Am Berg kommt es nicht nur aufs richtige Schuhwerk und gutes Wetter an: Die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen kann den entscheidenden Unterschied machen, ob eine Bergtour erfolgreich verläuft – oder im schlimmsten Fall mit einem Einsatz der Bergwacht endet. Deren Einsatzkräfte berichten, dass es immer häufiger zu Einsätzen kommt, die eigentlich vermeidbar gewesen wären.
Dabei sind es nicht nur die Birkenstock-Bergsteiger und Alpin-Anfänger in Turnschuhen, sondern auch gut ausgerüstete Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die ihre Fähigkeiten überschätzen, berichten die Bergretter von der Bergwacht Oberstdorf.
Verlaufen, unterkühlt, im Schnee stecken geblieben
So mussten im September zwei Pärchen auf dem Krumbacher Höhenweg südlich von Oberstdorf aus brusthohem Schnee befreit werden, weil sie nicht weiterkamen. Am Nebelhorn wollten zwei junge Wanderer eine Abkürzung nehmen und wurden dann von steilen Felsabbrüchen überrascht – auch sie mussten gerettet werden. Genauso wie eine Frau, die völlig unterkühlt und weit entfernt von ihrer geplanten Route in der Nähe vom Seealpsee auf über 1.600 Meter Höhe gefunden wurde.
Mitte Oktober sei ein Notruf von einem Vater eingegangen, der mit seinem Sohn unterhalb des Seealpsees beim Mountainbiken in Not geriet, in einem Gebiet, das nicht für das Fahrradfahren ausgelegt sei.
Schlecht geplante Bergtouren: So viele Einsätze verursachen sie
Alleine seit Mitte September kam es laut der Bergwacht Oberstdorf zu 15 Einsätzen aufgrund von schlechter Tourenplanung. Immer wieder seien Notrufe eingegangen, weil Wanderer die kurzen Tage und die schnell hereinbrechende Dunkelheit nicht einkalkuliert hatten. Die Bergretter raten, die Bedingungen im Herbst nicht zu unterschätzen und die Routenplanung den Verhältnissen anzupassen.
Bergrettung: Wer für die Einsätze bezahlt
Für den Transport ins Tal, ob mit Schlitten, Geländefahrzeug oder Rettungshubschrauber, enstehen Kosten – und zwar schnell mehrere tausend Euro. Ist ein medizinischer Notfall der Grund für eine Bergrettung, übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten. Besteht kein medizinischer Notfall, muss der Gerettete selbst die Kosten tragen.
Es gibt spezielle Bergsport-Versicherungen, die dann einspringen können, abhängig von den Bedingungen. Für Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV) übernimmt der Verein die Kosten der Bergrettung – bei vermeidbaren oder fahrlässig verursachten Notfällen kann die Versicherung aber die Leistung verweigern.
Im Audio: Warum Social Media nicht zur Vorbereitung auf die Bergtour geeignet ist.
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