Zeitschenkerin Heike Illig sitzt neben dem Bett einer Krankenhaus-Patientin und unterhält sich mit ihr.
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Zeitschenkerin Heike Illig kümmert sich um Klinik-Patienten in Forchheim.

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Ehrenamt gegen das Alleinsein: "Zeitschenker" besuchen Kranke

Ehrenamt gegen das Alleinsein: "Zeitschenker" besuchen Kranke

Ehrenamtliche sind so gut wie an jedem Krankenhaus fester Bestandteil des Klinik-Alltags. In Forchheim nennen sie sich "Zeitschenker". Sie besuchen Patienten, verbringen Zeit mit ihnen; eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Station 24 im Klinikum Forchheim. Georg Schmitt huscht den Gang entlang, den Blick immer auf die Zimmernummern gerichtet. Die 2023 sucht er. Dort liegt Günter Schmitt. Ein 94-jähriger Patient, der noch nichts von dem sich nähernden Besuch weißt. Georg Schmitt ist sogenannter Zeitschenker.

Seit eineinhalb Jahren besucht der 69 Jahre alte pensionierte Industriemeister einmal pro Woche Patienten im Krankenhaus. Die, die sich darüber freuen. Günter Schmitt tut dies. Eine willkommene Abwechslung. Schnell finden die Herren Gesprächsthemen. Georg Schmitt ist einer von insgesamt elf Zeitschenkern am Klinikum Forchheim.

"Manchmal reicht es, einfach nur dazusitzen. Das macht mir Freude!" Georg Schmitt, Zeitschenker

Zeitschenker sind keine Pfleger

Pflegerische Tätigkeiten sind ausgeschlossen. Die Zeitschenker führen Gespräche, gehen mit den Kranken spazieren, lesen vor, hören zu oder holen mal etwas aus dem Kiosk. Sie widmen den Patienten Zeit. Zeit, die den Pflegekräften oft einfach fehle, sagt Sabine Jacob, die Pflegedienstleitung des Klinikums.

Die Arbeit hätte sich die vergangenen Jahre verdichtet, die Verweildauer der Patienten sei kürzer geworden, daher seien diese oft auch pflegebedürftiger als früher. Die Pflegenden hätten deshalb nicht immer ausreichend Zeit, insbesondere für das Zwischenmenschliche. Eine Lücke, die die Zeitschenker vielleicht nicht komplett schließen können. Sie sind aber inzwischen ein wichtiges Glied in der Kette.

Einsatz nach drei Monaten Schulung

Koordiniert werden die zehn Frauen und ein Mann ehrenamtlich von Sandra Roth. Die 41-Jährige plant, wann wer Zeit hat, und führt Neulinge in ihre Rolle als Zeitschenker ein. Für Interessierte gibt es immer wieder Infoabende. Niemand werde ins kalte Wasser geworfen, beteuert Sandra Roth, die gleichzeitig auch Patientenfürsprecherin am Klinikum ist. Wer es ernst meint, bekommt einen dreimonatigen Kurs. Darin werden unter anderem aktives Zuhören, verschiedene Krankheitsbilder oder auch einzelne Hygienemaßnahmen gelehrt. Bereut habe es bisher eigentlich noch keiner, so Roth.

Ehrenamt am Krankenbett: ein Gewinn für beide Seiten

Das kann Zeitschenkerin Heike Illig nur bestätigen. Die Heroldsbacherin betreibt ihr Ehrenamt voller Leidenschaft. Sie trete immer mit einem Lächeln auf dem Lippen aus dem Krankenhaus, sagt sie. Seit fast zwei Jahren ist sie Teil der Gruppe. Ihr gefällt vor allem der gute Zusammenhalt und dass es regelmäßig Treffen zum Austausch gibt. Außerdem bekommt sie als Zeitschenker auch "viel zurück", nämlich die Freude der Patienten und ihre Dankbarkeit für das Angebot.

Für den nächsten unverbindlichen Informationsabend (05.12.2024, 19.00 Uhr) am Klinikum Forchheim haben sich bereits einige potenzielle Zeitschenker angemeldet. "Wir brauchen aber noch mehr, vor allem Männer", betont Sandra Roth, denn "Zeit schenken macht echt Spaß und ist eine echte Win-Win-Situation".

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