Eine Mücke sitzt auf einer nassen Unterlage
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Infizierte Stechmücken übertragen das West-Nil-Virus zwischen wildlebenden Vögeln und können auch Menschen anstecken (Symbolbild).

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West-Nil-Virus in Bayern nachgewiesen: Was jetzt wichtig ist

West-Nil-Virus in Bayern nachgewiesen: Was jetzt wichtig ist

Es ist der erste Fall in Bayern seit 2018: Im Landkreis Aschaffenburg wurde bei einem Vogel das West-Nil-Virus nachgewiesen. Über infizierte Mücken können sich auch Menschen anstecken – doch die meisten Infektionen verlaufen laut dem RKI symptomlos.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Im Landkreis Aschaffenburg wurde bei einer Kohlmeise in Karlstein am Main das West-Nil-Virus (WNV) nachgewiesen. Dies ist der erste bestätigte Fall in Bayern seit 2018. Damals wurde das Virus bei einem toten Bartkauz im Landkreis Ebersberg nachgewiesen. Vor rund einer Woche hatte eine Privatperson die tote Meise am Untermain gefunden und aus Angst vor einem Meisensterben Kontakt mit dem Veterinäramt des Landkreises aufgenommen. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit habe die Infektion des toten Vogels nun bestätigt, so das Landratsamt.

Das Virus, das durch Stechmücken von Vögeln auf Menschen und andere Säugetiere übertragen werden kann, hat sich in den letzten Jahren zunehmend in Deutschland verbreitet. Besonders in den nord- und ostdeutschen Bundesländern registrierte das Friedrich-Loeffler-Institut vermehrt Infektionen.

Übertragung und Symptome

Das West-Nil-Virus wird hauptsächlich durch Stechmücken übertragen, die das Virus von infizierten wildlebenden Vögeln aufnehmen. Menschen und Säugetiere wie Pferde können ebenfalls infiziert werden. Allerdings können diese das Virus nicht direkt an andere Menschen weitergeben.

In etwa 80 Prozent der Fälle verläuft eine Infektion laut Robert-Koch-Institut (RKI) beim Menschen symptomlos. Treten Symptome auf, ähneln diese oft einem grippalen Infekt mit Fieber. Schwere Verläufe, die zu Hirnhaut- oder Gehirnentzündungen führen können, seien selten und betreffen meist ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.

Empfehlungen des Landratsamts Aschaffenburg

Nach Bestätigung der Infektion gibt das Landratsamt Aschaffenburg Empfehlungen, wie man sich vor einer Infektion schützen kann. Besonders wichtig sei, jeden unnötigen Mückenstich zu vermeiden: etwa durch langärmlige, helle Kleidung und ausreichend Mückenschutz.

Auch stehende Gewässer im Garten, wie etwa Regentonnen, sollten abgedeckt werden, um eine Vermehrung der Mücken zu verhindern. Bürgerinnen und Bürger sollten zudem tot aufgefundene Vögel nicht ohne Handschuhe anfassen und bei Verdacht auf eine Infektion den Kontakt zum Veterinäramt suchen.

Verbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland

Das West-Nil-Virus wurde erstmals 1937 in Uganda nachgewiesen und trat in Europa in den 1960er Jahren erstmals in Frankreich auf. Seit den 1990er Jahren hat sich das Virus weltweit verbreitet. In Deutschland wurde es erstmals 2018 bei einem Vogel in Halle an der Saale nachgewiesen. Besonders betroffen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, wo seit 2019 vermehrt auch menschliche Infektionen aufgetreten sind. In Bayern hingegen blieb es bis jetzt bei wenigen Einzelfällen, wobei der aktuelle Nachweis im Landkreis Aschaffenburg der erste und einzige seit über fünf Jahren ist.

Gefährdete Tierarten und Maßnahmen

Während die meisten Vögel eine Infektion symptomlos überstehen, gibt es hochempfindliche Arten wie Greifvögel und Eulen, bei denen es zu schweren Erkrankungen oder zum Tod kommen kann. Das Landratsamt Aschaffenburg bittet daher die Bevölkerung, tote Vögel bei Verdacht auf das West-Nil-Virus nach Rücksprache mit dem Veterinäramt abzugeben. Auch bei Pferden kommt es nur selten zu Symptomen wie Schwäche, Zittern oder Lähmungen. Bei Anzeichen einer Erkrankung sollten Pferdehalter sofort den Kontakt zur tiermedizinischen Praxis suchen. In betroffenen Regionen empfiehlt die Ständige Impfkommission für Veterinärmedizin eine Impfung der Pferde. Eine Impfung für Menschen gibt es bislang nicht.

Langfristige Ausbreitung in Deutschland

Die wiederholten Fälle des West-Nil-Virus in Deutschland, insbesondere in den Sommer- und Herbstmonaten, deuten darauf hin, dass das Virus in der Lage ist, hier zu überwintern und sich weiter auszubreiten. Das RKI geht in seinem Bericht über das Virus davon aus, dass sich das Virus in den kommenden Jahren weiter in Deutschland etablieren wird, vor allem in den bereits betroffenen Gebieten. Auch in Bayern könnten weitere Fälle folgen, insbesondere in Regionen, die günstige klimatische Bedingungen für die Verbreitung des Virus bieten, etwa der trockene Untermain.

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