ARCHIV - 12.10.2015, Finnland, Helsinki: Das Installationsschiff "Ile de Brehat" verlegt das Sea-Lion-Unterseekabels (C-Lion) im Garnisonsgebiet Santahamina. Die Betreiber haben einen Fehler in dem unterseeischen Datenkabel Cinia C-Lion1 entdeckt. Foto: Heikki Saukkomaa/Lehtikuva/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Ein Defekt an einem Ostsee-Glasfaserkabel hat am Montag den Datentransfer zwischen Finnland und Deutschland gestört.

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Zwei Untersee-Datenkabel in Ostsee defekt: Sabotage oder Unfall?

Zwei Untersee-Datenkabel in Ostsee defekt: Sabotage oder Unfall?

Ein Defekt an einem Ostsee-Glasfaserkabel hat den Datentransfer zwischen Finnland und Deutschland gestört. Experten halten eine mutwillige Beschädigung für möglich. Und noch ein zweites Datenkabel in der Ostsee ist von einem Defekt betroffen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In der Ostsee sind Schäden an Kommunikationskabeln zwischen den neuen Nato-Mitgliedern Finnland und Schweden sowie ihren Bündnispartnern Deutschland und Litauen gemeldet worden. Die Kommunikationsverbindungen über das Kabel Cinia C-Lion1 zwischen Finnland und Deutschland seien dadurch unterbrochen, teilte das staatliche finnische Unternehmen Cinia am Montag mit. Die Fehlerursache sei noch unklar, es liefen Untersuchungen. Das finnische Außenministerium und das Auswärtige Amt in Berlin zeigen sich "zutiefst besorgt". Später wurde bekannt: Auch ein Datenkabel zwischen Litauen und Schweden ist defekt.

Cinia geht von äußerer Einwirkung aus

Das finnische Unternehmen Cinia geht davon aus, dass das Kabel zwischen Deutschland und Finnland am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch äußere Einwirkung durchtrennt wurde, etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz. Auf einer Pressekonferenz des Unternehmens hieß es, der Vorfall habe sich in schwedischen Gewässern außerhalb der verkehrsreichsten Schifffahrtsgebiete ereignet. Informationen über vorsätzliche Sabotage liegen demnach bislang nicht vor.

C-Lion1 verläuft auf einer Länge von mehr als 1.170 Kilometern von der finnischen Hauptstadt Helsinki bis nach Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist im Frühjahr 2016 in Betrieb genommen worden und das einzige Untersee-Datenkabel, das direkt von Finnland nach Mitteleuropa führt. Finnische Medien beschrieben es als wichtig für die Internetverbindungen finnischer Verbraucher, allerdings ist das nordische Land auch über zahlreiche andere Wege mit dem Rest Europas verbunden. Auswirkungen sollen finnische Online-Nutzer bislang nicht gespürt haben.

Deutschland und Finnland – und ein Verdacht

In einer gemeinsamen Erklärung des Auswärtigen Amtes und des finnischen Außenministeriums heißt es, "die Tatsache, dass ein solcher Vorfall sofort den Verdacht einer vorsätzlichen Beschädigung aufkommen lässt, spricht Bände über die Unbeständigkeit unserer Zeit". Eine gründliche Untersuchung sei im Gange. 

"Unsere europäische Sicherheit ist nicht nur durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bedroht, sondern auch durch die hybride Kriegsführung böswilliger Akteure", heißt es in der Erklärung beider Ministerien weiter. "Der Schutz unserer gemeinsamen kritischen Infrastrukturen ist entscheidend für unsere Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften."

Wie lange es dauern wird, das Problem zu beheben, ist noch unklar. Nach Angaben des finnischen Rundfunksenders Yle dauern Reparaturen von Unterseekabeln in der Regel zwischen 5 und 15 Tagen. Cinia zufolge muss das Kabel dafür aus dem Meer auf ein Reparaturschiff gehoben werden, das aus dem französischen Calais ins betroffene Gebiet kommen soll.

Auch Internetkabel zwischen Litauen und Schweden defekt

Am Montag wurde außerdem bekannt: Auch ein in der Nähe kreuzendes Kabel zwischen Schweden und Litauen ist seit Sonntagmorgen defekt. Das teilte Telias Technologie-Chef Andrius Šemeškevičius im litauischen TV-Sender LRT TV (externer Link) mit. Die Folge des Defekts war eine verminderte Internetbandbreite in dem baltischen Land.

In Schweden teilte Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin dem Rundfunksender SVT mit, dass schwedische Behörden die beiden Vorfälle untersuchten. "Es ist von zentraler Bedeutung, dass geklärt wird, warum wir derzeit zwei Kabel in der Ostsee haben, die nicht funktionieren", so Bohlin.

Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP

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