In rund drei Jahren soll eine Heeresbrigade der Bundeswehr in Litauen einsatzbereit sein. Das Bundesverteidigungsministerium will trotz zerbrochener Ampel-Koalition alles dafür tun, um das Projekt voranzubringen. Die Brigade-Stationierung genieße weiterhin "unverändert große Priorität", betont ein Ministeriumssprecher auf Anfrage von BR24. Planungs- und Umsetzungsschritte würden "ungebrochen vorangetrieben".
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Gesetzespaket soll Bundestag passieren
Neben dem Aufbau der Einheiten sowie dem Errichten von Infrastruktur ist der gesetzliche Rahmen für die Stationierung bedeutsam. Im Mittelpunkt steht das sogenannte "Artikelgesetz". Damit werden Änderungen an mehreren bestehenden Gesetzen vorgenommen, sofern der Bundestag zustimmt. Konkret geht es um Themen wie Besoldung, Versorgung oder Arbeitszeitrecht.
Dem Sprecher zufolge liegt der Entwurf dem Bundestag bereits vor. Er schreibt: "Das Bundesministerium der Verteidigung setzt alles daran, dass das Gesetz noch in der verbleibenden Zeit der Legislaturperiode durch den Bundestag verabschiedet wird." Das Parlament entscheide selbst über Beratungstermine. Das Ministerium könne daher keine Prognose abgeben.
Grenzlandkaserne: Heimat auf Zeit
Bayerische Soldaten stehen unterdessen vor großen Veränderungen. So auch in der Oberviechtacher Grenzlandkaserne. Hier ist das Panzergrenadierbataillon 122 beheimatet. Ein Plakat hinter der Wache zeigt die Wappen all seiner Kompanien.
Seit knapp einem Jahr ist klar: Für sie ist die Grenzlandkaserne eine Heimat auf Zeit. Seinerzeit hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) verkündet, dass der Verband Teil der neuen "Litauen-Brigade" werden soll.
"Wir müssen mit der Zeit gehen"
Für Männer wie Hauptfeldwebel Alex liegt die Zukunft also im Nordosten. Er wird mitgehen nach Litauen, erzählt er bei einem Kasernenrundgang Ende Oktober. Zu diesem Zeitpunkt ist in Berlin noch alles beim Alten. Seinen vollen Namen dürfen wir zu seinem Schutz nicht nennen.
In Oberviechtach hat Alex fast alle Veränderungen der letzten zwanzig Jahre mitgemacht. Hat Umstrukturierungen sowie die Einführung von neuem Material erlebt. Statt Schützenpanzern sollen hier einmal Panzerhaubitzen stehen. Ein Artilleriebataillon soll den Standort übernehmen. Dass die Panzergrenadiere Abschied nehmen müssen von der Kaserne, das sei schon "emotional", sagt Alex – um sogleich hinterherzuschieben: "Wir müssen mit der Zeit gehen."
Leuchtturmprojekt Litauen-Brigade
In diesem Fall heißt das, die Nato-Streitkräfte im Baltikum zu stärken, um den Frieden zu sichern. Russland soll signalisiert werden, dass ein Angriff töricht wäre – dass die Allianz zusammensteht. Bis Ende 2027 soll die deutsche Heeresbrigade mit rund 4.800 Soldaten einsatzbereit sein. Es ist das Leuchtturmprojekt von Verteidigungsminister Pistorius. Mit seinen Plänen hatte er viele überrascht. Auch Alex und seine Kameraden.
Hauptfeldwebel: "Natürlich gehe ich dorthin"
Der Hauptfeldwebel will für die Jüngeren ein Vorbild sein: "Die orientieren sich an uns. Dahingehend ist es wichtig, dass wir jetzt schon Flagge zeigen und sagen: Achtung, natürlich gehe ich dorthin."
Großes Thema dabei: Was wird aus den Angehörigen? Kommen sie mit? Alex schildert, seine Frau sei überrascht gewesen von der Situation: "Wir haben alles abgewogen. Sie wird zunächst zu Hause bleiben, aber wir schließen nicht aus, dass sie nachkommt." Wo ein Wille, da ein Weg, sagt Alex. Er betont: Er habe eine klare Einstellung zu seinem Beruf, habe einen Eid geschworen.
Stationierung ist Neuland
Allen in der Truppe klar: So eine Auslandstationierung gab es nie zuvor in der Geschichte der Bundeswehr. Die Vorbereitungen werden deshalb von vielen Soldaten ebenso genau wie kritisch beobachtet.
Panzergrenadier Alex ist optimistisch. Er habe das Vertrauen, dass für die Soldaten gesorgt werde: "Mir ist gar nicht so wichtig, was heute oder morgen entschieden wird. Mir ist es wichtig, dass die Bedingungen stimmen, wenn ich da bin."
Eine Milliarde Euro pro Jahr
Dafür wird die neue Bundesregierung Sorge tragen müssen. Die jährlichen Betriebskosten der Brigade werden sich auf rund eine Milliarde Euro belaufen, das schätzt das Verteidigungsministerium. Für die Aufstellung werde mit einmaligen Kosten für Rüstungsinvestitionen von rund vier bis sechs Milliarden Euro gerechnet, heißt es weiter. Immerhin: Damit zeichne sich ein geringerer Finanzbedarf ab, als noch im April 2024 angenommen.
Im Video: Litauen-Stationierung - Auch Soldaten aus Bayern sollen verlegt werden
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