Kurz vor 12 Uhr am Donnerstagmittag in der Nürnberger Siegmundstraße: Schon bevor die Nürnberger Tafel ihre Pforten öffnet, stehen bereits zahlreiche Menschen Schlange. Denn immer mehr sind auf die Einrichtung angewiesen. Kamen früher rund 4.500 Menschen pro Woche, sind es seit dem Ukrainekrieg fast doppelt so viele. Im vergangenen Jahr konnte die Tafel das noch einigermaßen stemmen. In diesem Jahr sind zusätzlich aber auch noch die Spenden eingebrochen.
Tafeln in Franken: Ausgabestellen fehlt das Geld
"Wir mussten leider feststellen, dass die Geldspenden für uns dramatisch abgenommen haben", sagt die Geschäftsführerin der Nürnberger Tafel, Brigitte Lischka. Man habe 36 Prozent weniger als im Vorjahr, erklärt Lischka und verweist darauf, dass mit Spenden ohnehin schwierig zu planen sei. "Wir sind davon ausgegangen, dass wir wieder mit dem Geld rechnen können. Dem ist jetzt leider nicht so."
Auch andere Tafeln in Franken kämpfen mit einem Rückgang der Geldspenden. "Anfang November fangen die Spenden normalerweise an. Die ersten zwei Wochen verliefen sehr schleppend", heißt es beispielsweise von der Aischgründer Tafel, die vier Ausgabestellen in Mittelfranken betreibt.
"Vermuten, dass es auf diesem Level nicht weitergeht"
Doch die Tafeln sind auf die Geldspenden angewiesen, um die ganze Logistik zu finanzieren: der Diesel für die Lkw, Reparaturen oder Autobahnmaut. Schließlich werden die gespendeten Lebensmittel im Großraum eingesammelt. Auch Miete für die Räumlichkeiten und Strom für die Kühlhäuser müssen davon bezahlt werden.
Auch beim Landesverband der Tafeln in Bayern sorgt man sich um die Spendenbereitschaft. "Während Corona wurde viel Geld gespendet, da kommen wir von einem hohen Niveau. Wir vermuten, dass es auf diesem Level nicht weitergeht", heißt es von Peter Zilles, Vorsitzender des Landesverbands der Tafeln mit Sitz in Bayreuth. Wenngleich Zilles die Hoffnung hat, dass er sich mit dieser Vermutung täuscht.
Tafeln in Bayern fehlt es auch Sachspenden
Neben Geldspenden sind aber auch Sachspenden ein aktuelles Problem bei den Tafeln. Der Rückgang der Lebensmittelspenden der Händler in den Regionen gehe drastisch zurück, so Zilles. "Der Handel hat andere Verkaufsmodelle, was völlig in Ordnung ist, möchte das betonen. Ein Kaufmann muss verkaufen und nicht verschenken, um zu überleben."
Aber die Verkaufsmodelle, bei denen bis zum letzten Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums als reduzierte Produkte verkauft würden, "die schaden uns natürlich insofern, als es früher klassische Tafelware war, die wir da bekommen haben". Auch gestörte Lieferketten hätten dafür gesorgt, dass weniger Lebensmittel an die Tafeln abgegeben werden.
Hoffen auf Spenden in der Vorweihnachtszeit
Um auf die Not der Tafeln aufmerksam zu machen, sind in den kommenden Monaten Aufrufe zu Spendenaktionen geplant, beispielsweise in Zeitungen, sagt Zilles. Darüber hinaus hoffen die Verantwortlichen, dass vor allem in der Vorweihnachtszeit noch einige Spenden eingehen – damit die vielen Ehrenamtlichen ihre Hilfe in vollem Umfang fortsetzen können.
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