Juri Kail ist Hausmeister in einem Seniorenheim in Nittendorf im Landkreis Regensburg. Er renoviert gerade ein Zimmer, als er Rauchgeruch wahrnimmt. Er kontrolliert die Brandmeldeanlage des Heims: kein Alarm. Der Hausmeister geht nach draußen und sieht sofort die große Rauchsäule, die über dem brennenden Mehrfamilienhaus – knapp 100 Meter entfernt – steht.
Kail läuft zum Haus, sieht eine Frau im Fenster stehen, die springen möchte. "Da ist mir in den Kopf geschossen, du hast doch eine große Leiter", sagt Kail am Tag nach dem verheerenden Feuer inmitten des Oberpfälzer Marktes.
Hausmeister rettet mit langer Leiter Menschen
Hausmeister Kail rennt zurück zum Seniorenheim, holt die Leiter. Mehrere Passanten helfen ihm, die Leiter aufzustellen und zu sichern. Die Frau kann herunterklettern. Dann bemerkt Kail einen Mann, der ganz ruhig an einem anderen Fenster steht. Er hat ein Kind an seine Brust gedrückt. Die Helfer justieren die Leiter neu. Kail steigt nach oben, andere Menschen halten unten die Leiter. Juri Keil nimmt das Kind an sich und bringt es in Sicherheit. Auch der Mann kann das Haus über die Leiter verlassen. Als sie eine weitere ältere Frau aus dem Haus holen wollten, kommt die Feuerwehr und übernimmt.
Lebensretter: "Schönes Gefühl, etwas tun zu können"
"Wenn es darauf ankommt, dann helfen die Menschen", sagt Kail im BR-Interview am Tag danach. Er will nicht als Held dastehen, viele andere hätten mit ihm geholfen, betont er immer wieder ganz bescheiden. Vor allem sei es schön gewesen, dass er etwas machen konnte und nicht tatenlos zuschauen musste, so der Hausmeister. "Wenn ich die Leiter nicht gehabt hätte, hätte ich auch nichts tun können."
Zum Audio: Lebensretter Juri Kail erzählt von seiner Rettungsaktion
Bilanz des Brandes: Ein Toter und zig Verletzte
Die Feuerwehr löschte im Anschluss mehrere Stunden – unter anderem über hohe Drehleitern – das brennende Mehrfamilienhaus im Nittendorfer Ortskern. Die umliegenden Gebäude wurden evakuiert, auch das Rathaus.
Gegen Mittag dann die schreckliche Nachricht: Ein Mensch überlebte den Brand nicht. Eine Polizeisprecherin teilte dem BR mit, aus dem betroffenen Haus sei eine Leiche geborgen worden. 13 Menschen wurden unter anderem durch Rauchgasvergiftungen leicht verletzt, darunter drei Feuerwehrleute. Wegen der starken Rauchentwicklung waren Anwohner dazu aufgerufen, Türen und Fenster geschlossen zu halten.
Am Nachmittag waren die Löscharbeiten beendet. Die meisten Bewohner konnten zurück in ihre Wohnungen. Das Mehrfamilienhaus, in dem es gebrannt hatte, ist jedoch unbewohnbar.
Wie und warum das Feuer entstanden war soll jetzt ein Gutachter des Landeskriminalamts klären. In der kommenden Woche wird auch die Leiche obduziert, die aus dem Haus geborgen wurde, wie eine Polizeisprecherin ankündigte. Der Sachschaden liegt im Millionenbereich.
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