Eine Probewarnung ist am Warntag auf einer digitalen Werbetafel angezeigt. Der Bundesweite Warntag ist ein gemeinsamer Aktionstag von Bund, Ländern und Kommunen. Er findet jährlich im September statt.
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Bundesweiter Warntag mit Probealarm

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Warntag in Bayern weitgehend störungsfrei verlaufen

Warntag in Bayern weitgehend störungsfrei verlaufen

Um Punkt 11 Uhr haben Sirenen geheult und Handys laut rumort – am bundesweiten Warntag. Nach Problemen in den Vorjahren war die Spannung bei den Verantwortlichen groß, ob der Alarm dieses Mal alle Menschen in Bayern erreicht.

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Mit wenigen Ausnahmen sei der Warntag in Bayern störungsfrei verlaufen, so die erste Bilanz von Innenminister Joachim Herrmann, CSU. Die digitalen Warnungen seien bundesweit zentral über das Modulare Warnsystem erfolgreich an Warn-Apps sowie Cell Broadcast auf die Mobiltelefone übertragen worden.

Zum Warnmittelmix gehörten zudem digitale Informationen in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Fernbahnhöfen und in Innenstädten – aber auch heulende Sirenen, Rundfunkdurchsagen und Medieninformationen. Diese Vielfalt an Quellen, die Katastrophenwarnungen verbreiten, ist laut Innenminister Herrmann essenziell: "Nur so können möglichst viele Menschen im Ernstfall rasch erreicht werden. Daher ist es wichtig, dass wir die Bevölkerung regelmäßig im Rahmen der Probealarme und Warntage damit vertraut machen."

Die Ergebnisse des Probealarms würden jetzt detailliert ausgewertet und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gemeldet.

Innenminister Herrmann fordert Stärkungspakt Bevölkerungsschutz vom Bund

Der CSU-Politiker nutzte den Warntag zu Kritik an der Ampelregierung: So habe der Bund Mittel für den Katastrophenschutz, für das BKK und das Technische Hilfswerk, gekürzt. Trotz der wachsenden Bedeutung des Zivilschutzes, so Herrmann.

Zudem investiere der Bund zu wenig in den Ausbau von Sirenen, "gerade einmal neun Millionen Euro bundesweit im Jahr 2024". Um die Warnung der Bevölkerung zuverlässig sicherstellen zu können, sei ein effizientes Sirenennetz notwendig. "Hier darf nicht am falschen Ende gespart werden. Wir brauchen einen Stärkungspakt Bevölkerungsschutz, der die Vorhaltungen und Investitionen der Länder im Katastrophenschutz ergänzt und 10 Milliarden Euro binnen der nächsten 10 Jahre umfassen sollte", fordert Herrmann.

Grundsätzlich sind die Länder für den Katastrophenschutz zuständig. Bayern habe die Mittel dafür von zuletzt 43 Millionen Euro auf 90 Millionen im Doppelhaushalt 2024/25 verdoppelt.

Grüne: 10.000 Sirenen fehlen in Bayern

Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Sirenen abgebaut worden sind, wird diskutiert, ob die bestehende Anzahl noch ausreicht. Derzeit gibt es bayernweit rund 10.000 Sirenen, meist im Besitz der Kommunen.

Gleichzeitig fehlen mindestens 10.000 Sirenen im Freistaat, so der Sprecher für Inneres der Landtags-Grünen, Florian Siekmann. Er kritisiert die bayerische Staatsregierung scharf: "Der Freistaat muss flächendeckende Sirenen garantieren, doch statt zu investieren, ruht sich die Söder-Regierung auf den Förderprogrammen des Bundes aus. Die Mittel im Bayerischen Staatshaushalt sollen schon im kommenden Jahr wieder sinken."

Ein funktionierendes Warnsystem könne lebenswichtig sein und vor schweren Gefahren schützen. CSU und Freie Wähler müssten endlich gewillt sein, einen erheblichen Eigenbeitrag zur Bevölkerungswarnung zu leisten, so der Innenpolitiker der Landtags-Grünen.

BR24-Community: Nicht-Smartphone-Besitzer vermissen Alarm

Auch aus der BR24-Community gab es Rückmeldungen. Vor allem Nutzer, die nicht über ein Smartphone verfügen, kritisierten fehlende Warnungen. Mehrfach wurde kommentiert, dass auf "normalen" Mobiltelefonen eine Meldung ausblieb. So schrieb "Grantlhuberin": "Ich habe kein Smartphone und wurde auch nicht anderweitig gewarnt … Leben auf dem bayerischen Land!" Auch User "Froschhaarpinsel" berichtete Ähnliches: "Beim alten Nokia-Handy nach wie vor leider Fehlanzeige. Und Sirenen haben wir scheinbar immer noch keine …"

Vor allem ältere Geräte können Cell Broadcast, die Technik, die bei den Warnungen zum Einsatz kommt, möglicherweise nicht empfangen. Das Bundesamt für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz (BBK) hat eine Liste veröffentlicht, die alle Geräte auflistet, die mit Cell Broadcast kompatibel sind.

