Norbert Hlacer und seine Birmakatze Filou aus Dinkelscherben mussten an der Messe Augsburg übernachten.
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Norbert Hlacer und seine Birmakatze Filou aus Dinkelscherben mussten an der Messe Augsburg übernachten.

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Pferde, Kühe, Hund und Katz: Tiere wegen Hochwassers evakuiert

Das Hochwasser in Bayern stellt auch Tierfreunde und Nutztierhalter vor Herausforderungen. Landwirte müssen ihre Rinder vor dem Wasser in Sicherheit bringen, Pferde kommen in Notboxen unter. Ein Tierheim wird vom Hochwasser überflutet.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Das Hochwasser in Bayern stellt Tierfreunde und Nutztierhalter vor Herausforderungen. Hunde, Katzen und Nagetiere sind noch relativ leicht in Sicherheit zu bringen. Auch in der Notunterkunft an der Augsburger Messe hatten mehrere Evakuierte den Hund an der Leine und die Katze im Transportkorb dabei. So wie Norbert Hlacer: Der Senior aus dem überfluteten Dinkelscherben musste mit seiner Birmakatze Filou an der Messe Augsburg übernachten.

Hochwasser bedroht Höfe und Kuhställe

Doch bei größeren Kalibern wird es schwieriger: Milchviehhalter Jochen Stiegeler aus Holzgünz im Unterallgäu hat seinen Kuhstall noch im letzten Moment mit einem selbst aufgeschütteten Wall vor dem Wasser des nahegelegenen Bachs schützen können. Das Jungvieh aber musste er mithilfe der Feuerwehr aus dem bereits knietiefen Wasser retten.

Die Hochwasserlage um die Schwaighöfe bei Tapfheim im Landkreis Donau-Ries hat sich deutlich verschärft. Die Höfe sind jeweils ganz leicht erhöht gebaut, die Ställe und Scheunen aber nicht. Wie die Landwirtin auf der Bauernhanseschwaige, Monika Frey, dem BR bestätigte, ist das Wasser der Zusam und auch des Riedstroms so massiv gestiegen, dass sämtliche Felder um die Einsiedlerhöfe überschwemmt sind und die Menschen auf den Höfen festsitzen.

Auch mit einem Traktor könne man die Straßen nicht mehr befahren – so hoch sei das Wasser. Das ganze Gebiet gleiche einem See. "Man kann jetzt nicht mehr unterscheiden, was die Zusam ist und was nicht." Auch die Ortschaften Rettingen (Gemeinde Tapfheim) und Zusum (Stadt Donauwörth) seien von der Außenwelt abgeschnitten.

Befreundete Landwirte nehmen Rinder auf

Am Samstag hatten die Landwirte mithilfe von Freunden und Bekannten erst an die 80 Stück Jungvieh aus dem Stall in Sicherheit gebracht, am Sonntag dann noch einmal 75 Milchkühe. Der örtliche Viehhändler stellte passende Transport-Lkw zur Verfügung, befreundete Landwirte im gesamten Landkreis Donau-Ries nahmen die Tiere auf, "eine unfassbare Hilfsbereitschaft" sei das gewesen, sagte Sebastian Frey.

Monika Frey zufolge haben die Bauern auf den Schwaighöfen ihre Anwesen größtenteils nicht verlassen. "Seine Heimat lässt man nicht so einfach hinter sich", betonte Frey. Der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle (CSU) hatte noch appelliert, die Höfe zu räumen. Die Donau und vor allem der Riedstrom sorgen dafür, dass das Wasser weiter steigt und der Fluss Zusam nur langsam abfließen kann.

