Bayern und Tschechien wollen im Bereich Tourismus, Feuerwehr und Katastrophenschutz enger zusammenarbeiten. Dafür wurden bei einem Bayerisch-Tschechischen Grenzlandkongress in Cham im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und des tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala drei Memoranden unterzeichnet.
Notruf-App, grenzüberschreitende Einsätze, gemeinsame Übungen
So sollen zum Beispiel Alarmpläne miteinander verknüpft und die Kommunikationssysteme verbessert werden. Die Feuerwehren sollen enger zusammen arbeiten und zum Beispiel eine gemeinsame Übung zur Bekämpfung von Waldbränden abhalten. Geplant sind auch mobile Koordinierungsstellen für gemeinsame grenzüberschreitende Einsätze bei Großschadenslagen.
Außerdem sollen Notrufe im Grenzgebiet leichter und ohne Sprachbarriere möglich sein. Dafür soll die Notruf-App "Zachranka" an das bayerische Notrufsystem angebunden werden. Die App soll es zum Beispiel ermöglichen, Verunglückte per GPS-Tracking im Gelände zu orten. Auch eine nonverbale Meldung soll möglich sein, was wegen der Sprachbarriere wichtig ist. Bis 2025 soll zusätzlich eine an die Zachranka-App angepasste App "Notruf Bayern" entwickelt werden.
Engere Zusammenarbeit im Tourismus
Im Tourismus sollen die tschechische Tourismusbehörde und die Bayern Tourismus Marketing GmbH künftig enger zusammenarbeiten, um die beiden Länder gemeinsam besser zu vermarkten - von den böhmischen Bädern bis zum Bayerischen Wald. Der Böhmerwald müsse eine "Brücke" zwischen beiden Ländern werden. Markus Söder kündigte an, insgesamt drei bilinguale Schulen im bayerischen Grenzgebiet zu gründen, eine in Niederbayern, eine in der Oberpfalz und eine in Oberfranken. Die genauen Standorte stehen noch nicht fest. Bewerbungen würden entgegengenommen.
Schnellere Bahnverbindung zwischen München und Prag
Söder und auch Fiala fordern auch eine deutliche Verbesserung der Bahnverbindungen zwischen beiden Ländern. Während Tschechien dort seit Jahren investiert, passiere auf der deutschen Seite noch immer viel zu wenig, so der bayerische Ministerpräsident. Söder sagte, dass Reisende im Jahr 1890 mit dem Zug von München nach Prag 13 Stunden gebraucht hätten, heute seien es immer noch acht Stunden. Fiala nannte als eines der nächsten Projekte die Investitionen in den Abschnitt Pilsen-Domazlice ab 2025. Dort sollen Züge dann bis zu 200 Kilometer pro Stunde schnell fahren. Für sein Land seien direkte Verbindungen sehr wichtig.
Söder: "Ziemlich beste Freunde"
Söder bezeichnete Bayern und Tschechien als "ziemlich beste Freunde", der Weg dahin habe allerdings einige Jahre gedauert. Er erinnerte an "die Zeit von Kommunismus und Stacheldraht". Heute bilde die bayerisch-tschechische Grenzregion das Herz Europas. Einen wertvollen Beitrag hätten die Sudetendeutschen geleistet, so Söder. Es gehöre viel dazu, nicht in Revanche-Kategorien zu denken, sondern aufeinander zuzugehen.
Fiala zufolge stärken die länderübergreifenden Bemühungen zur Zusammenarbeit das gegenseitige Vertrauen, die Folgen des Eisernen Vorhanges verblassten. Insofern sieht er - bei allem Verständnis dafür, wie er sagte - Bayerns Grenzkontrollen mit einer gewissen Sorge. Es müsse klar sein, dass diese Kontrollen lediglich temporär seien. Sie stellten ein Hindernis für berufliche und private Pendler dar.
Künftig wollen sich die beiden Politiker jährlich treffen, kündigte Söder an. Im Frühjahr 2023 waren sie bereits in Regensburg zusammengekommen.
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Zum Hören: Grenzlandkongress zwischen Bayern und Tschechien
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