"Wir bewegen uns auf Hitzehöllen zu" – mit diesen drastischen Worten beschreibt Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Situation in deutschen Städten. Im "Hitzecheck" analysiert die Umweltschutzorganisation [externer Link] die Versiegelung mit Beton und Asphalt auf der einen und den Anteil von Grünvolumen auf der anderen Seite. Das Fazit: Ohne Gegenmaßnahmen werden die Städte bei Hitzeperioden zunehmend zur Gefahr für die Gesundheit der Menschen.
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Versiegelung: Immer noch zu viel Flächenfraß
Jeden Tag werden in Deutschland mehr als 50 Hektar Boden verbraucht. Im Jahr entspricht das der Fläche der Stadt Hannover für Gewerbegebiete, Neubaugebiete, Straßen. Trotz der Einsicht, dass die Versieglung verringert werden muss, wiegen am Ende oft Argumente wie Arbeitsplätze, Wohnraum oder Verkehr schwerer als der Umweltschutz. Die Bundesregierung hat in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel ausgerufen, den Flächenverbrauch bis 2030 auf 30 Hektar pro Tag zu senken, bis 2050 auf "Netto Null". Damit ist gemeint, dass nicht mehr Fläche neu versiegelt, als an anderer Stelle entsiegelt wird. Die Deutsche Umwelthilfe bemängelt aber, dass konkrete Maßnahmen fehlen. Es brauche "ein verbindliches, gesetzlich verankertes Flächenversiegelungsziel netto Null" – und das bis 2035.
Grün ist nicht gleich Grün
Alte Bäume fällen und woanders einen Rollrasen auslegen – das funktioniert nicht als Ausgleichsmaßnahme bei Neubauten. Denn Bäume und Büsche kühlen aufgrund ihrer größeren Oberfläche eine Stadt um ein Vielfaches gegenüber reinen Grünflächen. Dabei sind in den Städten besonders alte Bäume gefährdet. Durch Dürren und sinkendes Grundwasser bekommen sie nicht genug Wasser. Und zwar nicht mal dann, wenn es regnet, weil die Flächen oft bis dicht an den Stamm versiegelt sind.
Städteranking – Bayern steht schlecht da
Die Deutsche Umwelthilfe hat 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern bewertet – nach dem Grad der Versiegelung (der Durchschnitt liegt bei 45 Prozent) in Kombination mit dem Grünanteil. 24 Städte in Deutschland sind besonders stark versiegelt (Anteil mehr als 50 Prozent) und haben gleichzeitig besonders wenig Grünvolumen. Davon liegen zehn in Bayern: Regensburg, Ingolstadt, Nürnberg, Schweinfurt, Fürth, Erlangen, Bamberg, Aschaffenburg, Rosenheim, Augsburg.
Einzige bayerische Stadt mit grüner Ampel ist Landshut, mit einer unterdurchschnittlichen Versiegelung und durchschnittlichem Grünanteil. "Zweitbeste" bayerische Stadt ist München mit einem Platz im Mittelfeld.
Hitzestress in Städten – was tun?
Die Bauordnung schreibt die Zahl von Parkplätzen in neuen Wohngebieten vor. Warum gilt das nicht auch für Grünflächen, fragt die Deutsche Umwelthilfe. Und fordert, dass gesetzlich festgelegt wird, dass zum Beispiel Schulhöfe und Spielplätze mit Bäumen begrünt werden. Die DUH kritisiert, dass immer noch das Anlegen von Schottergärten oder das Betonieren von Hinterhöfen möglich ist. Wenn Stadtplanern aufgrund fehlender Gesetze die Wahlmöglichkeit zwischen Bebauung und Grünfläche bliebe, könnten sie trotz besserer Einsicht in der Verwaltung Projekte nicht durchsetzen. Bauen im Bestand müsse Vorrang vorm Neubau haben. Und vor allem gelte es, so die Umwelthilfe, die alten Bäume und grünen Inseln in den Städten zu schützen.
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