(Symbolbild) Trockener Boden des Forggensees im Mai 2024
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(Symbol- und Archivbild) Klimakrise: Wasserknappheit ist eine der Folgen. Trockener Boden des Forggensees im Mai 2024.

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Tausende Wissenschaftler fordern: Klimakrise nicht verdrängen

Tausende Wissenschaftler fordern: Klimakrise nicht verdrängen

Die künftige Bundesregierung soll die Klima- und Umweltkrisen nicht verdrängen, sondern an Klimaschutzmaßnahmen festhalten - das fordern mehr als 7.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Anstoß dazu kam aus Bayreuth.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland sind wir in großer Sorge", beginnt die Resolution, die von der Gruppe "Scientists for Future" in Bayreuth initiiert worden ist. In dem Papier heißt es, die Klimakrise und weitere Umweltkrisen hätten im Wahlkampf fast keine Rolle gespielt, obwohl sie mittelfristig die größte Bedrohung für Sicherheit, Wirtschaft sowie Wohlstand und sogar für die Zivilisation seien. Außenpolitische Zuspitzungen könnten diesen Themen noch weiteren Raum nehmen. "Doch diese Bedrohung darf nicht verdrängt werden. Ihr muss gerade jetzt effizient begegnet werden."

Viele Ingenieure haben unterzeichnet

Unterzeichnet haben bisher mehr als 7.200 Menschen. Mit strengen Kriterien achteten die Initiatoren darauf, dass es sich bei allen um Forschende handelt. Darunter sind besonders viele Wissenschaftler aus technischen Bereichen, etwa vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule RWTH Aachen und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

"Technologieoffenheit" kann Naturgesetze nicht ignorieren

In einer Pressekonferenz kritisierten die Initiatoren, dass die Politik zu sehr auf Lobbyisten höre, statt wissenschaftliche Ergebnisse zu beherzigen. Die Resolution stellt fest: Weder Atomspaltung noch Kernfusion werden einen relevanten Beitrag zum Erreichen der deutschen Klimaziele leisten können - genauso wenig E-Fuels im Straßenverkehr oder die Gebäudeheizung. Stattdessen komme es für die Energiewende vor allem auf den Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologien an.

"Es ist offensichtlich so, dass die Wissenschaft deutlich weiter ist, als der öffentliche Diskurs teilweise", sagte Stefan Holzheu vom Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung dazu. Technologieoffenheit heiße nicht, Naturgesetze zu ignorieren.

Green Deal und Klimaschutzgesetz nicht aushöhlen

Konkrete Forderungen in dem Wissenschafts-Appell: Die bestehenden Klimaschutzbestimmungen in Deutschland und der EU dürften nicht untergraben oder aufgeweicht werden. "Ein klares Bekenntnis zum Klimaschutzgesetz und zum Green Deal", konkretisiert Lisa Hülsmann, Professorin für Ökosystemanalyse an der Universität Bayreuth: "Alle Bestrebungen, diese Regeln aufzuweichen, müssen entschieden zurückgewiesen werden."

Der Bevölkerung gegenüber müsse von Seiten der Politik ehrlich kommuniziert werden, dass die Bekämpfung der Klimakrise Veränderungen in allen Lebensbereichen notwendig mache, heißt es weiter. Demokratische Parteien sollten diesen Herausforderungen nicht ausweichen, sondern sie lösungsorientiert angehen und dabei ihre Entscheidungen an den wissenschaftlich-technischen Fakten ausrichten.

Zu emotionale Diskussion – etwa bei Landwirtschaft

Die Vegetationsökologin Katja Tielbörger von der Universität Tübingen sagte, es bereite ihr Sorgen, wie emotional und polarisierend in der Öffentlichkeit diskutiert werde, anstatt sich auf Fakten zu berufen. Ein Beispiel sei die Landwirtschaft: "Da geht es dann zum Beispiel nur darum, 'wir dürfen jetzt kein Fleisch mehr essen'. Und solche unsachlichen Diskussionen führen dazu, dass auch Ängste geschürt werden." Das mache es dann schwieriger, tatsächlich Lösungen umzusetzen.

Der Appell der Forschenden hebt abschließend hervor, dass Klimaschutzpolitik in Deutschland nur erfolgreich sein könne, wenn es auch eine soziale Komponente gibt, um Klimaschutzmaßnahmen auch für ärmere Haushalte annehmbar zu gestalten. Zentral sei dafür die Rückzahlung von Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung in Form eines Klimagelds. Vor der konstituierenden Sitzung des Bundestags Ende März soll der Forderungskatalog in Berlin Vertretern der Bundestagsfraktionen übergeben werden.

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