Erwachsene können gar nicht so schräg denken, wie Kinder handeln. Da werden Streichhölzer abgeknabbert, Finger in die Steckdose gesteckt oder auf den Tisch geklettert, wo der heiße Kaffee steht. Die Statistik zeigt: Die meisten Unfälle im frühen Kindesalter passieren zu Hause oder im privaten Umfeld. In Bayern sind laut Landesamt für Statistik im vergangenen Jahr drei Kinder bei Unfällen in häuslicher Umgebung gestorben. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Auch dank Erste-Hilfe-Kurse speziell für Kinder.
Verschlucken, verbrennen, vergiften: Kinder verletzen sich meist in häuslicher Umgebung
Hilfsorganisationen, Ärzte und andere Profis aus dem Rettungsdienst bieten diese Erste-Hilfe-Kurse seit vielen Jahren an. Hier lernen Eltern, Großeltern und andere Erwachsene die wichtigsten Handgriffe und hilfreiche Tipps für den Notfall. Denn: Wer die Risiken kennt, kann auch schon im Vorfeld Unfälle mit Kindern vermeiden.
Ein Beispiel aus München: Mutter Marie und Baby Janosch, sechs Monate alt
Marie Zehmisch aus München ist zwar Ärztin, hat aber trotzdem zusammen mit ihrem Partner einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder besucht, als sie mit ihrem Sohn Janosch schwanger war. Denn die 36-Jährige fühlte sich im Umgang mit Kindern unsicher. "Sobald die Kinder einen Tag alt waren, habe ich als Frauenärztin mit den Kleinen nichts mehr zu tun." Als werdende Mutter wollte sie sich in einem Erste-Hilfe-Kurs auf mögliche Notfälle vorbereiten.
Ihr Sohn drohte, sich an Stück Obst zu verschlucken
Mittlerweile ist ihr Sohn Joscha sechs Monate alt und schon jetzt erkundet er neugierig seine Umgebung. Er rollt, krabbelt, nimmt alles in den Mund und zieht sich überall hoch. Tatsächlich musste Mutter Marie Zehmisch schon einmal Erste Hilfe bei ihrem Baby leisten, als er sich ein Stück Nektarine in den Mund schob, das zu groß war. Die Mutter erkannte die Gefahr, dass er sich zu verschlucken drohte. Wie im Kurs gelernt ist sie mit den Fingern in seinen Mund und hat das Obststück herausgeholt. "Da hat man zuerst schon Hemmung. Aber wenn man dann merkt, er würgt, dann macht man es einfach schnell."
Kursleiter Janko von Ribbeck: "Die Eltern wollen auf alles vorbereitet sein."
Erste-Hilfe-Kurse für Kinder: Seit mehr als 25 Jahren bietet Janko von Ribbeck diese Kurse im Raum München an. Der 54-Jährige ist selbst Vater von vier Kindern. Er stellt fest: Die Nachfrage steigt, wobei die Eltern früher erst kamen, als das Baby schon da war. Jetzt kommen sie bereits, wenn die Frau schwanger ist. Sie wollen auf alles vorbereitet sein, berichtet Janko von Ribbeck. Aber nicht alles kann in einem Kurs behandelt werden, nur das Wichtigste. Dazu gehören Fieberkrämpfe, Platzwunden, Stürze, Vergiftungen, Verbrennungen, Verschlucken. Und die Kursteilnehmer lernen: Ruhe bewahren im Notfall, keine Panik. Das überträgt sich sonst auf das Kind.
Tipp, falls Eltern Notfall-Maßnahmen vergessen: Flyer am Kühlschrank hängen
Auch Mutter Marie Zehmisch ist froh, einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder absolviert zu haben. Sie kann es nur jeder Mutter, jedem Vater empfehlen. "Ich merke es durch meinen Sohn und im Freundeskreis mit älteren Kindern immer wieder, wie wichtig so ein Kurs ist, weil es ja in jedem Alter eine andere Problematik gibt." Falls die Münchnerin doch etwas vergisst, was sie im Kurs gelernt hat, hängt am Kühlschrank ein Flyer mit den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen zum Nachlesen.
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