Der öffentliche Nahverkehr außerhalb der Großstädte hat ein Problem. Große Busse fahren viel zu selten und fast leer, so der Eindruck vieler Menschen auf dem Land. Einige Städte und Gemeinden setzen deshalb auf Rufbus-Systeme und versprechen sich davon mehr Flexibilität, eine bessere Auslastung und ihren Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, auch ohne Auto mobil zu sein. Neuzugang in der oberbayerischen Rufbus-Landschaft ist der "Blaue-Land-Bus" im Oberland. Andernorts fahren die Busse schon länger – mit unterschiedlichem Erfolg. Ein Überblick.
Nach Bedarf durchs Blaue Land
Der "Blaue Land Bus" kreuzt erst seit einigen Tagen durch neun Gemeinden rund um den Staffelsee in den beiden Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau. Für die fünf Kleinbusse gibt es keine feste Route, sie können per App oder Anruf angefordert werden. Einige Fahrgäste berichteten dem BR, es sei schwierig, den Bus zu buchen – weil der Andrang so groß sei. Geschäftsführer Clemens Deyerling bittet um Geduld: "Wir sind auch in enger Absprache mit dem Landkreis, um die Kapazitäten der Nachfrage entsprechend einzuteilen. Dafür brauchen wir aber jetzt eine gewisse Zeit, um Daten zu haben."
Der "Blaue Land Bus" ist auf jeden Fall ein echtes Regionenprojekt: Betrieben wird er von der Murnauer Firma Omobi. Die hatte bereits vor ein paar Jahren eins der ersten Ortsbusprojekte in Murnau realisiert. Inzwischen betreut sie auch den "Hoki" in und um Holzkirchen im Landkreis Miesbach, den "Rupi" im Landkreis Traunstein und den Rufbus in der Stadt Mühldorf.
Im knallgelben Kleinen durch Traunreut
Seit mehr als einem Jahr ist in Traunreut im Landkreis Traunstein der "Direktbus" unterwegs. Wer mit dem knallgelben Achtsitzer fahren will, bestellt ihn telefonisch an eine der 60 Haltestellen in der Innenstadt oder der Außenbereiche. Diese hohe Zahl ist einer der Vorteile; der Vorgänger des Rufbusses, die Citybus-Linie, hatte nur 15 Haltestellen in der Innenstadt und außerhalb gar keine.
Laut Stadtverwaltung ist der Bus seit seiner Einführung fast immer ausgebucht. Teilweise ist deswegen sogar ein zweiter Bus im Einsatz.
Mit "Rosi" durch den Chiemgau
Im Chiemgau im Landkreis Rosenheim fährt der Rufbus "Rosi" durch elf teilnehmende Gemeinden – mit großem Erfolg, aber auch mit großem Defizit. "Rosi" wird wesentlich stärker nachgefragt, als man zunächst errechnet hatte. Aber der Betrieb der fünf Fahrzeuge, die täglich unterwegs sind, kostet mehr als gedacht. Der Landkreis Rosenheim will die höheren Kosten offenbar nicht übernehmen und einige Chiemgaugemeinden auch nicht. Kommende Woche wollen die Bürgermeister klären, wie es mit "Rosi" weitergeht.
Landkreis Miesbach macht "hoibe hoibe"
Der Landkreis Miesbach setzt derzeit noch auf ein Taxisystem. Seit Anfang des Jahres können Jugendliche, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Schwerbehindertenausweis das "HoibeHoibe Taxi" nutzen. Bezahlt wird mit Wertschecks, die man sich vorher bei der Gemeinde abholen muss. Das System startete verhalten: Im ersten Halbjahr wurden knapp 9.000 Wertgutscheine an Berechtigte ausgegeben. 2025 wird es das "HoibeHoibe Taxi" aber auf jeden Fall noch geben.
Mit dem Rufbus rund um Ingolstadt
Im Verkehrsverbund VGI rund um Ingolstadt sind mittlerweile 12 Fahrzeuge in den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen an der Ilm, Neuburg-Schrobenhausen und der Stadt Ingolstadt unterwegs. Man bucht sie per App, Website oder Telefon. Die Rufbusse fahren vorgegebene Haltestellen an, eine Software bündelt die Fahrten gegebenenfalls und errechnet die beste Strecke zum Ziel. Die verkauften Fahrkarten allein decken die Rufbuskosten nicht: Ein Teil wird gefördert, die übrigen Kosten teilen sich die beteiligten Landkreise und Gemeinden auf. Für sie rentiere sich das wegen der hohen Nachfrage, so der VGI: Pro Werktag nutzen über 500 Fahrgäste die Flexi-Rufbusse.
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