Es wird laut am Münchner Hauptbahnhof. Eine Gruppe junger Erwachsener drängt auf den Bahnsteig. Nach nur wenigen Minuten stößt die Bundespolizei hinzu – unter anderem zuständig für die Sicherheit an Bahnhöfen –, die jungen Männer ziehen weiter. Eine Reisende am gegenüberliegenden Bahnsteig ist erleichtert: "Ich war schon sehr froh, dass wir hier waren – und nicht da drüben."
Gewalt- und Sexualdelikte am Münchner Bahnhof zugenommen
Obwohl an diesem Samstagabend viele Einsatzkräfte der Polizei vor Ort sind: So wirklich sicher fühlen sich die Reisenden offenbar nicht. Dem BR-Politikmagazin Kontrovers erzählten sie von unangenehmen Situationen und Übergriffen.
Eine junge Frau berichtet, dass sie nicht mehr alleine an den Bahnhof kommt: "Ich saß da, ein Mann hat sich neben mich gesetzt, um die 50, und hat mir dann an den Oberschenkel gegrapscht, das war am Münchner Hauptbahnhof hier."
München löst Nürnberg als gefährlichsten Bahnhof ab
Ein fehlendes Sicherheitsgefühl wie dieses wird von Polizeistatistik der Bundespolizei untermauert. Demnach ist der Hauptbahnhof in München deutlich gefährlicher geworden: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Zahl der Gewaltdelikte in München um 25 Prozent, die Zahl der Sexualdelikte sogar um 38 Prozent.
Inzwischen ist der Münchner Hauptbahnhof der gefährlichste Bahnhof Bayerns. Bislang war das der Hauptbahnhof in Nürnberg.
Abstimmung über Waffenverbotszone in Nürnberg
Die Zahl der Gewaltdelikte in Nürnberg ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent gesunken, die Zahl der Sexualdelikte um 13 Prozent.
Dafür wurde in den vergangenen Monaten vieles verändert am Nürnberger Hauptbahnhof: mehr Polizei, bessere Überwachung, schnellere Abstimmungen zwischen Behörden. Gernot Rochholz, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Mittelfranken, sagt dazu: "Für uns ist besonders wichtig, relevante Personen zu identifizieren, und wenn man sie identifiziert hat, schnelle Verfahren durchzuführen. Bei der Justiz können wir dann schneller Haftbefehle erwirken, was dazu führt, dass relevante Gruppierungen zerschlagen werden können."
Außerdem plant die Stadt Nürnberg noch im ersten Quartal rund um den Bahnhof eine Waffenverbotszone einzurichten – ohne zeitliche Befristung. Das stellt eine Verordnung des Innenministeriums den Kommunen nun frei.
Keine unbefristete Waffenverbotszone in München geplant
Auch am Hauptbahnhof in Regensburg gibt es in Sachen Sicherheit Fortschritte. Hier hat sich die Zahl der Sexualdelikte laut Bundespolizei mehr als halbiert. Im und um den Bahnhof herum wurde einiges verändert: Notrufsäulen, mehr Beleuchtung und Videoüberwachung.
Der Anteil ausländischer Täter bei Gewaltkriminalität am Bahnhof Regensburg ist laut Polizeiangaben hoch. Corinna Wild von der Regensburger Polizei erklärt, eine kleine Gruppe Tunesier sei in den Fokus gerückt: "Wir haben 51 tunesische Staatsbürger abgeschoben."
Regensburg und Nürnberg – ein Vorbild für München? Zwar zeigt die Polizei in München hohe Präsenz und will gewaltbereite Gruppen zerschlagen – eine Waffenverbotszone plant die Stadt derzeit allerdings nicht.
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