Die Eröffnungsfeier der 33. Olympischen Spiele in Paris hatte für Furore gesorgt - und noch immer gibt es kritische Stimmen. Denn bei der Eröffnung vor einer Woche hatten Dragqueens mit Tänzern und Performern eine Szene dargestellt, die viele Menschen an Leonardo da Vincis Gemälde "Das letzte Abendmahl" erinnerte.
Dabei sei eine Szene aus der griechischen Mythologie seine Inspiration gewesen, wie der künstlerische Leiter Thomas Jolly im Nachgang im Interview mit der französischen Zeitung "Le Figaro" erklärte. Auch auf dem offiziellen X-Account schrieben die Veranstalter der Spiele: The interpretation of the Greek God Dionysus makes us aware of the absurdity of violence between human beings.
Die Veranstalter widersprachen auch offiziell, dass es sich dabei tatsächlich um eine Nachahmung des Abendmahls gehandelt habe. Stattdessen sei bei der Zeremonie eine Szene aus der griechischen Mythologie inszeniert worden. Die Szene habe eine heidnische Feier darstellen und gegen Ende der Eröffnungszeremonie am Freitagabend zum Feiern einladen sollen, sagte die Kommunikationschefin der Olympia-Organisatoren, Anne Descamps. Man habe keine religiöse Gruppe verunglimpfen wollen.
Vertreter der Kirche wie zum Beispiel der Passauer Bischof Stefan Oster, aber auch Politiker wie Ex-US-Präsident Donald Trump und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sahen das anders. Sie warfen den Veranstaltern Blasphemie und Respektlosigkeit vor. Der katholische Bischof von Nîmes in Südfrankreich kündigte gar eine "Wiedergutmachungsmesse" an, um die aus seiner Sicht während der Olympia-Eröffnung entstandene "Schmähung des christlichen Glaubens" zu heilen.
Herrmann: Aktion schlimmes Beispiel für mangelnden Respekt
Auch für Bayern Innen- und Sportminister Joachim Herrmann hat die Pariser Dragqueen-Zeremonie offenbar über das Ziel hinausgeschossen. "Dieser Auftritt mag vom Recht auf Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt sein. Aber es ist ein extrem schlimmes Beispiel für mangelnden Respekt vor der religiösen Überzeugung anderer. So etwas gefährdet den inneren Frieden in unserem Land", sagte der CSU-Politiker in einem Interview des katholischen Magazins "innehalten" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) aus München.
Auf die Frage, ob die Grenze zur Verunglimpfung des christlichen Glaubens überschritten worden sei, sagte Herrmann: "Ich finde schon. Gerade die sogenannte queere Community beansprucht maximale Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt und Respekt vor unterschiedlichsten Weltanschauungen und Lebensformen. Wenn ich diese Toleranz einfordere, kann ich nicht zugleich das Christentum in dieser Art und Weise verspotten."
Minister mahnt zu Toleranz gegenüber Religionen
Der Minister fügte an: "Es ist unglaubwürdig, ganz bewusst das Abendmahl als sexualisiertes Trinkgelage zu inszenieren und dann zu behaupten, eine Verletzung religiöser Gefühle habe man nicht gewollt. Wie ungeheuer sensibel reagieren diese Leute, wenn jemand ihre vermeintlich geschlechtergerechte Sprache infrage stellt oder die zahlreichen beliebigen geschlechtlichen Orientierungen nicht sofort versteht."
Stattdessen mahnte Herrmann religiöse Rücksicht an. "Wir müssen überall für ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt und Toleranz werben - was übrigens nicht in allen Ländern des Nahen Ostens und auch nicht von jedem Israeli gegenüber Christen gewährleistet ist." Das sei auch im Hinblick auf den wachsenden Antisemitismus wichtig.
Vergangenheit zeigt: Kunst braucht manchmal Zeit
Ob die Aufführung in Paris nun eine gezielte Provokation war oder nicht, wissen wohl nur die Künstler selbst. Für etwas Abkühlung der erhitzen Gemüter könnte allerdings ein Blick in die Vergangenheit sorgen: So löste schon im 16. Jahrhundert der berühmte Maler Michelangelo Buonarroti mit seinen Darstellungen von menschlichen Geschlechtsteilen in der Sixtinischen Kapelle einen regelrechten Skandal innerhalb der Kirche aus, sodass die Werke zwischenzeitlich sogar übermalt wurden. Mittlerweile gelten sie aber als wichtiges Relikt der Renaissance.
Mit Informationen der KNA
Im Audio: Passauer Bischof Oster kritisiert Dragqueen-Darstellung bei Olympia-Eröffnung
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