Roman Moroz organisiert seit Kriegsbeginn Hilfe für die Ukraine,
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Roman Moroz organisiert medizinische Hilfe für die Ukraine

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Krieg in der Ukraine: Spendenbereitschaft sinkt

Krieg in der Ukraine: Spendenbereitschaft sinkt

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 schickt Familie Moroz aus Unterschleißheim Hilfe in ihre Heimat. Auch der Verein "Hilfe für die Ukraine Weißenburg" organisiert Transporte. Doch die Spendenbereitschaft sinkt stark.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

"Blutstillende Medikamente, Katheter, Nadeln, Spritzen – das brauchen die verletzten Soldaten an der Front dringend!" Roman Moroz sammelt in seinem Keller im oberbayerischen Unterschleißheim medizinische Hilfsgüter für die Ukraine. Schon seit Februar 2022, seit Kriegsbeginn, organisiert er mit seiner Frau Solomija Transporte in seine Heimat. Doch die Spendenbereitschaft in der Gesellschaft ist deutlich gesunken. Im ersten Kriegsjahr hat das Ehepaar täglich einen Transporter losgeschickt – in diesem Jahr waren es dagegen bislang nur zehn.

Bruder kämpft an der Front

Solomija und Roman Moroz kamen lange vor dem Krieg zum Arbeiten nach Bayern, hier haben sie sich kennengelernt. Geplant war eine kurze Zeit – doch der Ingenieur und seine Frau blieben. Mittlerweile haben sie zwei kleine Töchter.

Gleich nach Kriegsbeginn hat Familie Moroz mit Freunden und mit der Vereinigung "Ukrainischer Pfadinder" in München die ersten Transporte gestartet. Sogar eine ganze Zahnarztpraxis haben sie geliefert. Allein in das Benzin für die Transporte hat die Familie seit Kriegsbeginn 30.000 Euro Privatgeld gesteckt.

"Mein 33-jähriger Bruder kämpft an der Front", erzählt Solomija Moroz. Erst gestern habe sie mit ihm Sprachnachrichten ausgetauscht, dabei hätte seine Stimme sehr müde geklungen. Was er wirklich erlebe, erzähle er ihr nicht, sagt sie. "Unsere Hilfe gibt ihm und den Menschen vor Ort Kraft." Deswegen machen sie weiter.

Verein "Hilfe für die Ukraine Weißenburg" hilft seit 33 Jahren

Auch der Verein "Hilfe für die Ukraine Weißenburg" in Mittelfranken unterstützt notleidende Menschen in der Ukraine. "Ich weiß, dass unsere Hilfe ankommt", sagt Betti Städtler vom Vereinsvorstand. Sie war selbst schon vor Ort und hat Freundschaften geschlossen.

Der Verein liefert Lebensmittel und Medikamente an Kinder- und Seniorenheime, Krankenhäuser, aber auch bedürftige Familien, unter anderem in Ostrog, Riwne, Lviv und Kiew. Gegründet hat sich der Verein nach der Atom-Katastrophe von Tschernobyl vor 33 Jahren. Damals kamen Kinder aus der Ukraine zur Erholung nach Weißenburg. Nach Kriegsbeginn im Jahr 2022 hat der Verein Hilfstransporte gestartet. Viele der damaligen "Ferienkinder" müssen heute als Soldaten an der Front kämpfen.

2022 sei die Spendenbereitschaft sehr groß gewesen, erzählt Vereinsvorsitzende Melitta Heuberger. Das habe sich nach fast drei Jahren Krieg deutlich verändert. "2024 haben wir nur noch ein Drittel an Hilfsgütern bekommen", so Heuberger. Trotzdem macht der Verein weiter: Der nächste Transport für Januar 2025 ist bereits in Planung.

Caritas International in Kiew: Hilfe für verletzte Veteranen

Auch das katholische Hilfswerk Caritas International bietet seit fast drei Jahren Hilfe für die Ukraine. Hannah Kikwitzki koordiniert in Kiew die Maßnahmen. Zum Beispiel die Versorgung der Zivilisten, die nahe der Frontlinie wohnen. "Unsere mobilen Teams bringen den Menschen Lebensmittel, Trinkwasser und Medizin", sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Im dritten Kriegswinter werden wieder Brennstoff, Lebensmittel und Strom-Generatoren gebraucht.

Die Not nimmt zu – doch die Spenden für die Ukraine gehen stark zurück. Hatte Caritas International 2022 noch 72,5 Millionen Euro erhalten, waren es dieses Jahr bislang nur 3,6 Millionen Spenden für die Ukraine – gerade einmal fünf Prozent des Spendenvolumens im ersten Kriegsjahr. Der Grund: Andere Krisen stehen im Vordergrund, man hat sich an den Konflikt "gewöhnt".

Dabei nimmt die Belastung in der Ukraine eigentlich zu: Psychische und physische Hilfe für Veteranen und ihre Familien werden mehr gebraucht und nicht weniger, denn immer mehr Männer kehren mit fehlenden Gliedmaßen von der Front zurück. Das belaste auch die Angehörigen sehr, sagt Hannah Kikwitzki, deswegen organisiert die Caritas Trauma-Therapien auch für Kinder.

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Der Verein "Hilfe für die Ukraine Weißenburg" schickt jeden Monat seit Kriegsbeginn einen Transporter in die Ukraine

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