Der 70 Jahre alte Angeklagte steht vor Prozessbeginn am Landgericht München I im Gerichtssaal. Der Mann soll vor 45 Jahren einen 69-Jährigen mit einem kiloschweren Mörserstößel in dessen Badezimmer erschlagen haben, um seine Wertgegenstände zu stehlen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Niklas Treppner

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angekalgte 1978 einen Münchner Rentner heimtückisch und aus Habgier ermordete.

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Mord vor 45 Jahren: Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft

45 Jahre ist der Münchner "Silvester-Mord" her: Ein 69-Jähriger war mit zertrümmertem Schädel in seiner Badewanne gefunden worden. Jahrzehnte später finden Cold-Case-Ermittler einen Treffer in der DNA-Datenbank. Heute soll das Urteil fallen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Im Prozess um einen Mord in München vor 45 Jahren fordert die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft für den Angeklagten. Sie geht davon aus, dass der Mann kurz vor Silvester 1978 einen Münchner Rentner heimtückisch, aus Habgier und zur Ermöglichung einer anderen Straftat ermordete. Der Angeklagte soll nach dem Mord Wertgegenstände gestohlen haben. Das Opfer war mit zertrümmertem Schädel in seiner Badewanne gefunden worden.

Die Verteidiger beantragten in ihren Plädoyers am Montag vor dem Landgericht München I Freispruch. Dem Angeklagten kamen die Ermittler erst im Zuge der Altfallbearbeitung, sogenannter Cold Cases, auf die Schliche. 

Opfer lag mit zertrümmertem Schädel in der Badewanne

Der Angeklagte machte zu Prozessbeginn allerdings weder Aussagen zu seiner Person noch zu den Vorwürfen an sich. Doch stimmen nach Angaben des "Cold Case"-Bearbeiters der Polizei, der als Zeuge befragt wurde, sowohl die gefundenen Fingerabdrücke als auch die DNA-Spuren überein.

Der Fall hatte damals als "Silvester-Mord" großes Aufsehen erregt: Verwandte hatten sich Sorgen gemacht, weil das bekanntermaßen mit Strichern verkehrende Opfer nicht wie verabredet zu einer Messe erschienen war und auch nicht auf Anrufe reagierte. Die Polizei fand den 69-Jährigen daraufhin am 2. Januar mit zertrümmertem Schädel tot in seiner Badewanne - auf dem Kopf zwei Plastikschüsseln und ein Eimer. 

Fingerabdrücke und DNA-Spuren eines Tatverdächtigen aus England

Die Polizei sicherte damals in der Wohnung drei Fingerabdrücke, außerdem ein Haar sowie eine Flüssigkeit auf dem Bettlaken. 2005 wurden aus diesen Asservaten dank des Fortschritts der Kriminaltechnik DNA-Spuren extrahiert. Bei einer neuerlichen Öffnung der Akten glich der Münchner Altfallbearbeiter die Fingerabdrücke 2018 europaweit ab. Die Treffermeldung kam allerdings erst Ende 2021 - aus England. Dort wurde der mutmaßliche Täter im Frühjahr 2023 widerstandslos festgenommen.

Das Landgericht München I will heute das Urteil in dem Verfahren sprechen, wie Gerichtssprecher Laurent Lafleur mitteilte. Außer Mord wäre jeder andere Tatvorwurf - auch Totschlag - verjährt.   

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