Frau im Dirndl telefoniert
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Wenn Mädchen und Frauen beim Oktoberfest in kritische Situationen geraten, gibt es Hilfe im "Safe Space" oder per App.

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"Safe Space" und "SafeNow": Mehr Sicherheit beim Oktoberfest

"Safe Space" und "SafeNow": Mehr Sicherheit beim Oktoberfest

Wenn Mädchen und Frauen beim Oktoberfest belästigt werden oder in andere kritische Situationen geraten, gibt es Hilfe im "Safe Space". Damit die Lage aber erst gar nicht eskaliert, gibt es die App "SafeNow".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die in München entwickelte App "SafeNow" soll beim diesjährigen Oktoberfest ab 21. September zusätzliche Sicherheit bieten. Ihr Einsatz in den Zelten wird nun ausgeweitet. Frauen und Mädchen, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in Not geraten, können sich wieder an den "Safe Space" wenden.

Hilfe nach Gewalt und bei Krisen

Vergangenes Jahr sind dort mehr als 300 Hilfesuchende hingekommen – etwa weil sie sexuelle oder körperliche Gewalt erfahren hatten, in einer psychischen Krise waren oder der Verdacht bestand, dass ihnen K.o-Tropfen verabreicht worden waren. Andere hatten ihre Begleitungen oder Wertgegenstände verloren oder waren bestohlen worden.

Tipps zur Vorbeugung

Die geschulten Mitarbeiterinnen im "Safe Space" helfen mit Beratung, Recherche, Begleitung, Decken, Geld, Taxigutscheinen oder auch mal Kleidung aus. Die Einrichtung gibt zudem Tipps, wie man schwierigen Situationen womöglich selbst vorbeugen kann: So wird zum Beispiel geraten, das Handy vor dem Wiesnbesuch aufzuladen und eine Powerbank mitzunehmen. Außerdem sollte man die Handynummer der Freundin noch einmal separat auf einem Zettel notieren.

Empfohlen wird auch, im Vorfeld Treffpunkte zu vereinbaren, sich vorab einen sicheren Heimweg zu überlegen, möglichst wenig Wertgegenstände mitzunehmen und diese dann – ebenso wie die Hoteladresse – am Körper zu tragen. Bei Überfüllung der Zelte könne es auch sein, dass man nicht wieder hineingelassen werde, warnt das "Safe Space"-Team: "Deswegen ist es gut, die wichtigsten Dinge beim Verlassen mitzunehmen."

"Schuld ist immer der Täter"

Sprecherin Kristine Gottlöber sieht aber auch andere Wiesnbesucher in der Verantwortung und betont, dass es eigentlich "nicht Frauensache" sei, sich zu schützen. Wenn Frauen zu viel trinken und sich nicht mehr wehren können, werde ihnen in der öffentlichen Meinung oft die Schuld gegeben, kritisiert sie. Das Verhalten der Täter werde dagegen entschuldigt. Dabei sei es genau umgekehrt. "Jede Frau hat das Recht, Alkohol zu trinken, zu flirten, sich sexy anzuziehen und zu feiern", betont Gottlöber: "Schuld ist immer der Täter!"

Hilfesuchende bleiben auf Wunsch anonym. Der "Safe Space" befindet sich im Servicezentrum (Eingang "Erste Hilfe") hinter dem Schottenhamel-Zelt. Geöffnet ist täglich von 18 bis 1 Uhr, freitags bis sonntags und am 3. Oktober sogar schon ab 15.30 Uhr. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich an alle Menschen, die sich als Frau definieren. Männer dürfen diesen geschützten Bereich nicht betreten. Es handelt sich um eine gemeinsame Aktion der Vereine "AMYNA" und "IMMA" sowie der Beratungsstelle Frauennotruf München. Sie wird unter anderem von der Stadt München unterstützt.

Lauter Alarm mit App

Dafür, dass Zelte noch sicherer werden, will Tilman Rumland mit seiner App "SafeNow“ sorgen. Diese kann man sich kostenlos aufs Handy laden. Wenn man schnelle Hilfe braucht, klickt man einfach auf einen Button – etwa bei Belästigungen oder auch aus medizinischen Gründen.

Dann werden Security-Mitarbeitende oder Freunde und Familienmitglieder alarmiert, deren Kontaktdaten dafür festgelegt sind. Sie hören einen Warnton und können auf dem Handy-Display den auf einen Meter genauen Standort der oder des Betroffenen sehen.

Einsatz in zwei Zelten und drei Clubs

Vergangenes Jahr wurde das System im Schottenhamel-Zelt getestet. 40 Mal wurde damit Hilfe gerufen. Heuer wird das Armbrustschützenzelt ebenfalls zur "SafeNow Zone". Wirtin Katharina Inselkammer betont zwar, dass es kaum Orte gebe, an denen einem "so schnell geholfen wird wie auf der Wiesn". Sie erhofft sich durch die App aber zum Beispiel Verbesserungen für die Bedienungen.

Gerade beim Reservierungswechsel gebe es doch "die eine oder andere Diskussion, die manchmal vielleicht nicht ganz so schnell vonstatten geht". Wenn dann die Security schnell da sei, sei das "ein absoluter Mehrwert". Als solchen hob Katharina Inselkammer auch die Verständigungsmöglichkeiten für private Gruppen hervor. Drei Münchner Clubs machen ebenfalls bei "SafeNow“ mit, darunter erstmals auch der "Wiesnclub" nahe der Theresienwiese, in dem viele bis in den Morgen weiterfeiern.

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