Normalerweise kommt Mehmet Gökkaya zum Arbeiten in die Augsburger Uniklinik. Doch heute betritt er die Klinik als Heuschnupfen-Patient. In den letzten Wochen waren seine Beschwerden so schlimm, dass er im Freien eine FFP2-Maske getragen hat. Gegen seine laufende Nase hat es geholfen. Doch die Augen brennen weiterhin.
Nun hofft Gökkaya auf Hilfe von Professorin Claudia Traidl-Hoffmann. Bei der Umweltmedizinerin macht er seit zwei Jahren eine Hyposensibilisierung. Dabei bekommt er Tabletten mit winzigen Mengen der allergieauslösenden Pollen. So soll sich das Immunsystem daran gewöhnen.
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Massive Pollenbelastung schon zu Jahresbeginn
Als Gökkaya von seinen Problemen berichtet, ist die Professorin wenig überrascht: "In diesem Jahr sind die Frühblüher so massiv stark gewesen, dass wir mehr als 1.000 Pollen pro Kubikmeter in der Luft hatten. Da ist es kein Wunder, dass er so schwere Symptome hat", erklärt Traidl-Hoffmann.
Zudem würden die Pollen mittlerweile das ganze Jahr über fliegen. Schonungsphasen für Allergiker, das war einmal. Denn der Klimawandel stresse die Pflanzen. Trockenheit und mehr CO2 in der Luft würden dafür sorgen, dass die Pollen aggressiver werden und vermehrt von den Pflanzen ausgestoßen werden, so die Medizinerin.
Von Heuschupfen zu Asthma
Umso wichtiger sei für Betroffene die Hyposensibilisierung. Zumal Allergikern ein sogenannter Etagenwechsel droht: von Heuschnupfen zu Asthma. Dass Mehmet Gökkaya auch zwei Jahre nach Therapiebeginn unter Symptomen leide, liege daran, dass die Hyposensibilisierung mindestens drei Jahre durchgezogen werden muss. Erst dann ist die Behandlung effektiv.
Wie sehr sich der Körper von Mehmet Gökkaya durch die Hyposensibilisierung schon an die Pollen gewöhnt hat, will Traidl-Hoffmann mit einem simplen Allergietest überprüfen. Mit einer kleinen Nadel ritzt sie die Haut an Gökkayas Unterarm ein und tröpfelt darauf die allergieauslösenden Pollen.
Während die Umweltmedizinerin tröpfelt, zieht Gökkaya sein Smartphone aus der Tasche. Er zeigt ein Foto vom ersten Test vor zwei Jahren. Dick geschwollene Wulste sind zu sehen, wo die Tröpfchen auf die Haut aufgetragen wurden. Eine starke allergische Reaktion. Wie ist es dieses Mal?
Nach 15 Minuten zeigt sich das Ergebnis. In der Zwischenzeit gibt Professorin Traidl-Hoffmann Tipps, wie Betroffene am besten handeln. Zuallererst sollten die Symptome weder bagatellisiert noch erduldet werden. Stattdessen sollte man schnell einen Allergietest machen. Hautärztinnen oder HNO-Ärzte bieten diesen beispielsweise an.
Die Tipps der Umweltmedizinerin
Wird eine Allergie festgestellt, empfiehlt sich die Hyposensibilisierung, mit der die Allergie geheilt werden kann. Bis die Therapie beendet ist, empfiehlt Traidl-Hoffmann den Blick auf eine Pollen-Warn-App. Fliegen sehr viele krankmachende Pollen durch die Luft, sollten Betroffene in geschlossenen Räumen bleiben und im Freien eine Brille und eine FFP2-Maske tragen.
Hilfreich sei auch, sich abends die Haare zu waschen, damit sich die Pollen nicht auf dem Kopfkissen verteilen. "Und sie müssen auch schauen, wann sie lüften. Es ist nicht immer so, dass nachts lüften das Richtige ist. Gerade die Birke fliegt nachts. Sind sie dagegen allergisch, sollten die Fenster geschlossen auch nachts bleiben", sagt Medizinerin Traidl-Hoffmann, die mehr Frühwarnsysteme für Allergiker fordert.
Hyposensibilisierung hat geholfen
Dann sind die 15 Minuten rum. Was macht der Arm von Mehmet Gökkaya? Beide beugen sich über den Arm. Dort, wo vor zwei Jahren noch dicke Wulste waren, ist nun fast nichts mehr zu erkennen. "Wow! Das habe ich nicht erwartet. Ich hatte schon Zweifel daran, aber jetzt werde ich die Tabletten weiter nehmen", sagt Gökkaya.
Auch wenn die Symptome das Entscheidende sind - für Traidl-Hoffmann ist der Test bei ihrem Patienten ein weiterer Beleg, wie gut die Hyposensibilisierung Allergikern hilft. Ausgerüstet mit Cortison-Spray für die Nase und Augentropfen geht es nun für Mehmet Gökkaya auf die Zielgerade – im Kampf gegen die Allergie.
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