Die Karpfensaison geht von September bis April, einfach zu merken: Sie läuft über die Monate mit "r". Ein Höhepunkt der Karpfenzeit ist jedes Jahr die Adventszeit, Weihnachten und der Jahreswechsel, denn dann wird in vielen Regionen, gerade in Bayern, traditionell Karpfen gegessen.
In diesem Jahr dürfen sich die Karpfenfreunde zum Fest auf gut gewachsene Fische von guter Qualität freuen, so Martin Oberle, Leiter der Karpfenteichwirtschaft bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Höchstadt. Grund dafür seien die vergleichsweise hohen Temperaturen und genügend Regen, die den Karpfen gut bekommen sind.
Bayern ist führend bei Karpfenzucht
Bundesweit haben Teichwirte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr fast 4.100 Tonnen Karpfen gezüchtet und damit etwas weniger als im Jahr zuvor. Von den bundesweit 42.000 Hektar Karpfenteichen liegen dabei 20.000 in Bayern.
Führend bei der Karpfenzucht sind mit großem Abstand Bayern und Sachsen, wo 2023 fast 1.700 beziehungsweise knapp 1.500 Tonnen Speisekarpfen erzeugt wurden. Vor zehn Jahren waren es bundesweit allerdings noch fast 5.300 Tonnen – seitdem schwankt die Menge, zeigt aber eine sinkende Tendenz.
Nachhaltige Delikatesse aus Bayern
Der Karpfen habe außerhalb der traditionellen Regionen ein "Imageproblem", sagte Oberle. Dort werde er deshalb nicht so nachgefragt. Der Karpfen wird gern auch als "Müllschlucker" des Süßwassers bezeichnet, weil er gründelt und auf dem Boden seine Nahrung aufnimmt.
Dabei punkte der Karpfen, so Oberle, gerade bei der Nachhaltigkeit: Er wachse in drei Jahren langsam heran und ernähre sich von Tieren und Pflanzen, die er im Teich finde. Auch die Transportwege seien in der Regel kurz.
Teichwirte könnten von Klimaerwärmung profitieren
Auch mit Blick auf die Klimaerwärmung könnte der Karpfen an Bedeutung gewinnen. Ihm kämen die steigenden Temperaturen entgegen, erläutert Oberle. In wärmeren Ländern könne er deutlich schneller wachsen. Auch hierzulande gebe es ein paar Fachleute, die Karpfen schon nach zwei statt wie üblich nach drei Jahren auf Schlachtgewicht brächten. In einem Projekt werde derzeit untersucht, ob die Qualität genauso gut sei. Für die Teichwirte könnte das nach Angaben von Oberle eine Zeitersparnis bedeuten.
Teichwirtschaft in Bayern kleinbäuerlich
In Bayern sind die Teichwirtschaften kleinbäuerliche Betriebe. In Mittelfranken beliefern diese hauptsächlich Gaststätten, die den gebackenen Karpfen als Spezialität anbieten. In der Oberpfalz verkaufen die Teichwirte laut Oberle ihre Fische dagegen vor allem in andere Regionen, zum Beispiel über Großhändler. Dort und in Oberfranken sei der Fischotter auf dem Vormarsch. "Da sind die Verluste sehr hoch", sagte Oberle.
Fischotter setzen den Karpfen zu
Sowohl in der Oberpfalz als auch in Oberfranken hatten die Teichwirte und Bezirke schon zu Beginn der Saison im September eine unterdurchschnittliche Karpfenernte prognostiziert. Als Gründe nannte der Bezirk Oberfranken damals: ein zu kühles Frühjahr im Fichtelgebirge und Verluste durch Fischfresser, zum Beispiel eben den Fischotter.
Und in der Oberpfalz war zwar das Wetter gut für die Fischzucht, dafür setzen die Fischotter den Karpfen und ihren Züchtern besonders zu. Dass der auch in der Fastenzeit beliebte Karpfen deshalb rar werde, müsse man aber nicht befürchten, denn, so Oberle: "Bei uns wird der Karpfen bis Ostern reichen."
Stabile Preise für den Süßwasserfisch
Und die Preise für die Fische haben sich ihm zufolge nach einem Anstieg in den Vorjahren im Zuge von Inflation und Energiekrise momentan auch stabilisiert. Steht einem Karpfen-Genuss also nichts mehr im Weg.
Mit Informationen der dpa
Im Audio: Karpfen zu Weihnachten – Oft aus bayerischen Teichen
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