Am zweiten Prozesstag im Fall der missbrauchten und getöteten zehn Jahre alten Lena haben die Polizisten ausgesagt, die als erste am Tatort im Kinder- und Jugendhilfezentrum Wunsiedel eingetroffen waren. Sie beschrieben das Verhalten des damals elfjährigen Jungen, der laut Anklage das Mädchen getötet haben soll, als "merkwürdig".
Polizist: Elf Jahre alter Junge hat sich "merkwürdig" benommen
Demnach habe sich der Junge nach dem Auffinden des toten Mädchens anders verhalten als die anderen Kinder, sagte eine Polizistin vor dem Landgericht Hof. Er habe zum Beispiel auf die Frage nach seinem Alter nicht geantwortet.
Die Notärztin habe sofort darauf hingewiesen, dass es sich bei Lenas Tod nicht um einen natürlichen Tod handele, so ein Polizist. Der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizei Wunsiedel habe das Kinderheim daraufhin großräumig absperren lassen und die Örtlichkeiten beschlagnahmt. Er ließ den damals Elfjährigen von einem anderen Jungen separieren, weil Lena in dessen Zimmer aufgefunden wurde. Auf diese Ankündigung habe der Junge als einziges Kind aufgebracht und laut reagiert: "Wieso soll ich mitgehen, ich habe doch niemanden umgebracht!"
"Was ist denn jetzt mit Lena los?"
Der Polizist, der mit dem Jungen und einer Erzieherin in einem Aufenthaltsraum in einer angrenzenden Wohngruppe blieb, beschrieb ihn als unruhig, rastlos und müde. Er habe teils Playstation gespielt und sei dann wieder ruhelos herumgewandert. Einmal habe er gefragt: "Was ist denn jetzt mit Lena los?" Er habe den Eindruck erweckt, als sei er auf der Suche nach Ruhe, so einer der Polizisten weiter. Gegen Mittag sei er aggressiver geworden, er habe wiederholt geäußert, "er verstehe den Aufriss nicht", nur, weil sie nicht schlafen konnte. Wie er das meinte, sei dem Kripomitarbeiter nicht klar gewesen.
Er habe laut dem ihn betreuenden Polizisten mehrfach gesagt, dass Lena eine "Schlampe" sei und sei auch dem Polizisten gegenüber phasenweise verbal aggressiv geworden. Dann habe er sich wieder ruhig mit ihm über den allgemeinen Alltag im Kinder- und Jugendhilfezentrum Wunsiedel unterhalten. Er habe unter anderem erzählt, dass er Mädchen blöd finde, so der Kripobeamte weiter.
Kripo: Junge spricht mal von "jemand", mal von "Lena"
Über die zurückliegende Nacht habe der damals Elfjährige dem Beamten erzählt, dass er bei einem anderen Jungen in dessen Zimmer im Kinderheim übernachtet habe. Als er morgens in sein eigenes Zimmer zurückkam, habe er gesehen, dass da "jemand" in seinem Bett liege, erinnerte sich der Beamte. Daraufhin sei er zur Erzieherin gegangen und habe gesagt, dass da "die Lena" in seinem Zimmer liege. Diese Diskrepanz sei dem Kripobeamten eindrücklich in Erinnerung geblieben. Auch habe der Junge einmal die Frage gestellt: "Wie geht’s der Lena?".
Am Nachmittag wird die Aussage des Jungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit erwartet. Zudem soll eine Gutachterin gehört werden, die über die Psyche des Jungen berichten wird.
26-Jähriger gesteht Vergewaltigung im Wunsiedler Kinderheim
Der Junge selbst ist wegen seines Alters nicht angeklagt. Bei dem am vergangenen Donnerstag eröffneten Prozess vor dem Landgericht Hof geht es um den 26 Jahre alten Daniel T. aus dem Landkreis Wunsiedel. Er soll in das Wunsiedler Kinderheim, dessen Träger die Katholische Jugendfürsorge Regensburg ist, eingebrochen sein und dort die zehn Jahre alte Lena aus Waldsassen in der Oberpfalz sexuell missbraucht haben – im Beisein des Elfjährigen.
Den Missbrauch hat der Angeklagte gleich zu Beginn vor Gericht zugegeben. Nach der Tat aber soll der Junge das Mädchen mit einem Kabel erdrosselt haben. Die Aussagen des Jungen sollen auch Aufschluss darüber geben, ob er vom 26-Jährigen zu der Tat gedrängt worden war.
Für den Prozess vor dem Landgericht Hof sind insgesamt 39 Zeugen geladen und neun Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird für den 6. März erwartet.
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Video: BR24Live zum Prozessauftakt am Landgericht Hof
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