Die Apfelernte am Bodensee beginnt - in dieser Anlage mit der Sorte Gala, eine der Hauptsorten.
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Die Apfelernte am Bodensee beginnt - in dieser Anlage mit der Sorte Gala, eine der Hauptsorten.

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Schlechtes Erntejahr für Äpfel in Europa – außer am Bodensee

Schlechtes Erntejahr für Äpfel in Europa – außer am Bodensee

Am Bodensee hängen die Obstbäume voller Früchte, die Ernte beginnt. Die Landwirte hatten dieses Jahr mit durchwachsenem Wetter und viel Regen zu kämpfen. Sie erwarten trotzdem eine gute Ernte – ganz im Gegensatz zum Rest von Europa.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Walter Witzigmann steht in seiner Plantage voller Bäumen und nimmt achtsam einen knallroten Apfel vom Ast. "Man muss ihn immer schön sauber hochdrehen. Der Apfel sollte immer mit Stiel sein", sagt Witzigmann. Dann legt er ihn in eine Großkiste. Einiges haben er und seine Mitarbeiter heute schon geerntet. In den nächsten Wochen geht es Schlag auf Schlag; Anfang November will Witzigmann fertig sein.

Schlechtestes Erntejahr seit 2017 – außer am Bodensee

Am Bodensee startet die Ernte jetzt mit Sorten wie Santana, danach folgen Hauptsorten wie Elstar und Gala. In der Region wird ein höherer Ertrag erwartet als in den Vorjahren. Für Europa gehen Landwirtschaftsexperten dagegen von der schlechtesten Ernte seit 2017 aus. Auch bundesweit gesehen liegt die Schätzung der Apfelerträge bei einem Minus von 16 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Waren es 2023 bundesweit 941.000 Tonnen, geht das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Ravensburg von einer Ernte von 793.000 Tonnen Äpfeln in diesem Jahr aus. Ähnliche Zahlen legt das Statistische Bundesamt vor. Das liegt laut KOB beispielsweise an Schäden durch Frostnächte im Osten Deutschlands während der frühen Blüte sowie an Hagelschäden, auch in den nördlichen Anbaugebieten. Die Preise für Äpfel im Supermarkt dürften in diesem Jahr entsprechend steigen. Das KOB rechnet mit einem Aufschlag im Handel von 30 bis 50 Cent pro Kilo.

Mehr Pflanzenschutzmittel

Auch die Bodensee-Obstbauern hatten mit einem durchwachsenen Jahr zu kämpfen. Bio-Landwirt Philip Erletz aus Lindau sagt: "Nach der Blüte kam eine Phase, die war für uns sehr schwierig. Da gab es eigentlich fast sechs Wochen nur Dauerregen." Er spricht von einer großen Herausforderung.

Denn auf die gut zwei Wochen frühere Blüte im Frühjahr wegen der warmen Temperaturen folgten starke Niederschläge im Mai und Juni. Wegen des vielen Regens mussten die Landwirte zum Schutz der Bäume vor Pilzbefall wie Schorf vermehrt Pflanzenschutzmittel einsetzen, was Naturschützer kritisierten.

Die Landwirte verweisen dabei auf einen bedachten Einsatz und nehmen auch die Verbraucher in die Pflicht. Schorfpilz verursacht grau-schwarze Flecken auf der Frucht und ist gesundheitlich unbedenklich. In den Handel dürfen solche Äpfel allerdings nicht. Auch beim Lagern könnten sie andere Früchte in Mitleidenschaft ziehen.

Prognose: Wie gut werden die Bodenseeäpfel heuer?

Zuletzt lieferte das Wetter wiederum gute Bedingungen für eine hohe Qualität der Äpfel. Das sieht auch der Lindauer Obstbauer Andreas Willhalm so. Er sagt: "Ich glaube, dass wir ein hervorragendes Jahr bekommen, was die Qualität der Früchte angeht und auch der Geschmack."

Zwar gab es auch am Bodensee einige Schäden, etwa durch Schorf. Eine Obstanlage von Walter Witzigmann ist zum Beispiel vom Hagel schwer gezeichnet: "Totalschaden", sagt er. Vergleichsweise sind die Landwirte am Bodensee aber verschont geblieben. Nach Schätzungen von Agrar-Experten dürfte die Apfelernte in der Region mit einem geschätzten Ertrag von rund 245.000 Tonnen hier sogar überdurchschnittlich ausfallen.

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