In Erlangen haben die Bürger heute mehrheitlich für den Bau der Stadt-Umland-Bahn (StUB) gestimmt, eines der größten Straßen-Projekte Deutschlands. Nach Angaben des Rathauses haben sich 52,4 Prozent der Wähler für das Projekt ausgesprochen. 47,6 Prozent stimmten dagegen.
Die Wahlbeteiligung für die Europawahl und damit auch für den Bürgerentscheid lag nach Angaben der Stadt bei 73,6 Prozent. "Beide Entscheidungen haben sich gegenseitig befruchtet", sagte Erlangens Rechtsreferent Thomas Ternes, der für die Wahlen zuständig ist, dem BR.
CSU will bei Projekt mitarbeiten
Nach der Verkündung des Ergebnisses sagte Oberbürgermeister Florian Janik (SPD): "Ich freue mich über den klaren Ausgang des Entscheids. Das ist ein gutes Signal für unseren Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort und für die Verkehrswende". Erlangens Bürgermeister Jörg Volleth (CSU), der sich im Vorfeld gegen das Projekt ausgesprochen hatte, erkannte den Willen der Erlanger an und kündigte an, dass seine Fraktion künftig am Projekt mitarbeiten werde. "Der Wahlkampf [...] hat in der Stadtgesellschaft aber auch Gräben aufgeworfen, die es nun wieder zu schließen gilt", heißt es außerdem in einer Mitteilung der Erlanger CSU zum Ausgang des Bürgerentscheids.
Klimaschützer sind erleichtert
In einer ersten Reaktion zeigten sich außerdem die Klimaliste Erlangen sowie der Bund Naturschutz erfreut über die Zustimmung zur Stadt-Umland-Bahn. "Wir sind unfassbar glücklich, dass sich die Mehrheit der Erlangerinnen und Erlanger für die Stadt-Umland-Bahn entschieden haben. Das ist ein deutliches Bekenntnis für den Klimaschutz und die Verkehrswende in der Region", wird etwa Sebastian Hornschild von der Klimaliste zitiert. Und Rainer Hartmann, der Vorsitzende der Erlanger Kreisgruppe des Bund Naturschutz sagte: "Es war ein Kraftakt, aber die Vernunft hat sich durchgesetzt".
Enttäuschung bei Gegner des Projekts
Bei den Gegnern des Projekts war die Enttäuschung über das Ergebnis groß. Die Mitglieder und Unterstützer des Vereins Heimat ERhalten hatten zusammen dem Wahlausgang entgegengefiebert. "Wir sind natürlich enttäuscht, dass es uns nicht gelungen ist, zur Stadtgesellschaft durchzudringen, und ein Ergebnis zu erzielen, das die Stadt-Umland-Bahn verhindert", sagt Peter Rath, der zweite Vorsitzende des Vereins. "Wir haben mit bürgerlichem Engagement aber trotzdem viel erreicht", betont der erste Vorsitzende, Stefan Weller. In den vergangen Wochen hatte der Verein in ganz Erlangen mit Plakaten und Infomaterial für ein "Nein" geworben. "Wie es aktuell weiter geht, werden die nächsten Tage zeigen, jetzt überwiegt die Enttäuschung", so Weller.
Stark umstrittenes Projekt
Das Projekt ist in der Stadt umstritten. Die Stadt-Umland-Bahn soll einmal auf einer Strecke von 26 Kilometern die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Damit ist die Drei-Städte-Tram aktuell das größte Straßenbahnneubauprojekt in ganz Deutschland.
Die Gegner sagen, dass die Stadt-Umland-Bahn zu teuer sei, dem Autoverkehr in der Innenstadt Platz wegnehme und der Stadt Erlangen selbst zu wenige Vorteile bringe. Die Befürworter sehen in der Drei-Städte-Tram ein Verkehrsmittel der Zukunft, mit dem es gelingen kann, Pendlerströme umweltfreundlich auf die Schiene zu bringen und wichtige Unternehmen und Universitäts-Standorte in der Region schnell und bequem zu verbinden.
Baubeginn ab 2028 in Planung
Nach dem Stand von 2022 soll der Bau der Stadt-Umland-Bahn mehr als 700 Millionen Euro kosten – 90 Prozent davon übernehmen Bund und Freistaat, für den Rest müsste die Stadt Erlangen selbst aufkommen. Der Bau könnte nach Angaben der Stadt ab 2028 abschnittsweise beginnen, eine erste Inbetriebnahme stünde für 2031 an.
Bereits zweiter Bürgerentscheid
Bereits im Jahr 2016 hatte es einen Bürgerentscheid über die Stadt-Umland-Bahn gegeben. Damals ging es darum, die Planungen im Frühstadium zu stoppen. Doch der Erlangerinnen und Erlanger haben sich damals mit einer deutlichen Mehrheit von 60,4 Prozent gegen den Stopp der Planungen und für die Weiterführung des Projekts entschieden. Die höchste Zustimmung für die Bahn gab es in der Innenstadt und im Stadtosten. In den Vororten und im Westen der Stadt gab es im Jahr 2016 den meisten Widerstand gegen die StUB.
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