"Gratulation an die Verantwortlichen"

Doch es gab auch positives Feedback. User, bei denen es bei vergangenen Tests noch Probleme gab, meldeten sich dieses Mal mit guten Nachrichten. Zum Beispiel schrieb User "enigma": "Im Unterschied zu früheren Probealarmen hatten dieses Mal sowohl Smartphone- als auch Sirenensignal (neue elektr. Sirene) funktioniert – Gratulation an die Verantwortlichen!"

Auch eine nicht-repräsentative Umfrage im BR24-WhatsApp-Channel zeigt ein erfreuliches Bild: Von über 1.400 Teilnehmern gaben nur 99 an, keine Warnung erhalten zu haben (Stand 14.04 Uhr).

Oberallgäu zieht positive Bilanz - Sirenen in Sonthofen blieben stumm

Das Landratsamt Oberallgäu zieht eine positive Bilanz des heutigen Warntages. Dank des Cell-Broadcast-Systems habe der Probealarm viele Menschen zuverlässig erreicht. Zum ersten Mal seien im Landkreis Oberallgäu auch mobile Sirenen zum Einsatz gekommen; deren Warntöne habe man in einem Radius von bis zu 200 Metern gut wahrnehmen können, teilte das Landratsamt mit.

Probleme habe es allerdings in Sonthofen gegeben - dort seien die stationären Sirenen stumm geblieben. Die Stadt Sonthofen werde die Details noch klären. Aber: Solche Störungen aufzuzeigen, sei Teil des Warnkonzeptes, damit Schwachstellen identifiziert und behoben werden könnten, hieß es beim Landratsamt Oberallgäu. Die gewonnenen Erkenntnisse flössen in die Aktualisierung des lokalen Warnkonzepts ein.

Oberpfälzer Sirenenbauer im Stress

Sehr viele Sirenen, die heute landesweit auf den Dächern geheult haben, kommen aus der Oberpfalz. Sirenenbau Fischer in Freudenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach ist eines von bundesweit drei Unternehmen, die digitale Sirenen herstellen und warten.

Das Geschäft läuft sehr gut – vor allem, seit der Bund im Jahr 2021 ein Förderprogramm für den Umbau kommunaler Sirenenanlagen ins Leben gerufen hat. Der Beweis: Sirenenbau Fischer sucht aktuell zwölf Monteure in Vollzeit.

Am bundesweiten Warntag war der Stress besonders groß, sagte Geschäftsführer Sebastian Fischer dem BR am Telefon: "Viele wollen noch ganz schnell was eingestellt haben."

In Deutschland werden Sirenen umgerüstet oder zum Teil auch neu installiert, damit sie digital angesteuert werden können. Vorteil der Sirenen aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach ist zudem, dass optional nach einem Heulton auch eine Lautsprecherdurchsage gemacht werden kann mit der genauen Gefahrenlage. Die elektronischen Sirenen funktionieren unabhängig vom Mobilfunknetz und von funktionierenden Strom- und Telefonleitungen. Im Notfall saugen sie Energie aus Akkus oder einem Solarmodul.

Im Unterallgäu heulen umgerüstete Sirenen – erstmals

Etwa im Unterallgäu heulten laut zuständigem Landratsamt heute um 11 Uhr neun Sirenen zum ersten Mal an einem Warntag. Die Sirenen wurden demnach auf die digitale Alarmierung umgestellt. Bislang konnten die Sirenen im Unterallgäu nur den Ton zur Alarmierung der Feuerwehr ausgeben. Jetzt können sie auch den Ton zur Warnung der Bevölkerung vor Gefahren abspielen.

Mit der Umrüstung dieser Sirenen sei im Unterallgäu ein Viertel aller Sirenen auf die digitale Alarmierung umgestellt. Die Umstellung weiterer Sirenen sei in vielen Kommunen geplant.

Im Video: So verlief der Test in Bayern

In Deutschland sind heute bundesweit die Warnsysteme für den Katastrophenfall getestet worden
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In Deutschland sind heute bundesweit die Warnsysteme für den Katastrophenfall getestet worden

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