Die Zentrale der Leitstelle Oberland mit großen Bildschirmarbeitsplätzen
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Streit um geplante Zusammenlegung von Rettungs-Leitstellen

Streit um geplante Zusammenlegung von Rettungs-Leitstellen

Die geplante Fusion der integrierten Leitstellen von Weilheim und Fürstenfeldbruck ist auf Protest gestoßen. Rettungsdienst-Mitarbeiter sehen ihre Arbeitsplätze in Gefahr. Nun soll eine Expertenkommission über die Sinnhaftigkeit entscheiden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Im Oberland gibt es Ärger beim Rettungswesen. Der Zweckverband der Integrierten Leitstelle, dazu gehören die drei Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau, will mit der Leitstelle in Fürstenfeldbruck fusionieren. Die geplante Zusammenlegung besorgt die Mitarbeiter und beunruhigt einige Bürger.

200.000 Anrufe pro Jahr – viele Notfälle

Rund 200.000 Anrufe laufen in der integrierten Rettungsleitstelle im Oberland pro Jahr auf, Tendenz steigend. Immer wieder geht es um Leben und Tod, wie zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall, Kfz-Unfälle, Brände oder Rettungen im Gebirge. Das Spektrum ist weit gefächert, teilt die Leitstelle mit. Auch Krankenfahrten von Patienten gehören zu den Aufgaben.

Die mögliche Zusammenlegung hat die 30 Mitarbeiter unerwartet getroffen. Zum Teil seien ihre Arbeitsplätze in Gefahr, da stundenlanges Pendeln zur Leitstelle nach Fürstenfeldbruck für die meisten keine Alternative sei.

Fusion mit Fürstenfeldbruck trifft die Mitarbeiter hart

In Weilheim ist das Problem: Die integrierte Leitstelle dort ist zu klein geworden. Seit Jahren sucht man nach größeren Räumen, doch jetzt scheint der Neubau der Leitstelle in der Nähe von Maisach (Lkr. Fürstenfeldbruck) die beste Lösung zu sein.

Die Zusammenlegung mit der dortigen Leitstelle hat schwere Folgen für die Mitarbeiter in Weilheim. Christoph Forstner nimmt seit zwölf Jahren Notrufe entgegen. Ein Umzug würden für ihn täglich 100 Kilometer mehr an Autofahrt zwischen Wohn- und Arbeitsort bedeuten. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die neue Leitstelle Fürstenfeldbruck nicht erreichbar.

Feuerwehr: Kein Verständnis für Fusion

Die mögliche Fusion haben die Landräte von Tölz, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim im Alleingang entschieden – das stößt bei verschiedenen BRK-Bereitschaften und den örtlichen Feuerwehren ebenso auf Unverständnis. Der Leiter in Weilheim, Jörg Holzapfel, betont die Ortskenntnis seines Teams, und dass gerade bei Gebirgseinsätzen vor Ort gemanagt werden muss. "Bei uns kommen alle Kollegen aus dem Gebiet, die kommen alle aus den Bereitschaften, aus dem Jugend Rotkreuz, aus der Jugendfeuerwehr. Die sind alle mit diesen regionalen Besonderheiten aufgewachsen", sagt er.

Fusion der Leitstellen macht den Betrieb nicht billiger

Die Landkreise Dachau, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg würden bei einer Fusion mit dem Oberland insgesamt zu einer Einheit von sieben Landkreisen zusammengefasst. In den Augen des Innenministeriums sollen eine Million Einwohner die Basis für eine Leitstelle bilden. Wenn nicht andere Gründe, wie die regionalen Besonderheiten in den Bergregionen, dagegenstehen.

Für 40 Millionen Euro entsteht gerade in Gernlinden bei Maisach der neue Zweckbau, der danach im Eigentum der Leitstellen betrieben werden soll, in Trägerschaft des Landesverbands des Roten Kreuzes in München. Die Landrätin von Weilheim Schongau, Andrea Jochner-Weiß (CSU) glaubt, dass die gemeinsame Leitstelle funktionieren wird. "Es darf für den Bürger, wenn alles funktioniert, nichts zu spüren sein, dass irgendeine Veränderung vor sich gegangen ist", sagt Jochner-Weiß. "Es wird uns im Moment für wahrscheinlich gar nicht unbedingt weniger Geld kosten, aber es amortisiert sich dann."

Zunächst 400.000 Euro teurer pro Jahr

1,5 Millionen Euro zahlt der Zweckverband Oberland im Jahr für seine jetzige Leitstelle. Den größeren Anteil finanzieren die Krankenkassen und Versicherungen. Bei der Fusion mit Fürstenfeldbruck sollen es in den Anfangsjahren 400.000 Euro mehr sein. Nach einer Protestwelle soll jetzt eine Expertenkommission über die Sinnhaftigkeit einer Fusion entscheiden. Die Landesgeschäftsführerin im Roten Kreuz Elke Frank hat den Zweckverband Oberland aufgefordert, den Beschluss zur Fusion rückgängig zu machen. Wie eine Neubewertung der Situation ausgehen wird, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen.

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