Ingenieur Richard Oberle aus Elsenfeld (rechts) zusammen mit seinem italienischen Kompagnon Fiorenci Dioni (links).
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Ingenieur Richard Oberle aus Elsenfeld (rechts) zusammen mit seinem italienischen Kompagnon Fiorenci Dioni (links).

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Europäischer Erfinderpreis für Ingenieur aus Unterfranken

Er hat es tatsächlich geschafft: Richard Oberle aus dem unterfränkischen Elsenfeld hat gemeinsam mit seinem italienischen Kollegen den Europäischen Erfinderpreis gewonnen. Und das mit 85 Jahren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Er hat sich gegen 550 Bewerbungen aus der ganzen Welt durchgesetzt: Richard Oberle aus Elsenfeld im Landkreis Miltenberg hat den Europäischen Erfinderpreis gewonnen. Die Entscheidung ist heute auf Malta gefallen. Vergeben wird der Preis vom Europäischen Patentamt (EPA). Dieses Jahr gab es 550 Vorschläge aus 75 Ländern für den Erfinderpreis, so das EPA in seiner Mitteilung.

Preis für Aluminium-Druckguss-Maschine

Der unterfränkische Ingenieur hat zusammen mit seinem italienischen Kollegen Fiorenci Dioni die größte Aluminium-Druckguss-Maschine der Welt erfunden. Oberle hält Patente in der Aluminiumguss-Technologie, die den CO2-Ausstoß in der Automobilproduktion erheblich reduziert. Der Europäische Erfinderpreis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für Innovationen in Industrie, mittelständischen Unternehmen und Forschung.

Alle Erfinder müssen für ihre Erfindung ein europäisches Patent erhalten haben. Die Jury besteht aus Erfindern, die alle Finalisten bei vorherigen Auszeichnungen des Europäischen Erfinderpreises waren. Bei ihrer Evaluation stützt sich die unabhängige Jury auf ihr umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Technik, Wirtschaft und geistiges Eigentum, so das Europäische Patentamt.

Richard Oberle: Von Unterfranken nach Italien

Der heute 85-jährige Oberle stammt ursprünglich aus Elsenfeld im Landkreis Miltenberg. Schon 1974 war er aus Unterfranken weggegangen, um in Italien Komponenten für den Automobilzulieferer "Idra" zu entwickeln. Bereits damals hätten die Maschinen in der Teileproduktion immer wieder Probleme und Ausfälle gehabt, erinnert sich der Ingenieur. Über Jahre hinweg sei das nicht zu ändern gewesen.

Ingenieur löst Problem der Automobilindustrie

2008 hatte Oberle dann die entscheidende Idee. Für die Stillstände oder Ausfälle der Maschinen wurden eigentlich die Ventile verantwortlich gemacht. "Doch ich wusste, es ist nicht das Ventil – sondern die Art, wie das Ventil in dieser Steuerung behandelt wird", erklärt der Ingenieur.

Schließlich entwickelt er selbst eine Lösung für das Problem und nach ein paar Jahren funktionierte sein System. Dadurch konnte eine Druckguss-Maschine produziert werden, die es so vorher noch nicht gegeben hatte: Die sogenannte "Giga Press" war geboren, die bis dahin weltweit größte Aluminium-Druckguss-Maschine. Dafür sind gleich mehrere Patente auf Oberles Namen eingetragen.

Maschine spart Material und Kosten

Damit ist es nun zum Beispiel möglich, den Unterboden eines Elektroautos in einem Stück zu fertigen, wofür früher viele Teile und Arbeitsschritte nötig waren. Für ein ganzes E-Auto wurden beispielsweise bisher 50 bis 60 Einzelteile gebraucht, dazu mehrere kleinere Druckguss-Maschinen.

Die Giga Press stellt nur noch drei Teile für das gleiche Produkt her. Durch diese Erfindung sparen die Hersteller nicht nur Kosten, sondern auch Material und Energie. Laut dem Europäischen Patentamt werde bis zu 60 Prozent weniger Aluminium benötigt.

Auszeichnung für Lebenswerk des Unterfranken

Die Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis ist für Oberle auch eine Auszeichnung für sein Lebenswerk als Ingenieur. Auch mit 85 Jahren ist er noch als Berater für die italienische Firma Idra tätig. Von Ruhestand aber keine Spur: Wenn er nicht gerade in Brescia ist, lebt er mit seiner Frau in Dießen am Ammersee.

Das ist der Europäische Erfinderpreis

Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Mit dem 2006 vom Europäischen Patentamt (EPA) ins Leben gerufenen Preis werden Einzelpersonen und Teams ausgezeichnet, die "Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit" gefunden haben.

Bei der Beurteilung der Vorschläge stützt sich die unabhängige Jury auf ihr Fachwissen in den Bereichen Technik, Wirtschaft und geistiges Eigentum. Im Jahr 2024 hat Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in München, den Vorsitz der Jury inne.

Im vergangenen Jahr hat ein finnisches Team in der Kategorie "Industrie" gewonnen, das sich mit der Umwandlung von Abfällen in erneuerbare Kraftstoffe beschäftigt hat. In der Kategorie "Forschung" war es ein Team aus Frankreich, das ein Verfahren zum Speichern von Wasserstoff entwickelt hat.

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