Bei Kundgebungen in München, Nürnberg, Regensburg oder Würzburg, aber auch in kleinen Städten wie Vilsbiburg haben am Freitag Hunderte Menschen in Bayern einen besseren öffentlichen Nahverkehr gefordert. In 15 Städten sollten Demonstrationen stattfinden. Dazu aufgerufen hatten die Klimaaktivisten von "Fridays for Future" und die Gewerkschaft Verdi. Unter dem Motto "Wir fahren zusammen" fanden heute bundesweit Aktionen statt.
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Nürnberg: Bessere Bezahlung für Bus- und Bahnfahrer gefordert
In Nürnberg nahmen laut Polizei mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Klimastreik teil. "Fridays for Future" zählte mindestens 600 Demonstranten. Gemeinsam zogen sie durch die Nürnberger Innenstadt. Die Klimaaktivisten und Verdi hätten ein gemeinsames Ziel, betont Gewerkschaftssekretär Michael Batog in Nürnberg, nämlich den Ausbau des ÖPNV. "Dies gelingt nur mit einer anständigen Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten", so Batog.
Kaum Zeit für die Toilette
Die Situation für die Fahrer im ÖPNV sei mehr als angespannt, berichtet Kerstin Gelsheimer, die seit 32 Jahren Straßenbahn fährt. "Dienste beginnen um 4 oder 5 Uhr morgens, dann fährt man vier Stunden in der Rushhour, hat sechs Stunden Pause, um dann wieder hinter dem Steuer zu sitzen", klagt sie. "Außerdem werden die Wendezeiten an den Endstationen immer weniger, oft ist kaum Zeit, auf die Toilette zu gehen." Die Situation werde durch den Personalmangel verschärft, betont Gewerkschaftssekretär Michael Batog. Die Folge: Linien müssen ausgedünnt werden.
Verkehrsbetriebe brauchen neues Personal
Doch neues Personal zu gewinnen sei schwer. Die VAG in Nürnberg habe ein massives Rekrutierungsproblem, so Batog. "Wenn sich in den nächsten fünf, zehn Jahren nicht gewaltig etwas tut, dann bricht das System zusammen, weil kein Personal da ist", sagt Gelsheimer. Denn in den kommenden Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand – auch bei der VAG fehlt dann mehr und mehr Personal. Dabei brauche es einen gut ausgebauten und zuverlässigen ÖPNV, um die Klimaziele zu erreichen. Vor allem das Umland solle besser an die Metropolen angebunden werden, damit weniger Menschen auf das Auto angewiesen sind, um etwa in die Arbeit zu kommen, betont Clemens Häusler von "Fridays for Future Nürnberg".
Erlangen: Kundgebung für Stadt-Umland-Bahn
Neben Nürnberg gingen auch in Erlangen Hunderte Menschen auf die Straße. Hier wurden die Klimademonstranten von "Wir pro StUB"-Aktivisten unterstützt. Die Initiative setzt sich für den Bau der sogenannten Stadt-Umland-Bahn (StUB) ein und wirbt dafür, dass die Erlanger bei einem Bürgerentscheid für das Projekt stimmen. Das größte Straßenbahnprojekt Deutschlands soll die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach in Zukunft verbinden.
Würzburg: Klimagerechtigkeit und Antirassismus
Etwa 400 Teilnehmer haben sich nach Einschätzung der Polizei in Würzburg am bundesweiten "Klimastreik" beteiligt. Die Aktivisten um die Würzburger Ortsgruppe von "Fridays for Future" gingen hier nicht nur für mehr Klimaschutz auf die Straßen, sondern wollten bewusst auch gegen Rechtsextremismus ein Zeichen setzen: Die Organisatorinnen betonen, dass es einen Zusammenhang zwischen Klimagerechtigkeit und Antirassismus gebe. Der Demozug durch die Innenstadt verlief ruhig. Es kam nur teilweise zu Verkehrsbehinderungen, erklärte ein Polizeisprecher auf Anfrage von BR24.
Große Fahrrad-Sternfahrt durch Regensburg
In Regensburg haben rund 450 Anhänger der Bewegung "Fridays for Future" mit einer Fahrrad-Sternfahrt für den Schutz des Klimas demonstriert. Die Teilnehmer starteten vom Westen (Prüfeninger Straße), Südosten (Landshuter Straße) und Südwesten (Galgenbergstraße) zum Hauptbahnhof. Von hier aus radelten die Demonstranten über die Nibelungenbrücke zur Nordgaustraße. Vor allem auf der vierspurigen Nibelungenbrücke wurden zahlreiche Autofahrer auf die Demonstration aufmerksam.
Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration ruhig und ohne größere Verkehrsbehinderungen. "Fridays for Future" fordert in Regensburg vor allem einen gut ausgebauten, kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr, ein durchgehendes Radwegenetz und die Realisierung der Stadtbahn.
München: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Busse klaut"
In München versammelten sich laut Polizeiangaben rund 450 Demonstranten auf dem Münchner Odeonsplatz, um für einen stärkeren ÖPNV zu demonstrieren. Ein besser finanzierter Personennahverkehr sei das Ziel, das beide Gruppen auf die Straße treibe, sagte Franz Schütz von Verdi München und Regionen dem BR: "Es ist ein Zweckbündnis: Letztendlich kämpfen die jungen Leute um ihre Zukunft und denen geht es um Klimaschutz und wir als Gewerkschaft setzen uns für das Personal ein, also von daher passt dieses Bündnis gut zusammen", so Schütz.
Die Klimaaktivisten und -aktivistinnen von "Fridays for Future" fordern für die bayerische Landeshauptstadt unter anderem eine autofreie Zone innerhalb des Mittleren Rings bis 2025. Auf der Demonstration waren Sprechchöre wie "Keine Busse, keine Bahnen ohne Menschen, die sie fahren" und "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Busse klaut" zu hören. Im Anschluss an die Kundgebung auf dem Odeonsplatz marschierten die Demonstrierenden über die Brienner- und Karolinenstraße auf die Ludwigsstraße und zurück zur Feldherrenhalle.
30 Teilnehmer in Vilsbiburg, Landshut wurde abgesagt
In der niederbayerischen Kleinstadt Vilsbiburg zogen laut Polizei rund 30 Teilnehmer von 14 Uhr bis 15.30 Uhr vom Bahnhof über die Landshuter Straße und Obere Stadt zum Rathaus. Der Demonstrationszug war in der Hauptverkehrszeit unterwegs, laut Polizei kam es aber zu keinen größeren Verkehrsbehinderungen.
Eine zuvor angekündigte Demonstration in Landshut wurde am Vormittag abgesagt. Wegen einer Baustelle vor dem Rathaus sei der Veranstaltungsort nicht nutzbar, hieß es. "Fridays for Future" legte deshalb die Demos in Landshut und Vilsbiburg zusammen.
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