Vom ländlichen Kreuzberg in der Rhön ins städtische Kreuzberg nach Berlin: zwei Welten - doch die Jugend eint ihre Sorge vor der Wahl.
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Zwei Kreuzbergs, ähnliche Sorgen: Was Jugendliche beschäftigt

Zwei Kreuzbergs, ähnliche Sorgen: Was Jugendliche beschäftigt

Zweimal Kreuzberg: Hier der ländliche Kreuzberg in der bayerischen Rhön, dort der Berliner Kiez. Zwei gegensätzliche Welten, doch in ihren Sorgen sind junge Menschen vereint. Es geht um Rente, Wohnung, Job. Werden sie von der Politik gehört?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau Franken am .

Kreuzberg – zwei Welten, ein Name. Den Kreuzberg in der bayerischen Rhön und das Berliner Stadtviertel Kreuzberg trennen 450 Kilometer und viele Klischees: Naturidyll vs. Betonwüste. Kloster vs. Kiez, Land vs. Stadt. Trotz gegensätzlicher Lebenswelten verbindet die jungen Bewohner dieser Orte aber viel. Im Fokus: bezahlbares Leben, Zukunftsperspektiven und die Notwendigkeit, gehört zu werden. Eine BR24-Spurensuche von Bayern nach Berlin.

Rente, Wirtschaft, Job: Alltagssorgen junger Menschen

Der Kreuzberg im nördlichen Unterfranken ist ein Idyll. Doch der Schein trügt, die Industrie-Zentren in der Region bröckeln und mit ihnen die Zuversicht der Jugend. Simon Rockenzahn ist Anfang 20, die Wirtschaftskrise sorgt ihn: "Wir haben viele, die um ihren Job bangen oder gekündigt wurden." Angst – so beschreibt er das vorherrschende Gefühl, bezogen auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Soziologin Ulrike Zeigermann von der Universität Würzburg ist nicht überrascht: Wo Regionen wirtschaftlich abgehängt sind, fühlen sich junge Menschen "von der Politik nicht gehört, nicht vertreten."

Doch nicht nur dort. Im hippen Berliner Viertel Kreuzberg macht der 16-jährige Martinas gerade eine Ausbildung, hat aber Angst um seine Rente. Er fordert von der Politik langfristige Lösungen. Darauf hofft auch der 19-jährige Moghaddam, der mit seiner Familie vor sechs Jahren aus dem Iran nach Deutschland kam und nun einen Döner-Laden betreibt. Lange hatten sie keine Arbeitserlaubnis: "Ich finde, man sollte da was ändern und jedem die Chance geben, sich zu beweisen."

Eigenheim vs. Mieten, gleicher Preisdruck

Während die Migrationspolitik aktuell den Wahlkampf dominiert, beschäftigt junge Menschen vor allem das Thema Wohnen: In Bayern wünschen sich Simon Rockenzahn und seine Freunde zwar ein Eigenheim, wie es sich ihre Eltern noch leisten konnten. Doch die gestiegenen Baukosten machen das nahezu unmöglich: "Also wir sind heutzutage auch in der Rhön bei Minimum 400.000 Euro. Und da hast du keinen Keller und keinen Garten."

Vom Eigenheim träumen die meisten jungen Berliner nur, doch auch sie verspüren Druck: die Mieten steigen, der Frust wächst. Die 27-jährige Sozialarbeiterin Irina wurde in Kreuzberg wegen Eigenbedarfs gekündigt. Sie sucht eine neue Wohnung, kann sich aber die hohen Mieten kaum leisten, die bei einer 1-Zimmer-Wohnung zwischen 800 und 1.000 Euro liegen. Sie sieht die Politik in der Pflicht, mehr zu tun.

Im Video: "Kreuzberg vs. Kreuzberg – Was beschäftigt junge Leute vor der Wahl?"

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Vom ländlichen Kreuzberg in der Rhön ins städtische Kreuzberg nach Berlin: zwei Welten - doch die Jugend eint ihre Sorge vor der Wahl.

Von Wahlversprechen und Vertrauensverlust

Im letzten Bundestagswahlkampf versprach Olaf Scholz (SPD) noch 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Doch die Zahl wurde unter der Ampel-Regierung in den vergangenen Jahren nie erreicht. BR24 hat die Parteien gefragt, was sie angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl konkret für junge Leute planen. Das haben sie geantwortet:

  • CDU/CSU: Frühstart-Rente, bezahlbarer Führerschein, weniger Bauvorschriften fürs Eigenheim
  • AfD: Sicherheit, keine "No-go-Areas", minimale staatliche Eingriffe in die Wirtschaft
  • SPD: geringere Mieten, Bafög-Anpassung, steuerfreier Führerschein, Mobilitäts-Pass für 16-Jährige
  • B.90/Die Grünen: 49-Euro-Ticket, bezahlbarer Wohnraum, Mobilitätszuschuss, Begegnungsorte stärken
  • Die Linke: Mietendeckel, Klimaschutz, mehr Bafög und Ausbildungsgehalt
  • FDP: elternunabhängiges Bafög, keine neuen Schulden, Bildungs-Zugang für armutsgefährdete Jugendliche
  • BSW: Ausbildung unabhängig von Herkunft, Zugang zu Bildung für armutsgefährdete Jugendliche
  • Freie Wähler: 2.000 Euro monatlich steuerfrei für junge Erwerbstätige und Studenten, bezahlbarer Wohnraum, weniger Bauvorschriften

Fehlende Begegnungsorte für Jugendliche

Zwar sind vor allem die digitale Räume für junge Menschen wichtig, aber auch reale Begegnungsorte. In Fladungen, der nördlichsten Stadt Bayerns, baut die Jugend seit Monaten einen Faschingswagen: die "Old Vintage Bar". Eine selbstgebaute, fahrende Bar – als Symbol des Kneipensterbens. "Wir sehen die Bar schon als Ort, wo sich die Gesellschaft treffen kann", erzählt Moritz Wetzel.

In Berlin schafft die Jugendsozialarbeit "Outreach" in Kreuzberg einen Treffpunkt für Jugendliche. Sie bestimmen hier, was gemacht wird – jede Stimme zählt. Gelebte Demokratie. Und doch scheint die Politik weit weg zu sein. Sozialarbeiter Željko Ristić ist nah dran an den Jugendlichen, er rät Politikern: auf Augenhöhe gehen, sie ernst nehmen. Denn schließlich geht es um die Zukunft einer jungen Generation – auf dem Land und in der Stadt – über die jetzt in der Politik entschieden wird.

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