Geflüchtete sind auf einer Straße unterwegs.
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Der Arbeitsgemeinschaft AGABY, die sich um die Belange von Migranten und Geflüchteten kümmert, fehlen finanzielle Mittel.

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Dachverband der Integrationsbeiräte kämpft um Existenz

Dachverband der Integrationsbeiräte kämpft um Existenz

Das vorzeitige Aus der Ampel-Koalition und gestrichene Bundesmittel – all das macht der Arbeitsgemeinschaft "AGABY" zu schaffen, die sich für Geflüchtete einsetzt. Wichtige Projekte zur Demokratieförderung und gegen Rassismus stehen auf der Kippe.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Mit wenig Geld auskommen, das sind die Mitarbeitenden von der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten und Integrationsbeiräte Bayerns – kurz "AGABY" – in Nürnberg gewohnt. Neben der Planung von Projekten, die sich gegen Rassismus und für Demokratieförderung einsetzen, verbringen sie viel Zeit damit, Fördergelder zu beantragen.

Ein täglicher Kampf, der viel Kraft kostet. Mittlerweile wird die Situation immer prekärer, sagt die Vorsitzende des Verbands, Mitra Sharifi. Aufgrund von Unsicherheiten auf Bundesebene und Einsparungen sind Projekte weggebrochen, sagt sie. Deshalb mussten schon drei Mitarbeitende von insgesamt acht das Team verlassen. "Das bedeutet, dass akkumuliertes Wissen, Erfahrungen und Netzwerke verloren gehen", so Sharifi.

Dem Dachverband der Integrationsbeiräte fehlt Geld

AGABY kümmert sich um die Belange von Migranten und Geflüchteten, leistet unter anderem wichtige Arbeit dabei, diese in die Gesellschaft zu integrieren. Zahlreiche Projekte – zum Beispiel die mobile Antidiskriminierungsstelle – sind von AGABY angestoßen worden. Doch jetzt droht dem Dachverband eine ungewisse Zukunft. Es fehlen wichtige finanzielle Mittel. Das bayerische Innenministerium zählt zu den wichtigsten Förderern von AGABY. Mit den Mitarbeitenden sei man in einem guten Austausch, sagt Sharifi, diese hätten auch Verständnis für die Situation.

Dennoch kann AGABY mit einer höheren Förderung durch das Innenministerium nicht rechnen. Auf BR24-Anfrage teilt das Ministerium mit, dass es aufgrund der aktuell angespannten Haushaltslage des Freistaats nicht möglich ist, die Kürzungen der Bundesmittel auszugleichen oder weitere Fördermittel bereitzustellen. Aktuell bekommt AGABY rund 110.000 Euro pro Jahr vom Ministerium, das Geld ist an Projekte gebunden.

Geschäftsstellen-Förderung als Ziel

Bisher arbeitet AGABY mit Fördermitteln, die ausschließlich projektbezogen sind. Genau das sei aber ein großes Problem, sagt Mitra Sharifi. Um nachhaltig arbeiten zu können, bräuchte es eine Finanzierung der Geschäftsstelle in Nürnberg. Nur so lasse sich eine Sicherheit erreichen und man müsse nicht dauernd Lücken bei den Betriebskosten schließen. Etwa 150.000 Euro bräuchte AGABY für die Finanzierung der Geschäftsstelle.

Das bayerische Innenministerium verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass eine projektunabhängige Förderung der Geschäftsstelle, also eine institutionelle Förderung, unter dem Aspekt der Gleichbehandlung mit anderen Förderempfängern nicht vertretbar sei.

Erfolgreich mit Talentscouts

Für den Dachverband sind das keine guten Nachrichten. Mitra Sharifi und ihr Team wollen dennoch weiterkämpfen, damit sie in Zukunft weitere Projekte umsetzen können. In diesem Zusammenhang verweisen sie auf eines, das Migranten und Geflüchteten hilft, ihre beruflichen und schulischen Abschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen. Mit den "Talentscouts" hatte man 2016 ein Projekt angestoßen, dass sich genau darum kümmert. Mittlerweile hat sich nur der Name geändert und die Stadt Schweinfurt und der Landkreis Schweinfurt haben das Projekt übernommen.

Bei der Anerkennungsstelle für Schul- und Berufsabschlüsse im Interkulturellen Begegnungszentrum von Schweinfurt können sich Geflüchtete und Migranten helfen lassen. Die Nachfrage sei gut, sagt Larissa Fuchs, die hier Beratungen durchführt. Ohne AGABY würde es dieses Angebot so nicht geben, so Fuchs.

"Politische Lage verlangt nach unserer Arbeit"

Die Vorsitzende von AGABY, Mitra Sharifi, die kürzlich auch mit dem Bayerischen Verfassungsorden ausgezeichnet wurde, sieht in der aktuellen politischen Lage eine große Gefahr für Migranten und Geflüchtete. Gerade deshalb sei die Arbeit des Dachverbands wichtig, um diese Menschen zu unterstützen und sie am Leben in Deutschland mitwirken zu lassen. Letztendlich würden alle in der Gesellschaft in Deutschland davon profitieren, ist sich Sharifi sicher.

💡 Stichwort: Integrationsbeiräte

Integrationsbeiräte gibt es in vielen größeren Kommunen und Landkreisen Bayerns. Sie sind demokratisch gewählt und setzen sich für die Belange von Migranten auf kommunaler Ebene ein. Der Dachverband AGABY vernetzt sie untereinander und bringt die Interessen der Beiräte auch auf Landesebene ein.

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Die Vorsitzende von AGABY, Mitra Sharifi, sieht in der aktuellen politischen Lage eine große Gefahr für Migranten und Geflüchtete.

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