Zwei Bohrtürme auf der Geothermie-Baustelle bei Geretsried
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Hier wird für die Energiewende der Zukunft gebohrt

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Geothermie in Geretsried: Saubere Energie dank heißem Gestein

Geothermie in Geretsried: Saubere Energie dank heißem Gestein

Geothermie ist bei der Energieversorgung teuer und die Suche führt oft nicht zum gewollten Ergebnis. Südlich von München – in Geretsried – wird nun nicht nur nach heißem Wasser, sondern nach heißem Gestein gebohrt. Das ist weltweit einmalig.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In Geretsried wird nach heißem Gestein gebohrt – in der Hoffnung auf saubere Energie. Wenn das funktioniert, könnte der Erdwärme die Zukunft gehören. Bei dem Pilotprojekt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist man da optimistisch, schon kommendes Jahr Energie liefern zu können. Damit könnte Bayern Vorreiter in der Energiewende werden.

Nächstes Jahr soll das Kraftwerk ans Netz gehen. Es ist ein Pilotprojekt, bei dem nach heißem Gestein und nicht nach Wasser gebohrt wird. In einigen Jahren könnte die Anlage viele öffentliche und private Haushalte in Geretsried heizen.

Wichtiges Pilotprojekt für erneuerbare Energie

In der Kommandozentrale des fast 50 Meter hohen Bohrturms gibt Markus Zeuner seine Instruktionen an das Team aus Spezialisten. Er ist gerade der Chef über die aktuelle Bohrung, 9 Kilometer tief in die Erde. "Wir sind jetzt bei 6.215 Metern und machen so 25 bis 30 Meter in der Stunde." Gebohrt wird von zwei Bohrtürmen tief im Wald zwischen Geretsried und der Loisach.

Der Isländer Daniel Mölk ist der leitende Ingenieur. Im Land der Geysire und warmen Quellen hat er Bergbau studiert. Vor elf Jahren hat er westlich von Geretsried schon einmal gebohrt. Damals war die Hoffnung, dass man in der Tiefe Thermalwasser findet, um es zu fördern. Es gab sogar schon erste Pläne für ein Freizeitbad mit einem arabischen Investor. Heißes Wasser hat man nicht gefunden. Aber: bis zu 170 Grad heißes Gestein. Das wollen Mölk und seine Firma Eavor aus Kanada jetzt für die Energieversorgung nutzen.

Weltweit erstes geschlossenes Röhrensystem zur Energiebeförderung

Sie haben geschafft, was weltweit bisher niemandem gelungen ist: Ein geschlossenes Röhrensystem zu bohren, mit dem man die Energie aus der Tiefe oben auf der Erdoberfläche CO2-neutral verwerten kann. "Es funktioniert wie ein großer Wärmetauscher", sagt Mölk im BR-Interview. Durch die Röhren im heißen Gestein läuft ein Gemisch aus Wasser und einem Dichtmittel, das als heißes Wasser an der Oberfläche ankommt und dort einen Generator zur Stromerzeugung antreibt.

Kritiker hatten bezweifelt, dass die Bohrer in 4.500 Metern Tiefe den Zusammenschluss der Röhren finden können. Inzwischen sind drei solcher Röhren mit jeweils 18 Kilometern Länge gebohrt, die vierte fast fertig. Diese vier Röhren bilden eine Schleife, englisch Loop. Das Kraftwerk zur Stromerzeugung soll nächstes Jahr den Betrieb aufnehmen.

Fernwärme für 30.000 Menschen in Geretsried und Wolfratshausen

Die Erzeugung von Strom ist hier nur das Nebenprodukt. Mölk und seine kanadische Firma wollen im großen Stil Fernwärme produzieren. Mit ihrer Technik soll es prinzipiell überall möglich sein, Fernwärme und als Nebenprodukt Strom zu liefern. Vorausgesetzt, der Untergrund bietet festes Gestein.

Für die fünf Kilometer entfernte Stadt Geretsried eine riesengroße Chance für die Zukunft. Bürgermeister Michael Müller (CSU): "Wir wollen nächstes Jahr mit dem Bau eines 30 Kilometer langen Fernwärmenetzes beginnen. In sieben bis acht Jahren könnte die Stadt dann in der Lage sein, die Hälfte seiner 11.000 Häuser mit Fernwärme aus dieser Anlage zu heizen."

Die Pionier-Anlage ist teuer. Über 300 Millionen Euro sind als Baukosten kalkuliert. Ein Drittel davon bekommt der kanadische Bauherr aus Fördermitteln der EU. Die ersten Nachahmer stehen in den Startlöchern. Die Stadt Hannover will ein ähnliches Kraftwerk für ihr Fernwärmenetz bauen und hat einen Vertrag mit der Firma Eavor abgeschlossen.

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