Der ehemalige Stadtpfarrer von Waldkirchen mit seinem Verteidiger
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"Kollekten-Affäre" in Waldkirchen: Geldstrafe für Ex-Pfarrer

"Kollekten-Affäre" in Waldkirchen: Geldstrafe für Ex-Pfarrer

In der sogenannten "Kollekten-Affäre" von Waldkirchen ist das Urteil gegen einen ehemaligen Pfarrer gefallen. Er hatte Spenden aus Kollekten veruntreut und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Insgesamt muss er fast 40.000 Euro bezahlen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der ehemalige Pfarrer von Waldkirchen im Kreis Freyung-Grafenau hat Gelder veruntreut, die bei Beerdigungen oder Hochzeiten als Spende gesammelt worden waren. Davon ist das Amtsgericht in Freyung überzeugt. Deshalb wurde der Geistliche am Freitagvormittag wegen Untreue zu einer Geldstrafe von 13.200 Euro verurteilt. Zudem muss er der Kirchenstiftung 26.000 Euro zurückzahlen.

Geld für Weihnachtsschmuck oder Abschiedsgeschenke

Das Gericht sieht es als bewiesen an, dass der Geistliche Mitarbeiter angewiesen hatte, Geld, das bei Hochzeiten und Beerdigungen gesammelt wurde, in eine Schwarzkasse zu geben. Von der Kollekte hat er laut Gericht für das Pfarrbüro eingekauft: Kleinigkeiten wie Kaffee und Milch oder Weihnachtsschmuck für die Kirche. Er hat demnach auch regelmäßig Ministranten, Chorleiter und Organisten bezahlt. Es geht aber auch um größere Posten. So hat er sich selbst ein Messgewand gekauft und Mitarbeitern zum Abschied größere Geschenke wie teures Porzellan gemacht.

"Für was Sie das Geld ausgegeben haben, ist für den Tatbestand nicht erheblich", erklärte die Richterin. Denn die Verteidigung hatte argumentiert, dass das Geld doch in der Kirche geblieben und damit kein Schaden entstanden sei. "Sie wollten selbst wirtschaften, nicht jeden Posten mit der Kirchenverwaltung absprechen, sondern eigenverantwortlich das Geld nach Ihrem Gutdünken verteilen. Das war bequem und einfach", sagte die Richterin. Ob der Pfarrer auch selbst Geld eingesteckt hatte, konnte nicht bewiesen werden.

Genaue Regeln für Umgang mit Kollekte

Wie Pfarrer mit der Kollekte umzugehen haben, ist klar in der Kirchenstiftungsordnung geregelt. Darin steht, dass über jeden Cent buchgeführt werden muss. Außerdem gilt das Vieraugen-Prinzip. Ein Pfarrer darf nie allein verantwortlich für die Kasse sein. Was er macht, muss vom Kirchenpfleger oder von Mitgliedern der Kirchenverwaltung überprüft werden. Doch in Waldkirchen soll es anders gelaufen sein. Und das war 2019 aufgefallen.

Buchhalter entdecken Lücken

Damals war das Bistum Passau mitten in einer großen Reform. 18 Verwaltungszentren wurden gegründet. Die Idee dahinter: Verwaltung und Buchhaltung bündeln und professionalisieren, damit Pfarrer wieder mehr Zeit für die Seelsorge haben.

Wie das Bistum mitteilt, stellten jene Fachkräfte im Mai 2019 fest, dass in Waldkirchen keine Beerdigungs- und Trauungskollekten in der Buchhaltung erfasst wurden. Das stimmte Finanzexperten skeptisch. Denn die Kollekte ist für die Kirchenstiftung durchaus wichtig. Das zeigt ein Rechenbeispiel von Josef Sonnleitner, Finanzdirektor des Bistums: In Städten, die von der Anzahl der Katholiken (rund 8.600) mit der Größe von Waldkirchen vergleichbar sind, kommen bei Hochzeiten und Beerdigungen pro Jahr zwischen 13.000 und 15.000 Euro zusammen. Unwahrscheinlich, dass eine Kirchengemeinde auf diese Summe verzichtet. Die Kirchenstiftung Waldkirchen zeigte den damaligen Pfarrer an.

Das Bistum reagierte: Der Pfarrer wurde wegen "finanzieller Unklarheiten, die im Raum stehen" andernorts in Niederbayern als Pfarrvikar ohne finanzielle Verantwortung eingesetzt.

Pfarrgemeinde hofft auf saubere Aufarbeitung

Die Staatsanwaltschaft hatte letztendlich dem ehemaligen Pfarrer Untreue in 215 Fällen vorgeworfen und eine Bewährungsstrafe von einem Jahr gefordert. Die Verteidigung wollte einen Freispruch erlangen. Verurteilt wurde der Ex-Pfarrer schließlich in nur einem Fall. Die Richterin kam nämlich zu der Auffassung, dass es sich um eine Dauerstraftat handle und nicht um die Einzelfälle. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Pfarrgemeinde in Waldkirchen hofft nun, dass mit dem Urteil ein Schlussstrich unter die sogenannte "Kollekten-Affäre" gezogen werden kann. Die Stimmung in der Pfarrei sei bedrückend und traurig, sagt Michael Nirschl, der seit 2019 Pfarrer in Waldkirchen ist. "Weil die Ermittlungen so lange gedauert haben, gab es in der Bevölkerung schon Vermutungen, die Kirche wolle die Vorfälle unter den Tisch kehren. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es ist uns ein großes Anliegen, dass diese Sache sauber aufgeklärt wird und wir danach wieder nach vorne schauen können."

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