In der Nacht auf Freitag wird auch in Zolling im Landkreis Freising Schluss sein: Der große Kohleblock dort mit einer Leistung von rund 500 Megawatt ist der letzte seiner Art in Bayern. Nun wird er vom Strommarkt genommen. Die meisten anderen bayerischen Kohlekraftwerke sind schon in den vergangenen Jahrzehnten vom Netz gegangen. Vergangenen Sommer ist auch der umstrittene Kohleblock des Heizkraftwerks Nord in München auf Gas umgestellt worden.
Kohleblock in Zolling ist bald nur noch Reserve
Und nun ist es auch in Zolling so weit. Das steht bereits seit 2022 fest. Damals hatte die Betreiberfirma Onyx Power der Bundesnetzagentur angeboten, auf die Stromproduktion in "Zolling 5" zu verzichten – als Teil des beschleunigten Kohleausstiegs. Onyx Power bekam in einer Ausschreibung den Zuschlag, als Gegenleistung bekommt die Firma nach Angaben der Bundesnetzagentur 46,3 Millionen Euro bezahlt. Das Kraftwerk Zolling produziert künftig nicht mehr für den Strommarkt. Bis 2031 bleibt es allerdings noch in Kaltreserve und kann in Notsituationen hochgefahren werden. Auch das bestehende Personal arbeitet am Standort Zolling weiter.
Kohlekraftwerk lief immer seltener – trotz Atomausstiegs
Der Betreiberfirma, die ihren Sitz in Berlin hat, fällt der Verzicht auf die Stromproduktion in Zolling offenbar leicht. Das Kraftwerk war ohnehin immer seltener in Betrieb. 2024 fuhr Zolling nach Zahlen der Fraunhofer Energy Charts mit einer Auslastung von nur noch 24 Prozent – nur noch halb so viel wie zehn Jahre zuvor. Auch nach der Abschaltung des nahe gelegenen Kernkraftwerks Isar 2 sank die Nachfrage nach dem Kohlestrom aus Zolling weiter. "Die Anlage ist zuletzt immer weniger gelaufen", sagte eine Onyx-Sprecherin dem Bayerischen Rundfunk: "Wir haben den Plan, den Energiepark in Zolling anders aufzustellen."
Grüne: Jetzt übernehmen Wind und Sonne
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig sieht im nahenden Ende der Kohleverbrennung in Bayern ein Zeichen, dass die Energiewende funktioniert: "Das zeigt ganz klar, dass Sonne und Wind sich immer mehr durchsetzen und Kohle aus dem Markt drängen. Und auch der Atomausstieg 2023 hat daran nichts geändert, denn er hat in keiner Weise zu mehr Kohleverstromung geführt, wie oft gesagt wird."
Tatsächlich wurde 2024 auch deutschlandweit so wenig Kohle verbrannt wie zuletzt 1957. Seit vergangenem Jahr hat die Bundesnetzagentur die Ausschreibungen für ein Betriebsende von Kohlekraftwerken eingestellt. Sie sind nicht mehr nötig, weil die Kohlekraftwerke ohnehin so wenig laufen, dass der festgelegte Pfad zum Kohleausstieg eingehalten werden kann.
Fernwärme kommt jetzt aus Biomasse
Auch bei der Fernwärme-Versorgung für Freising, Hallbergmoos und den Münchner Flughafen ist die Kohle aus Zolling inzwischen verzichtbar. Ab sofort übernimmt ein bereits bestehendes Biomasse-Heizkraftwerk nebenan. Langfristig plant die Firma Onyx Power am Standort Zolling, Wärme und Strom auch in einem wasserstofffähigen Gaskraftwerk zu produzieren. Denkbar sei sowohl, das bestehende Kohlekraftwerk umzurüsten, als auch ein Neubau nebenan.
Nur in Schweinfurt gibt es noch ein bisschen Kohle
Nach dem Produktionsende des letzten Kohle-Großkraftwerks in Bayern bleibt nur noch ein Ort im Freistaat übrig, wo Kohle zur Stromerzeugung verbrannt wird, wenn auch in wesentlich kleinerem Maßstab: das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt. Die zwei Turbinen dort kommen zusammen nur auf ein Zwanzigstel der Leistung in Zolling. Das Kraftwerk gilt vorerst noch als unverzichtbar für die Fernwärme-Versorgung von Schweinfurt. Ab 2028 soll die Wärme auch dort nicht mehr aus Kohle kommen, sondern aus einer Klärschlammverbrennung.
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