend wiederholt geäußert. Die Bundesregierung hatte Ende letzten Jahres die Förderungen für den Kauf von Elektrofahrzeugen, den sogenannten "Umweltbonus", recht abrupt beendet.

Hartmann: E-Auto-Prämien waren der falsche Weg

Ludwig Hartmann verteidigte die Entscheidung: Die E-Auto-Prämien hätte die falschen Anreize gesetzt. Sie hätten nicht dazu geführt, dass Menschen, die sich gerade ein E-Auto hätten leisten können, ein günstiges gekauft hätten. Sondern: "Man hat sein Budget gehabt für ein Auto, hat gedacht, die Förderung kommt on top drauf und hat sich ein größeres Auto gekauft."

Das habe zu einer erhöhten Nachfrage nach großen Wagen geführt – und dazu beigetragen, dass Kleinwagen aus dem Markt gedrängt wurden. Hartmann resümierte selbstkritisch: Man habe mit der Förderung "auf das falsche Gleis gesetzt" – und das eigentliche Ziel nicht erreicht.

Reicht die Infrastruktur für mehr E-Autos?

Martin Volgmeier arbeitet im Bauamt und äußerte vor allem Bedenken hinsichtlich der mangelnden Infrastruktur für Elektromobilität in Bayern. "Alle wollen plötzlich Ladesäulen. Ich komme aktuell mit den Anfragen nicht hinterher." Auch der bayerische Wirtschaftsminister teilte diese Bedenken, wenn die Zahl der E-Auto-Fahrer steige. Er nannte das Beispiel München, wo 750.000 Menschen Auto fahren würden: "Wenn wir diese 750.000 voll auf Elektro umstellen wollen, dann geht das technisch in den nächsten 20 Jahren mit Sicherheit nicht." Man müsse auch den Strom in die Städte bringen: "Was meinen Sie, was wir da für Leitungen brauchen, da müssen wir die ganzen Städte umgraben."

Der Strom für die Elektroautos könne auch nicht primär aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, trotz Photovoltaikanlagen: "Man kann das Auto nicht nur laden, wenn die Sonne scheint, man muss es auch im Winter in der Nacht laden", so Aiwanger. Und dann käme wieder der Kohlestrom zum Einsatz.

Der Grünen-Politiker Hartmann sah das anders: "Wenn wir jetzt 50 Millionen Pkws elektrisch betreiben würden, würde die Stromnachfrage in Deutschland um circa acht Prozent steigen". Das sei machbar, so Hartmann: "Das bauen wir gerade locker an Erneuerbaren zu." Und er nannte Niederbayern als gutes Beispiel: Die Region sei Spitzenreiter bei den Solaranlagen.

"Jetzt red i" in Niederbayern endet versöhnlich

Die Automobilindustrie steht vor gewaltigen Herausforderungen – das wurde an diesem Abend deutlich. Johann Dengler, der selbst-erklärte Diesel-Fan, blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft – ob mit oder ohne Verbrenner: Zwar sei die Automobilwende eine "erhebliche" Herausforderung, auch für die Kfz-Betriebe. Aber: "Wir können Automobilität, dann werden wir auch mit dem E-Auto zurechtkommen."

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