Zwei Jahre lang hat Andreas Oswald Tabellen studiert und Bilanzen gelesen. Jetzt hat der Treuchtlinger Klimaschutzmanager einen ersten Maßnahmenplan vorgelegt, der dazu beitragen soll, die Stadt bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen. Ein konkretes Beispiel: Die Stadt will ihre eigenen Dächer für Bürgersolaranlagen vermieten. Sie sucht deshalb Initiatoren, die solche Anlagen auf dem Rathausdach, der Stadtbibliothek oder dem Rechenzentrum realisieren wollen. "Es soll für alle Bürger etwas dabei herauskommen", sagt Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker (CSU). Der Strom der Solaranlage könnte direkt in dem Gebäude verwendet werden, so der städtische Klimaschutzmanager.
Treuchtlingen will bis 2040 klimaneutral sein
Andreas Oswald hat ein großes Ziel in viele kleine Schritte zerlegt. 50 Maßnahmen sieht sein Plan vor. Der 29-Jährige will Fahrradverkehr fördern, Bäume pflanzen, Infokampagnen starten. Die wichtigen Punkte sind: Energie sparen, mit erneuerbaren Energien heizen, Gebäude sanieren. Hierfür gibt es viel Geld vom Staat, sagt Bürgermeisterin Kristina Becker. "Unser Klimaschutzmanager war eine große Hilfe beim Auftun von Förderprogrammen der Bundesregierung." Diese betreffen sowohl Kommunen als auch Privatpersonen.
Größter Energiefresser: das Thermalbad
"Energie zu sparen ist auf jeden Fall sinnvoll", sagt Oswald. "Hier kann man Geld sparen und gleichzeitig klimaschädliches CO2." Als ersten Schritt hat der Klimaschutzmanager deshalb den Energiebedarf der Stadt Treuchtlingen analysiert. Der größte Energiefresser ist die Altmühltherme, ein überregional bekanntes Schwimmbad mit 15 Becken, Saunalandschaft und Fitnessbereich. "Das ist klar, dass ein Thermalbad nie das energetische Musterkind werden wird", sagt Andreas Oswald. Das Gebäude hat allein 2.400 Quadratmeter Glasfassade – da weicht viel Wärme nach draußen. Oswald schwebt vor, die Gebäudehülle aus den 1990-er Jahren besser abzudichten. Doch die meisten Effekte sieht er in der Erneuerung von technischen Anlagen, neue Lüftungsanlage, neuer Pufferspeicher.
Energiekosten sinken wieder, trotzdem lohnen sich Investitionen
Mit diesen Bemühungen rennt er beim Vorstand der Altmühltherme offene Türen ein. "Wir waren schon früh dran, fossile Energieträger wie Erdgas einzusparen", sagt Ulrich Schumann, Vorstand der Therme. Von vier Blockheizkraftwerken im Keller würden seit einigen Jahren zwei mit regional erzeugtem Biogas beheizt. Die Gasleitung führt von einem landwirtschaftlichen Betrieb im Ortsteil Bubenheim direkt in die Therme. Das Thema habe aber aufgrund der großpolitischen Lage an Dringlichkeit zugelegt, sagt Schumann. "Die Energiekrise hat uns das Energiesparen sehr deutlich als Aufgabe mitgegeben." Die Energiepreise würden zwar wieder sinken, sagt er. Trotzdem hätten sich Investitionen in modernere Technik in vier bis fünf Jahren amortisiert, sagt Schumann.
Viele Klimaschutz-Manager in der Metropolregion Nürnberg
Klimaschutzmanager sind nicht neu – bereits seit dem Jahr 2008 fördert die Bundesregierung die Personalkosten, um Klimaschutz vor Ort umzusetzen. In der Metropolregion Nürnberg seien inzwischen rund 70 Kolleginnen und Kollegen im Einsatz, die sich regelmäßig zum Austausch treffen, sagt Andreas Oswald.
Denn sie alle kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen: Der Gasmotor für die Heizung der Kläranlage ist veraltet. Die Straßenlaternen könnten auf energiesparendes LED-Licht umgerüstet werden. Der klammen Stadtkasse fehlt Geld für Investitionen. Ein Klimaschutzmanager braucht also jede Menge Geduld. "Es kann schon ein Jahr dauern, bis man da Geld von einem Bundesförderprogramm bewilligt bekommt", sagt Oswald. Doch der Einsatz lohnt sich. "Bei Straßenlaternen kann eine Kleinstadt wie Treuchtlingen jedes Jahr 200.000 Euro sparen", sagt er.
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