Auch Pferde sind vom Hochwasser betroffen

Ein paar Kilometer weiter, in Allmannshofen, überlegt Pferdezüchter Ulrich Zeising, wie er mitten im überschwemmten Gebiet Wasser für seine Pferde herbekommt. Er musste die Tiere von der Sommerkoppel holen, nachdem das Hochwasser der Schmutter die Wiesen weitflächig überschwemmt hat. Im Stall am höher gelegenen Gutshaus des Gestüts Schwaighof gibt es zwar Futter für die Tiere, aber die Wasserversorgung ist abgestellt. Jetzt soll ein Tankwagen Wasser bringen für Mensch und Tier, die im Moment zusammen auf einer Art Insel im Hochwasser ausharren müssen. Klar ist, meint Zeising, der auch Pferde von Mitgliedern der deutschen Olympia-Equipe auf dem Gut betreut, dass die zum Teil mit Müll und Öl verschmutzten Weiden erst aufwendig gesäubert werden müssen, wenn das Hochwasser wieder zurückgeht.

Ihre Pferde ganz evakuieren musste Springreiterin Simone Blum. Die Weltmeisterin zeigte auf ihrem Instagram-Account, wie sehr die Flut der Amper ihren Hof in Zolling bei München getroffen hat. 34 Pferde mussten in Sicherheit gebracht werden, als das Wasser in die Boxen lief, darunter auch Blums Weltmeisterschaftsstute "Alice". Einige Tiere seien bei Freunden untergekommen, andere beim Bayerischen Reit- und Fahrverein.

Pferde kommen in Notboxen unter

Bei der Familie Kratzer in Gablingen bei Augsburg dagegen schossen die Regenmassen quer durch den Hof, die Familie musste für ihre eigenen und die Pensionspferde Notquartiere suchen, wie die Bäuerin auf der Facebookseite des Hofladens berichtet. Der Zusammenhalt innerhalb der Community ist dabei groß: Auf privaten Portalen im Netz bieten viele Menschen Notboxen an für Pferde aus dem Hochwassergebiet oder suchen ein Dach überm Kopf - fürs Kinderpony genauso wie für die Zuchtstute mit kleinem Fohlen bei Fuß.

Tierheim Hamlar wird geflutet

Vom Hochwasser schwer getroffen ist das Tierheim im Hamlar im Landkreis Donau-Ries. Der Gemeindeteil von Asbach-Bäumenheim ist komplett geflutet. Wie das Tierheim in den sozialen Medien schreibt, war binnen einer halben Stunde alles vollgelaufen. Doch viele Ehrenamtliche seien sofort zu Hilfe geeilt, um die Tierheimtiere aufzunehmen. "Hierbei war uns besonders das Tierheim Nördlingen eine riesengroße Hilfe. Im Zuge dessen möchten wir uns bei allen Leuten, die ihre Hilfe anboten, ganz, ganz herzlich bedanken. Ohne all diejenigen, die uns halfen, die Tiere zu evakuieren und unterzubringen, die Feuerwehr und Freunde unseres Tierheims, die uns mit dem Aufbauen der Sandsack-Barrikaden halfen und all denjenigen, die nach dem öffentlichen Aufruf ihre Hilfe anboten, Tiere aufzunehmen, wären wir verloren gewesen", schreiben die Tierheim-Verantwortlichen auf Facebook.

Feuerwehr holt Goldfische aus dem Hochwasser

Fast schon kurios dagegen mutet eine Rettungsaktion an, zu der die Feuerwehr bei Mering im Landkreis Aichach-Friedberg gerufen wurde: Eine Passantin hatte im Überschwemmungsgebiet an einer Parkfläche Goldfische gesichtet, die wohl durchs Hochwasser aus einem Gartenteich weggespült worden waren. Die Einsatzkräfte fischten die Goldies daraufhin mit einem Käscher aus dem Wasser.

Eine ähnliche Aufgabe, nur deutlich größer im Umfang erwartet die Fischprofis vom Schwäbischen Fischereihof in Salgen im Unterallgäu. Das Gelände der Einrichtung des Bezirks Schwaben ist komplett überflutet und die verschiedenen Fischarten in den Teichen sind durcheinandergewirbelt. Das Hochwasser hat laut eines Sprechers so große Schäden angerichtet, dass der für den 9. Juni geplante Tag der offenen Tür abgesagt werden muss.

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