Es tut sich was am Hühnerbach, nahe der Ostallgäuer Gemeinde Bidingen. Gerade werden die letzten Teile des Wehres an der Weiler Mühle aus dem Bach gemeißelt. Eine Rampe aus großen Steinen soll an seine Stelle treten, damit Fische wie die Bachforelle wieder ihre Laichwanderungen unternehmen können. "Da werden Wasserbausteine so gesetzt, dass die Fische locker hochschwimmen können und da auch einen Lebensraum haben", sagt Karl Schindele vom Wasserwirtschaftsamt.
Bachlauf soll fischfreundlicher gestaltet werden
Für den begradigten Bachlauf plant die Gemeinde Bidingen eine Renaturierung. So sollen oberhalb der Mühle laut Bürgermeister Franz Martin auf einem halben Kilometer Länge neben den Flussbausteinen auch Wurzelstöcke in das Gewässer eingebracht werden. Außerdem sollen Buhnen eingebaut werden, also eine Art Damm, die vom Ufer seitlich in den Bach hineinragen und die Strömung brechen. So sollen Unterstände entstehen, die Fischen Schutz vor Fressfeinden bieten sowie unterschiedlich schnell fließende Bereiche.
Ziel sei eine wieder natürlichere Flussdynamik, in der kleine Kiesbänke entstehen, die Fische wie die Bachforelle als Laichplätze nutzen. Zusätzlich sei geplant, entlang des Ufers Bäume zu pflanzen. Diese sollen im Sommer Schatten spenden und verhindern, dass der Bach sich zu schnell erwärmt. Alle diese Maßnahmen kosten laut Bürgermeister Martin 30.000 Euro - 75 Prozent davon werden vom Wasserwirtschaftsamt gefördert. Denn die Gemeinde setzt die EU-Wasserrahmenrichtlinie um.
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Kaum Gewässer im ökologisch guten Zustand
Laut dieser EU-Wasserrahmenrichtlinie sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, in allen Gewässern bis zum Jahr 2027 einen ökologisch guten Zustand zu erreichen. Sigrun Lange ist bei der Umweltschutzorganisation WWF Projektleiterin für lebendige Flüsse. "Das Ziel werden wir verfehlen, momentan sind wir deutschlandweit bei acht Prozent, die diesen guten Zustand haben, bayernweit bei knapp 20 Prozent", sagt Lange.
"Trotzdem finde ich es toll, dass viele Behörden sehr, sehr engagiert sind momentan, um eben doch noch das, was möglich ist, zu erreichen." Der Wehr-Abbruch in Bidingen habe Vorbildcharakter, deshalb hat der WWF es mit seinem Flussbefreier-Preis ausgezeichnet – und mit 30.000 Euro unterstützt.
"Riesenchance für die Natur"
Bis vor Kurzem wurde an dem Wehr das Wasser zu einem kleinen Wasserkraftwerk abgeleitet, das Strom erzeugte. Doch der Betreiber hat das kaum rentable Kleinstkraftwerk stillgelegt. Für Karl Schindele vom Wasserwirtschaftsamt hat auch das Vorbildcharakter: "Aus gewässerökologischer Sicht ist es sehr, sehr positiv, wenn man so was machen kann. Bei größeren Kraftwerken steht natürlich die Wasserkraft im Vordergrund, aber gerade bei so ganz kleinen ist es schon eine Riesenchance für die Natur, wenn man so was auch mal zurückbauen kann."
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