Moderne Technologie im OP und Gebäuden hilft die Stromkosten zu senken
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24 Stunden Notfallversorgung erfordert viel Energie

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Wie können Kliniken Energie sparen?

Wie können Kliniken Energie sparen?

Der Gesundheitssektor ist für rund fünf Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Mit viel Engagement bemühen sich einige Kliniken, ihren Energieverbrauch zu senken. Krankenhaus- und Ärzteverbände fordern staatliche Investitionen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Die Unfallklinik in Murnau investiert seit Jahren umfassend in Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Allen Mitarbeitern und besonders jungen Ärztinnen und Ärzten sei wichtig, in keiner "CO2-Schleuder" zu arbeiten, erklärt Geschäftsführerin Dr. Irena Schwarzer von der Unfallklinik der Berufsgenossenschaften. "Auch unsere Eigentümer möchten, dass das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt wird, und stellen für Neubauten auch spezielle Fördertöpfe zur Verfügung."

Energieverbrauch belastet Krankenhäuser

Rund um die Uhr müssen die Notaufnahme, Operationssäle, aber auch Intensivstationen einsatzbereit sein, dazu kommen Hightech-Geräte wie MRT für die Behandlung und Diagnostik. Stromintensiv ist auch die Belüftungstechnik für keimfreie OPs, große Kühlungs- und Heizungssysteme für die Gebäude und die Beleuchtung. Umgerechnet verbraucht ein Krankenhausbett jährlich so viel Energie wie vier Einfamilienhäuser.

Klimafreundliche Planung zahlt sich langfristig aus

Das Klimamanagement der Unfallklinik Murnau finanziert Investitionen aus dem laufenden Betrieb und prüft sämtliche Bereiche. So wird beispielsweise auf das klimaschädliche Narkosegas Desfluran komplett verzichtet. Bei Neuanschaffungen werden ressourcenschonende Technologien bevorzugt. Beispielsweise haben Sterilisationsgeräte für die Desinfektion medizinischer Instrumente den Stromverbrauch gesenkt, ebenso die neuen Filter in der OP-Belüftung. Johannes Wölfl ist Energiebeauftragter der Unfallklinik Murnau und ergänzt: "Unsere Fassadenheizung kann mit geringeren Temperaturen betrieben werden und wir setzen auf Wärmetauscher für die Zu- und Abluft, das hilft uns Kältemittel einzusparen." Insgesamt hat die Unfallklinik innerhalb von fünf Jahren ihren Energieverbrauch um zehn Prozent gesenkt, sie bewirbt sich für die Auszeichnung "Green Hospital PLUS" Bayern.

"Green Hospital PLUS Initiative" für Nachhaltigkeit

Seit dem Start der "Green Hospital Initiative Bayern" im Jahr 2011 wurden vom Gesundheitsministerium 22 Kliniken ausgezeichnet. Darunter Kliniken in Amberg, Würzburg, Gunzenhausen, Nürnberg, Neuendettelsau und Kaufbeuren. Das Leuchtturmprojekt "Green Hospital Lichtenfels" wurde 2018 zum Vorbild auf dem Weg zum umweltbewussten Krankenhaus. Der Neubau war das erste bayerische Krankenhaus, das nach dem Passivhausstandard gebaut wurde, gefördert mit acht Millionen Euro. Heute ist das Klinikum Teil der oberfränkischen SANA Kliniken AG.

Als Nachfolgeprojekt umfasst die "Green Hospital PLUS Initiative" neben Energieeffizienz auch den Umgang mit Natur und Menschen. Dazu zählen der Erhalt von Artenvielfalt, etwa durch Vogelschutzprojekte. Die "Green Hospitals" reduzieren ihren Wasserbrauch und kaufen regionale Produkte, dazu kommt ein verantwortungsvoller Umgang mit Patienten, Mitarbeitern und Lieferanten. Die Website des Gesundheitsministeriums bietet dafür eine Checkliste (externer Link).

Rund 100 bayerische Kliniken haben sich bereits in der Initiative vernetzt, das Interesse sei groß, so das bayerische Gesundheitsministerium. Seit 2023 erhielten insgesamt acht bayerische Kliniken den Titel "Green Hospital PLUS", drei Standorte der München Klinik, die Kreisklinik Ebersberg, das Klinikum Garmisch-Partenkirchen sowie Klinikum und Bezirkskrankenhaus Kempten. Eine finanzielle Zuwendung ist damit nicht verbunden. Das Gesundheitsministerium verweist darauf, dass der Freistaat kontinuierlich in seine Krankenhäuser investiere – im vergangenen Jahrzehnt mit rund 5,45 Milliarden Euro für Generalsanierungen oder Ersatzneubauten – und damit bereits aktiv zum Klimaschutz beitrage. Insgesamt sei die Bausubstanz der bayerischen Krankenhäuser in einem baulich guten bis zeitgemäßen Zustand.

Ärzte- und Krankenhausverbände fordern Klimafonds

Dr. Florian Gerheuser, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesärztekammer fordert Unterstützung, um Klimaschutzmaßnahmen schneller umzusetzen: "Die Kliniken müssen klimaneutral werden. Wir dürfen da nicht nachlassen." Der unverminderte CO2-Ausstoß, steigende Temperaturen und Wetterextreme wie Hitzetage gefährdeten dauerhaft die Gesundheit der Bevölkerung. Der nötige Umbau solle dabei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht aus den Beiträgen der Versicherten finanziert werden.

Das Einsparpotential durch ein besseres Klimamanagement ist groß, doch den meisten Kliniken in Bayern fehlt das Geld für Investitionen in besseren Klimaschutz. Viele Krankenhäuser steckten in der Krise, betont Roland Engehausen von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. "Acht von zehn Krankenhäusern verzeichnen Defizite, wir haben Insolvenzen. Deshalb ist es wichtig, einen eigenen zweckgebundenen Fördertopf zu bekommen." Auch wenn die Initiative "Green Hospital PLUS" wichtige Impulse gebe, seien Fördergelder in Milliardenhöhe nötig, um die nationalen und die bayerischen Klimaziele zu erreichen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert die Einrichtung eines Klimafonds in Höhe von 31 Milliarden Euro für den Umbau der Krankenhäuser bis 2035.

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