In verschiedenen Räumen des Karolinen-Gymnasiums in Rosenheim sitzen 71 Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Italien, Lichtenstein, Frankreich, Slowenien und der Schweiz in Kleingruppen zusammen und diskutieren in englischer Sprache. Sie erarbeiten Vorschläge, wie das Leben im Alpenraum nachhaltiger werden kann (externer Link).
Konkrete Ideen, um nachhaltiger zu konsumieren
Einer der Teilnehmer ist Luc Burtscher, 15 Jahre alt, aus Innsbruck. "Wir haben in der Schule einen Kaffeeautomaten mit Papierbechern. Papier verbraucht auch Ressourcen. Außerdem ist der Becher innen chemisch beschichtet, das finden wir nicht wirklich nachhaltig."
Die Gruppe möchte, dass mehr wiederverwendbare Verpackungen eingesetzt werden und so Abfall reduziert und Ressourcen eingespart werden. Nicht nur bei Getränken, sondern auch statt der Papiertüte in der Bäckerei oder im Geschäft für Obst und Gemüse. Sie wollen dafür einen Anreiz geben. "Wir schlagen eine Art Stempelsystem vor. Da bekommt man dann einen Rabatt, wenn man nachhaltige Verpackungen benutzt."
Ressourcen sparen und Produkte länger nutzen
Einen Tisch weiter feilen Valentin Laupheimer aus Rosenheim und Schülerinnen aus der Schweiz und Liechtenstein an einem Text für einen Vorschlag zum Thema nachhaltiger Konsum. "Es macht mir Sorgen, wie zum Beispiel beim Thema Fast Fashion, dass man immer mehr kauft, immer mehr konsumiert. Die Sachen werden dann aber nur kurz genutzt, und man holt sich wieder was Neues."
Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Italien, Lichtenstein, Frankreich, Slowenien und der Schweizer diskutieren
Lokale Netzwerke für Reparieren statt Wegschmeißen
Die Idee, um dagegen vorzugehen: eine Art erweitertes Repair-Café. Mit dem Ziel, nicht nur Kleidung, sondern generell Produkte zu reparieren und länger zu nutzen. Und die Menschen vor Ort dazu zusammenbringen. "Da kann man einfach hingehen, und es wird einem geholfen, vom Fahrrad bis zum Kinderspielzeug", so Valentin Laupheimer. So sollen schon Kinder an ein anderes Konsumverhalten herangeführt werden.
Alternativen zum Skifahren
Eine Türe weiter geht es den Jugendlichen darum, Tourismus umweltfreundlicher zu machen. Die 16-jährige Romy Lanzenberger aus Rosenheim ist schon zum zweiten Mal beim Jugendparlament dabei: "Ich wohne an den Alpen und geh' seit vielen Jahren Skifahren. Da sind die Auswirkungen des Klimawandels nicht zu übersehen. Die künstliche Beschneiung hat für mich keine Zukunft." Der Tourismus müsse sich ändern und Alternativen zum Skifahren bieten, so Romy.
Jugendliche machen sich Gedanken um Umwelt und Klima
Dass Umwelt und Nachhaltigkeit den teilnehmenden Schülern wichtig ist, beobachtet auch Lehrerin Konstanze Hüttenhofer: "Die jüngsten Schülerinnen sind 14 Jahre alt und diskutieren auf Englisch in einer Ernsthaftigkeit, die man nicht erwartet."
Mitreden und gehört werden ist Jugendlichen wichtig
Die Lehrer bleiben bei der Konferenz im Hintergrund und sind vor allem für die Organisation zuständig. "Wir haben den Eindruck, dass es den Schülern sehr wichtig ist, bei Themen, die die eigene Zukunft betreffen, mitreden zu können. Dass sie sehen, sie können was machen und werden gehört, bedeutet ihnen viel", so Lehrerin Konstanze Hüttenhofer.
Schülerin Romy findet, es sei ein Vorurteil, "dass wir uns nicht für Politik interessieren. Wir sehen die Probleme und wollen was machen."
Romy Lanzenberger aus Rosenheim (rechts im Bild) ist schon zum zweiten Mal beim Jugendparlament dabei
Jugendliche nehmen Ideen mit in ihre Länder und unterbreiten sie Politikern
Insgesamt zwölf Vorschläge haben Jugendliche diese Woche in Bayern erarbeitet, fünf haben es in die Schlussresolution geschafft. Die Idee von Luc und seiner Arbeitsgruppe, wiederverwertbare Verpackungen mit einem Bonus zu belohnen, hat innerhalb des Jugendparlaments den größten Zuspruch erhalten. Luc wird die Vorschläge mit nach Tirol nehmen und dort Politikern unterbreiten "Ich glaube nicht, dass alles umgesetzt wird, aber es sind gute Ideen dabei, und es ist schon mal gut, wenn die Politiker sich das anhören und sehen, dass etwas getan werden muss."
Bis jetzt sind nur ganz vereinzelt Vorschläge aus den Jugendparlamenten der letzten Jahre zum Schutz der Alpen in die Praxis umgesetzt worden. Luc, Valentin und Romy wollen sich davon nicht entmutigen lassen.
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